31.10.2013, 12:19 Uhr

Swisscom sucht nach dem «Golden Nugget»

Die Swisscom will als Investor von Start-ups die Profite erzielen, welche im Kerngeschäft verloren gegangen sind. Bisher scheint die Strategie aufzugehen.
Dominique Mégret, Head of Swisscom Ventures, will das Unternehmen finden, das für Swisscom zur «eierlegenden Wollmilchsau» wird
Der Swisscom ging es auch schon besser. In den letzten Quartalen musste ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"63224","page":0,"text":"regelm\u00e4ssig","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#! ein knapp zweistellig gesunkener prozentualer Reingewinn vermeldet werden, einer der Hauptgründe sind Preiserosionen im Mobilfunkmarkt. Nächste Woche stellt die Swisscom neue Quartalzahlen vor, es ist nicht davon auszugehen, dass der Trend gestoppt wurde. Bereits heute ist die Hälfte der Swiscom-Umsätze «at risk», erzählt Swisscoms KMU-Chef Roger Wüthrich-Hasenböhler an einer Presseveranstaltung. Ein Beispiel dafür ist die aufkommende VOIP-Telefonie, bei der Swisscom nur noch mit der Internetverbindung Geld verdienen kann, aber nicht mehr mit der eigentlichen Kommunikation.

3-Säulen-Konzept

«Als ICT-Provider müssen wir schauen, dass wir auch in 5-10 Jahren noch innovativ sind», sagt darum Wüthrich. Seine Strategie: in Start-ups investieren. Das macht Swisscom seit 15 Jahren, aber erst seit 6 Jahren hat man dafür auch eine Strategie und nennt sie 3-Säulen-Konzept.
  • 1. Säule: End-2-End-Betreuung. Hier werden Starthilf-Packages für Start-ups angeboten. Diese beinhalten Swisscom-Infrastruktur wie Server oder Handys zu speziellen Konditionen und sollen ohne Profit für Swisscom ausgegeben werden, betont Wüthrich. Jedes Jahr beziehen 9000 Start-ups diese Dienstleistung.
  • 2. Säule: Infrastruktur: Swisscom arbeitet mit vier Schweizer Inkubatoren (Blue Lion in Zürich, Basecamp for High Tech in Bern, Campus EPF Lausanne und Technologiepark Basel) zusammen. Diese stellen Start-ups Räumlichkeiten und Coaching zur Verfügung, rund 50 Start-ups erhalten diese Hilfe.
  • 3. Säule: Venturing. Die Interessanteste Strategie der Swisscom ist diejenige, als Kapitalgeber (max. 30 Prozent Beteiligung) aufzutreten. Das Ziel dabei ist nicht, Neuakquisitionen zu machen sondern die Firmen gewinnbringend zu verkaufen, sogenannte Exits.  Swisscom unterscheidet zwischen sogenannten «Evergreens» und «Early Startes».
Erste sind vor allem Firmen, die im Kerngeschäft der Swisscom tätig sind, beispielsweise Amplidata, ein Unternehmen, das sich auf Cloud-Software spezialisiert hat. Für insgesamt 35 solcher Unternehmen hat Swisscom in den letzten 6 Jahren 100 Millionen Dollar ausgegeben, 20 der Unternehmen kommen aus der Schweiz. 6 Exits gab es bisher, mit LiveroVision und Solvaxis sind auch 2 Schweizer Firmen dabei. Wie viel damit verdient worden ist, will Dominique Mégret, Leiter Swisscom Ventures, nicht sagen. Aber erst 4 dieser Evergreens sind gescheitert, für Venturing eine starke Quote. Und die Erträge scheinen derart gut zu sein, dass Mégret erzählt, kein neues Geld mehr ins Evergreen-Programm zu stecken. Neue Firmen sollen von den Gewinnen unterstützt werden, mehr als 100 Millionen Franken will man aber auch zukünftig nicht investieren. Was darüber ist, kann die Swisscom als Gewinn verbuchen. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Das Golden Nugget

###BILD_43602_left###Early Starters als Schweizer Hoffnung

Das Programm der Early Starters ist ungefähr ein halbes Jahr alt und nur für Schweizer Firmen gültig. Diese müssen aber nicht zwingend aus der IT kommen, so befindet sich im aktuellen Portfolio unter anderem eine Firma, die Solarzellen herstellt. Diese Firma, g2e glass2energy, hat für Mégret das grösste Potenzial, weil sie einen Milliardenmarkt beliefern könnte. Potenzial ist denn auch das Stichwort bei der Venturing-Strategie, Roger Wüthrich spricht von der «Suche nach dem Golden Nugget». Wenn 20 Prozent der Investments grosse Erfolge bringen, können damit die anderen 80 Prozent finanziert werden, rechnet Wüthrich vor.

Das neue Skype?

Dass so ein Golden Nugget bei den jungen Schweizer Firmen dabei ist, hofft natürlich auch die Swisscom. Um sich die richtigen Unternehmen zur Unterstützung auszusuchen, hat man ein 4-köpfiges Team im Sillicon Valley aufgebaut, das Technik-Entwicklungen im Auge behält. Warum? «Die Amerikaner sind uns in der IT ungefähr 3 Jahre voraus», sagt Wüthrich. Diesen Technikvorsprung will die Swisscom verringern, auch ein Grund für das Investment in die Start-ups. «Als Grosskonzern sind wir in neuen Geschäftsfeldern nicht so schnell wie Start-ups», sagt Wüthrich. Er und sein Team prüfen darum jedes Jahr bis zu 300 Business-Plänen von Schweizer Start-ups, pro Jahr werden 3-4 davon unterstützt. Für diesen Plan will Swisscom in den nächsten 5 Jahren mindestens 10 Millionen Franken ausgeben, immer auf der Suche nach dem Golden Nugget. Entdeckt Swisscom dadurch das neue Facebook oder Skype, die Probleme im Kerngeschäft wären nicht mehr so wichtig.



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