07.01.2005, 00:00 Uhr

Acter sichert Neat-Tunnel

Mit dem Sedruner Alptransit-Projekt konnte das Zürcher Start-up Acter einen namhaften Referenzanwender für seine drahtlose Zutrittslösung gewinnen.
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Dank des automatisierten Zutrittskontrollsystem können die Arbeiter im Fall eines Grubenunfalls rasch geortet werden. (Bild: Alptransit)
Wenn die Bergbauingenieure und Bauarbeiter die gewaltige Neat-Baustelle in Sedrun betreten, um den Tunnel weiter durch die Schweizer Alpen voranzutreiben, loggt sich jeder von ihnen in den Zent­ralcomputer mit Hilfe eines Langwellenradiosignals ein, das von einem Badge ausgesendet wird, den die Arbeiter ständig auf sich tragen. Jedes Mal, wenn jemand sich von einem Bereich zu einem anderen bewegt, werden Zu- und Austritt protokolliert. Würde ein Unglück passieren, so könnten die Rettungsmannschaften nur mit einem Blick auf den Computer feststellen, wo sich die Arbeiter befinden.
Das Zutrittssystem hat das kleine Zürcher Start-up ActerÖes zählt gerade mal fünf MitarbeiterÖentwickelt. Es bekam den Auftrag, nachdem die Baufirma, die Basler Batigroup, zwei Jahre lang vergeblich versucht hatte, die Lösung einer amerikanischen Anbieterin zum Laufen zu bringen. Acters System liess sich innerhalb von drei Monaten in Betrieb nehmen. Die Anwendung unterscheidet sich indes stark von den Visionen der Acter-Gründungsmitglieder, als sie die Jungfirma 1999 als Spin-off aus der ETH ausgliederten. Damalshatte man sich zum Ziel gesetzt, Computer- und On-linepasswörter mit einem eigenen kreditkartengrossen Gerät abzulösen, das auf Bluetooth-Datenübermittlung basierte und einen Leser für Finger­ abdrücke integrierte. Doch wie viele Ideen universitärer Spin-offs kam die Technik zu früh auf den Markt. Im Gegensatz zu anderen, die endlos lang im Forschungs- und Entwicklungsstadium dahindümpeln, passte sich Acter jedoch den Marktbedürfnissen an und hörte den Anwendern zu. "Wir haben unser Technik-Know-how analysiert und daraufhin zwei Geschäftsbereiche geformt: Einer liefert Lösungen, die auf Drahtlossoftware und -Know-how basiert, der andere kommerzialisiert das geistige Eigentum zur Biometrie", erklärt Acters CEO Beat Frei.
Acter beliefert Anbieter physischer Zutrittskontrollsysteme, etwa Bixi Systems und Alltronic, die Fingerabdrucksensortechnik plus zugehöriger Software vertreiben. "Der Markt für Biometrie ist heute da, wenn auch anders gelagert, als ursprünglich erwartet. Gefragt sind physische Hochsicherheits-Zutrittssysteme, etwa für Kernkraftwerke, Banktresore oder spezifische Anwendungen wie das Alptransit-Projekt", so Frei. Im Bereich Drahtloslösungen hat Acter ein System für Kaba Gilgen entwickelt, mit dem die Arbeiter elektronische Rolltüren programmieren können. Zudem stammt das erwähnte Sedruner Kontrollsystem für die Batigroup von ihr.
Acter kam ohne Werbung an die Aufträge, ihr Know-how verbreitet sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Anwender. Will Acter jedoch vom kleinen Ingenieurbüro zu einer internationalen Firma mit Millionenumsatz anwachsen, muss sie über Wiederverkäufer arbeiten respektive ihre Technik lizenzieren. Einige solcher Deals sind bereits unterzeichnet, etwa mit Synlogic aus Binningen, wo es um ein System zur Passwortgenerierung und Authentifizierung geht, sowie mit Motorola für einen chipbasierten Fingerabdrucksensor. Doch keine dieser Abmachungen wirft für die Kleinfirma massiv Umsatz ab. Laut Frei entwickelt Acter derweil eifrig weiter an ihren Biometrietechniken. Doch selbst er gibt zu, dass das Jungunternehmen dem Markt noch drei bis fünf Jahre voraus ist.



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