17.06.2014, 13:10 Uhr

Poker um Publigroupe scheint entschieden

Der Übernahmepoker um die Publigroupe scheint beendet. Nach einer Erhöhung des Angebotspreises empfiehlt der Verwaltungsrat der Publigroupe den Aktionären nun die Annahme des Swisscom-Angebots.
Die Übernahme der Publigroupe durch Swisscom scheint beschlossen zu sein
Der Übernahmepoker um die Publigroupe scheint beendet. Nach einer Erhöhung des Angebotspreises auf 214 Franken pro Aktie durch die Swisscom empfiehlt der Verwaltungsrat der Publigroupe den Aktionären nun die Annahme des Angebots. Dem Angebot bereits zugestimmt haben offenbar die verblieben Grossaktionäre Erbengemeinschaft Alfred Borter, Jean-Robert Gerstenhauser Stiftung und die Consuela Stiftung. Sie hätten sich verpflichtet, das erhöht Angebot der Swisscom anzunehmen und ihre Aktion im Übernahmeangebot der Swisscom anzudienen, teilte die Swisscom am Dienstagmorgen mit.

Tamedia als Ursprung des Übernahmepokers

Begonnen hatte der Kampf um die Publigroupe am 17. April. Da hatte das grösste Schweizer Medienunternehmen Tamedia ein Übernahmeangebot für die Publigroupe von 150 Franken pro Aktie bekannt gegeben. Am Vortag des Angebotes hatten die Papiere der Publigroupe auf 126,60 Franken geschlossen.

Der Tamedia ging es dabei von Anfang an erklärterweise um den Verzeichnisdienst local.ch, an dem die Publigroupe 50 Prozent hält (die übrigen 50 Prozent gehören der Swisscom). Tamedia wollte mit der Übernahme von local.ch die Position des eigenen Verzeichnisdienstes search.ch stärken, indem Synergien genutzt werden sollten. Denn während local.ch äusserst profitabel arbeitet (200 Millionen Franken Umsatz sowie ein Betriebsgewinn von rund 50 Millionen Franken), gelingt search.ch der Sprung in die schwarzen Zahlen nur knapp.

Den Weg für das Übernahmeangebot frei gemacht hatte derweil der Verkauf der wenig rentablen Publicitas durch die Publigroupe Anfang April. Denn erst dadurch wurde der Blick auf das «Filetstück» local.ch freigelegt.

Swisscom steigt in Bieterkampf ein

Der Verwaltungsrat der Publigroupe gab sich kurz nach dem initialen Übernahmeangebot der Tamedia noch bedeckt. In einer ersten Stellungnahme nannte der VR das Angebot «überraschend» und empfahl den Aktionären, die Prüfung und Empfehlung des Angebotes durch den VR abzuwarten.

Am 25. April, also gut eine Woche nach dem Angebot der Tamedia, stieg die Swisscom in den Kampf um local.ch ein. Der Verzeichnisdienst, welcher für Swisscom eine strategische Bedeutung hat, sollte ganz übernommen werden. Der Telecom-Riese und Anteilsinhaber von local.ch bot also der Publigroupe 230 Millionen Franken für deren Anteile an der LTV Gelbe Seiten AG sowie der Swisscom Directories AG.

Auch in der Reaktion auf das Swisscom-Angebot zeigte sich der VR der Publigroupe bedeckt. Man habe das unverbindliche Angebot der Swisscom zur Kenntnis genommen, und man werde zur gegeben Zeit dazu Stellung nehmen, hiess es damals in einer Mitteilung des Gremiums.

Tamedia offensiv - Swisscom schlägt zurück

Nach dem Angebot der Swisscom war es längere Zeit relativ ruhig im Übernahmekampf. Tamedia erhöhte sukzessive ihren Anteil an der Publigroupe, jedoch wurden dem Medienunternehmen nicht so viele Aktien angeboten, wie wohl ursprünglich erhofft. Am 14. Mai gelang dann die Übernahme eines grösseren Paketes von Anteilsscheinen des Grossaktionärs Tweedy Browne für 190 CHF pro Aktie, wodurch die Beteiligung der Tamedia an der Publigroupe von 7,3 Prozent auf neu 17,6 Prozent stieg.

Zeitgleich erhöhte Tamedia das Übernahmeangebot für Publigroupe auf 190 CHF pro Aktie. Aber auch nach der Erhöhung des Angebots gab sich der VR der Publigroupe weiterhin bedeckt. Man habe die Transaktion zur Kenntnis genommen und werde nun das definitive Angebot abwarten, hiess es damals auf Anfrage von AWP.

Kurz darauf schlug Swisscom zurück. Der Telekomriese gab am 16. Mai seinerseits ein Übernahmeangebot von 200 CHF pro Aktie bekannt, diesmal für die gesamte Publigroupe. Im Zentrum des Übernahmeangebotes stand nach wie vor der Verzeichnisdienst local.ch, die übrigen Minderheitenbeteiligungen der Publigroupe wollte die Swisscom veräussern. Auch hier gab sich der VR wieder bedeckt und wollte das "definitive" Angebot abwarten.

Zusammen ist man stärker

Kurz nach dem Angebot der Swisscom von 200 Franken pro Aktie stiegen die Kurse der Publigroupe-Titel deutlich an. Der Markt spekulierte wohl auf eine weitere Erhöhung des Übernahmeangebotes beim Bieterkampf zwischen Tamedia und Swisscom, bis schliesslich am 26. Mai ein Höchstkurs von 214,00 Franken pro Aktie erreicht wurde.

Nun setzte ein Wandel in der bisherigen Strategie der beiden Konkurrenten Tamedia und Swisscom ein. Am 27. Mai einigten sich die beiden Unternehmen darauf, dass die Swisscom die Publigroupe übernehmen soll. Dafür sollte nach der angestrebten Übernahme der Publigroupe durch die Swisscom die beiden Verzeichnisdienste local.ch und search.ch in eine gemeinsame Tochtergesellschaft eingebracht werden.

Dabei soll Swisscom 69 Prozent an der gemeinsamen Tochtergesellschaft halten und das Unternehmen konsolidieren. Die Beteiligung der Tamedia würde bei 31 Prozent liegen. Die beiden neuen Partner wollen das vereinigte Verzeichnisgeschäft «zu einer starken Schweizer Alternative zu Google» weiterentwickelt, wobei sowohl local.ch als auch search.ch als eigenständige Angebote im Nutzermarkt weitergeführt werden, teilten Swisscom und Tamedia damals mit.

Die Kehrtwende im Übernahmekampf verfehlte ihr Ziel nicht, denn kurz nach der Bekanntgabe der Übereinkunft sank der Kurs der Publigroupe Titel wieder auf unter 200 Franken. Der Markt glaubte wohl nicht mehr an einen dritten Bieter für Publigroupe.

Und nun ist das wohl definitive Angebot der Swisscom bei 214 Franken pro Aktie, die Aktien schlossen am Montagabend auf 202,30 Franken. Vergleicht man die gebotenen 214 Franken mit dem Schlusskurs von 126,60 Franken am 16. April, einen Tag bevor der Übernahmekampf durch die Tamedia lanciert wurde, haben die Titel in den vergangenen zwei Monaten 69 Prozent zugelegt.



Das könnte Sie auch interessieren