Teams 18.01.2013, 11:00 Uhr

Lernen von der Wikipedia

Die Gruppe ist klüger als das Individuum, lautet die landläufige Überzeugung. Damit die Vielen wirklich eine bessere Leistung erzielen, müssen aber einige Faktoren stimmen.
Heiko Rauhut von der Universität Zürich studierte die Weisheit der Masse
UZH News Wie ausgezeichnete Beiträge in der Wikipedia entstehen, ist wenig transparent. Zwar liegen alle Autoren und Bearbeitungsschritte offen, welche Experten sich aber hinter den Benutzerkürzeln verbergen, ist nicht immer offensichtlich. Die prämierten Lexikoneinträge mit vielen Autoren und Korrekturschritten demonstrieren allerdings, dass das Wissen der Masse der Kenntnis Einzelner häufig überlegen ist. Um die Bedingungen zu ermitteln, unter denen Crowd-Sourcing oder auch Teamarbeit funktioniert, hat Heiko Rauhut vom Institut für Soziologie der Universität Zürich zusammen mit Wissenschaftlern der ETH Zürich diverse Labortestsunternommen. Ein Erfolgsfaktor ist laut Rauhut die Zusammensetzung der Gruppe: Heterogene Teams liefern qualitativ hochwertigere Resultate als Gemeinschaften ähnlich denkender Personen. Ausserdem sind die Leistungen umso besser, desto weniger sich die Teilnehmer untereinander beeinflussen. In Versuchen mit mehreren unabhängigen Gruppen konnte Rauhut zeigen, dass die Qualität von Resultaten sinkt, wenn Probanden die Meinungen anderer kennen. Drei Gruppen hatten mehrere Wissensfragen zu beantworten. Das erste Team bekam nach der jeder der fünf Fragerunden den Mittelwert der abgegebenen Zahlen mitgeteilt, der zweiten Gruppe wurde die Verteilung aller Werte gezeigt. Das dritte Team musste die Antworten ohne einen externen Anhaltspunkt geben. Die besten Ergebnisse lieferte die Kontrollgruppe, die zur Meinungsbildung keine Mittelwerte oder Verteilung präsentiert bekam. «Menschen können in die Irre geführt werden, wenn sie erfahren, was andere denken», resümiert Rauhut. Nächste Seite: Geld als Motivationshilfe
Ein ertragsreiches Ergebnis kann eine Motivation von Teamarbeit sein, eine bestmögliche Lösung eines Problems eine andere. Selbstverständlich wirken auch monetäre Anreize. Wie Rauhut weiss, funktioniert Geld allerdings nicht bei allen Fragestellungen als Antrieb. «Sind Fakten und Einschätzungen das Ziel, motiviert Geld. Bei Meinungs- oder Wertefragen lässt sich der Mechanismus nicht anwenden», erklärt der Soziologie-Experte und schliesst an: «Die Erfahrung zeigt, dass bereits kleine Geldbeträge als Motivationsquelle ausreichen.» Unternehmen müssten keine hohen Prämien versprechen, um Mitarbeiterteams zu besserer Leistung zu motivieren. Wie stark der Anreiz auch kleiner Beträge ist – maximal 1,40 Franken wurden pro richtiger Antwort gezahlt – beobachteten Rauhut und Kollegen bei weiteren Versuchen: Probanden gaben Schätzwerte über einen relativ grossen Bereich hinweg an, um zu vermeiden, dass sie am Schluss leer ausgehen.



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