27.09.2011, 13:44 Uhr

Virtuelle Affen dichten Shakespeare nach

Ein paar Millionen virtuelle Äffchen sitzen derzeit hinter genauso virtuellen Tastaturen und erzeugen das Gesamtwerk von William Shakespeare.
Die virtuellen Affen sind eigentlich kleine Programme, die in völlig zufälliger Reihenfolge Buchstaben erzeugen. Diese Reihen werden sodann mit dem digital bereits verfügbaren Werk des englischen Dichters abgeglichen. Passt ein Wort, wird dieses übernommen. Wie der Initiator des Projekts, der US-amerikanische Programmierer Jesse Anderson, meint, hätten die virtuellen Äffchen dergestalt bereits 99,99 Prozent der Shakespeare-Gesamtausgabe nachgedichtet. Als erstes Werk hätten die fleissigen Schreiberlinge das Gedicht «A Lover's Complaint» (deutsch: Der Liebenden Klage) in ihre Tastaturen gehauen. Anderson hatte das Projekt ursprünglich gestartet, um sich selbst die Sprache Hadoop anzueignen und Amazons Coud-Computing-Angebot EC2 zu testen. Mit dem Java-basierten Framework Hadoop lassen sich rechenintensive Operationen ausführen. Zunächst ein reines Cloud-basiertes Unterfangen, engagierte Anderson zudem einen Desktop-PC. Dieser bezweckte, dass die Tippgeschwindigkeit der virtuellen Äffchen zunahm. Inspiriert wurde Anderson von einer Folge der US-Zeichentrickserie Simpsons, bei der Mr. Burns Homer in seiner Villa einen Raum zeigt, in dem Affen auf Schreibmaschinen herumtippen, wobei eines von ihneneinfehlerhaftes Zitat von Charles Dickens liefert. Lesen Sie auf der nächsten Seite, ob das Infinite-Monkey-Theorem möglich ist. Daneben soll die Aktion auch folgende Frage beantworten und das so genannte Theorem der endlos tippenden Affen bestätigen: Wäre es möglich, dass eine unendlich grosse Zahl an virtuellen Tippsen, die eine unendliche Anzahl von Schreibmaschinen traktieren, es fertig bringen, per Zufall das Gesamtwerk von Shakespeare zu erstellen. «Keine Chance», meint Ian Stewart, emeritierter Mathematikprofessor der Warwick-Universität. Seinen Berechnungen zufolge würde es viel länger dauern als die Lebenszeit des Universums, bis die Progrämmchen eine tadellose Kopie der kompletten Shakespeare-Ausgabe - bestehend aus 3'695'990 Zeichen - reproduziert hätten. «Bis das Ende der Welt da ist, wird es wohl eine Ausgabe geben, die bis auf einen oder zwei Tippfehler vollständig ist», argumentiert er. «Allen anderen Büchern, die kürzer sind, gebe ich eine mathematische Chance», meint Stewart. Aber Shakespeares Werk sei schlicht zu umfangreich.

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