18.06.2007, 08:29 Uhr

«Geiz ist geil» allein reicht nicht

Der Online-Einkauf ist zwar sehr beliebt, doch die Unterschiede der Angebote verwischen immer mehr. Differenzierung ist unumgänglich.
Längst greift, wer eine Hypothek oder Versicherung sucht, wer eine Wasch- oder Kaffeemaschine, ein Handy oder eine Kamera kaufen will, auf online verfügbare Portale zurück. Zu den bekanntesten hiesigen Anbietern gehören «suche.ch», «comparis.ch», «preissuchmaschine.ch» und das Portal «toppreise.ch».
Hinter suche.ch steht die 25-köpfige im St.Gallischen Wil ansässige Firma Crea Swiss, die seit einem halben Jahr auch das Produktevergleichs-Portal «preise.ch» aufgeschaltet hat. Die Plattform, die zur Zeit insbesondere Geräte der Unterhaltungselektronik wie Computer und Digitalkameras umfasst, wird ständig mit neuen Produkten ausgebaut. Simon Hengartner, Leiter Verkauf und Markting bei Crea Swiss, meint, dass in den virtuellen Shops von preise.ch wie beim Discounter um die Ecke eingekauft werden könne.
Dahinter steht ein Geschäftsmodell, das für sich in Anspruch nimmt, erhebliche Differenzen zu dem anderer Player im Schweizer Markt aufzuweisen. Denn laut Hengartner steht weder die Werbung noch der blosse Einkauf oder ein simpler Preisvergleich im Vordergrund: «Wir wollen unseren Kunden mit diversen zusätzlichen Diensten mehr als nur Preislisten liefern».
Darum zeigt eine Bildschirmansicht bis zu sechs verschiedene Artikel im Vergleich. Den Produkten sind jeweils Datenblätter hinterlegt. Zudem sind alle verfügbaren Testberichte, in deutscher und englischer Sprache, mit dem jeweiligen Produkt verlinkt. - Dazu arbeiten die Wiler mit dem Portal «alatest.ch» zusammen.
Um den Kundendienst und die Werbemöglichkeiten der Händler nicht zu vermischen und die damit unumgänglichen Kompromisse eingehen zu müssen, existiert bei preise.ch keine Abrechnungsmöglichkeit nach Clicks. Händler zahlen einen Pauschalpreis von 100 Franken pro Banner und Monat. Somit sei Crea Swiss weder vom Pay-per-Click-Prinzip noch von der Vergütung pro verkauftem Gerät abhängig, meint Hengartner: «Die Angebote können wir also frei von Werbung halten».
Neben den integrierten Zusätzen mit Datenblättern und Testberichten liefert das Portal Suchfunktionen etwa nach Regionen und Preisen. Zudem existiert eine Filterfunktion zur Begrenzung der Produkteauswahl. Und ausserdem erlaubt das aktuelle Anwendungskonzept von preise.ch, alle Funktionen über ein Internet-fähiges Handy zu nutzen. Das Portal umfasst inzwischen rund eine Million Online-Angebote.
Hengartner verweist ausserdem auf das Bewertungs-Tool für die Shops des Portals. Vorgenommen wird die Klassifizierung von Crea Swiss selbst. Beispielsweise lassen sich Händler, die zwar schnell Kasse machen, aber eine schlechte Liefermoral haben, damit leicht herausfiltern.
Grenzen sind den Online-Portalen allerdings dann gesetzt, wenn sich Händler wie etwa M-Electronics, Fust, Interdiscount und Media-Markt nicht listen lassen. Dennoch gibt sich die Online-Branche optimistisch: Marktforscher von E-Marketer prognostizieren, dass bis 2010 eine Verdoppelung des Anteils für den Online-Verkauf auf zehn Prozent des gesamten Einzelhandelsumsatzes erreicht werden soll. Kundenbindung, so Hengartner, werde auch in diesem Sektor immer wichtiger: «Der Kunde will stärker qualitativ gewichtete Informationen». «Geiz-ist-geil» genügt auch im Online-Geschäft nicht mehr.
Volker Richert



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