Update 04.03.2009, 12:44 Uhr

Swisscom muss Federn lassen

Der Schweizer Telekom-Platzhirsch Swisscom erwirtschaftete 2008 ein Umsatzplus von zehn Prozent. Dennoch ist der Reingewinn um mehr als 15 Prozent geschrumpft.
Wie Swisscom heute in Zürich mitteilte, konnte der Telekom-Gigant 2008 seinen Umsatz um zehn Prozent auf 12,198 Milliarden Franken erhöhen. Das Wachstum des Nettoumsatzes ist allerdings auf die Übernahme des italienischen Internetproviders Fastweb im Jahr 2007 zurückzuführen. Ohne das Tochterunternehmen ist der Swisscom-Erlös gerade einmal um magere 0,4 Prozent gewachsen.
Rund vier Milliarden Franken des Umsatzes entfallen auf das Geschäft mit Business-Kunden. Swisscom-CEO Carsten Schloter sieht vor allem das Outsourcing-Geschäft als Chance in der jetzigen schwierigen Wirtschaftslage. In dieser Sparte konnte der Telekom-Konzern laut eigenen Angaben in den ersten zwei Monaten 2009 einen Auftragseingang von 250 Millionen Franken verbuchen.
Obwohl der Schweizer Telekom-Platzhirsch seinen Umsatz 2008 steigern konnte, ist der Reingewinn um 15,5 Prozent auf 1,751 Milliarden Franken gesunken. Laut Swisscom ist dies vor allem auf den Gewinn aus der Veräusserung von Antenna Hungária im Jahr 2007 und auf den Aufwand für die vorzeitige Auflösung von langfristigen Leasingvereinbarungen 2008 zurückzuführen. Die Nettoverschuldung konnte der Telekom-Riese im vergangenen Jahr um 4,6 Prozent auf 9,86 Milliarden Franken senken. Somit wurden 2008 insgesamt etwa 500 Millionen Franken Schulden abgebaut.

Kundenwachstum im Festnetz- und Mobilfunkbereich

Die Zahl der DSL-Breitbandanschlüsse ist Swisscom zufolge 2008 um 154'000 auf 1,76 Millionen gestiegen. Im Mobilfunksegment konnten 363'000 neue Kunden gewonnen werden. Total setzten damit Ende 2008 5,37 Millionen Handy-Nutzer auf den Schweizer Platzhirsch. Bei Bluewin TV hat sich die Kundenbasis innert Jahresfrist auf 118'000 verdoppelt, heisst es.

Swisscom baut Glasfaserinfrastruktur aus

Im September 2008 ist der Ausbau des Glasfasernetzes in Zürich, Basel und Genf angelaufen. 2009 soll er in weiteren Städten fortgesetzt werden. Swisscom will bis Ende 2009 rund 100'000 Haushalte anschliessen und bis Ende 2015 bereits über 1 Million Haushalte versorgen. Zudem will der Fernmelderiese die VDSL-Technik (Very High Speed Digital Subscriber Line) in Wohngebieten ausbauen - basierend auf Fibre to the Curb (FTTC). Damit sollen höhere Bandbreiten garantiert werden.

"Regulierung wäre Gift"

Nach Ansicht von Swisscom ist eine Regulierung beim Glasfaserausbau nur im Interesse von Marktteilnehmern, die sich nicht an den Investitionen beteiligen. Eine Revision des Fernmeldegesetzes zum heutigen Zeitpunkt schaffe mindestens zwei Jahre Rechtsunsicherheit und hemme damit Investitionsanreize. Schloter schiesst in dieser Hinsicht scharf gegen die zuständigen Behörden und meint, dass eine Regulierung im Augenblick Gift wäre.
Hinsichtlich des laufenden ADSL-Verfahrens (siehe: "ADSL-Preispolitik: Weko rügt Swisscom") sieht Swisscom keinen Missbrauch der festgestellten Marktbeherrschung. Die Wahrscheinlichkeit von der Weko in dieser Angelegenheit zu einer Busse verurteilt zu werden, beziffert der Konzern mit unter 50 Prozent.

Verhaltener Ausblick auf 2009

Aufgrund von Wettbewerbsdruck und Regulierung erwartet Swisscom in der Schweiz 2009 ein rückläufiges Geschäft in der Schweiz. Ohne Fastweb rechnet der Fernmelderiese mit einem Nettoumsatz zwischen 9,2 und 9,3 Milliarden Franken für das laufende Geschäftsjahr. Verglichen mit 2008 wären dies rund 300 Millionen Franken weniger.

Coop-CEO soll in den Swisscom-Verwaltungsrat

Des Weiteren teilt der Konzern mit, dass Coop-CEO Hansueli Loosli in den Verwaltungrat einziehen soll. Er wird Fides Baldesberger ersetzen, die sich Swisscom zufolge aus beruflichen Gründen keiner Wiederwahl stellt. Loosli ergänze mit seiner langjährigen Markterfahrung im Detailhandel und der Industrie den Verwaltungsrat ideal und werde den Kundenfokus von Swisscom weiter stärken, heisst es.
Harald Schodl



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