Carsten Schloter 08.02.2013, 17:14 Uhr

«Früher wäre unsere Aktie nach so einer Ankündigung noch abgestürzt.»

Swisscom Chef Carsten Schloter spricht im Interview mit dem «Tages-Anzeiger» über die Konkurrenz durch Cablecom und warum er glaubt, dass reine Mobilfunkanbieter in Zukunft nur noch Nischenplayer sein werden.
Carsten Schloter denkt, dass Replay-TV ein grosses Plus für seine Swisscom ist
Swisscom-Chef Carsten Schloter hat sich einen Tag nach der Verffentlichung der Geschftsjahrzahlen im «Tages-Anzeiger» zu seinem Unternehmen geäussert. Die wichtigsten Punkte: Schloter über… ...die Ankündigung, vermehrt ins Netz zu investieren Wir sind überzeug, dass es richtig ist, mehr ins Netz zu investieren. Der Kapitalmarkt hat verstanden, dass es in der Telecomindustrie langfristige Investitionen braucht, um erfolgreich zu sein. Vor ein paar Jahren wäre unsere Aktie nach so einer Ankündigung noch abgestürzt.  …den Wettbewerb mit Cablecom Cablecom hat den Vorteil, dass Kunden den Fernseher in die TV-Buchse einstöpseln und Digital-TV empfangen können. Bei uns braucht es dafür ein eigenes Gerät. Dafür hat die Cablecom den Nachteil, nicht zu den Kunden sondern zu den Hauseigentümern eine Beziehung zu haben.  ..die Strategie im TV-Bereich Es gibt künftig zwei Möglichkeiten, sich auf der Preisseite zu differenzieren: die Funktionalität des Angebots oder die Inhalte. Hier spielt sich die Schlacht der Zukunft ab. Cablecom mit ihrem Mutterkonzern Liberty Global hat bei internationalen Inhalten einen Vorteil, wir werden auf nationale Inhalte setzen. Zudem bieten wir die Replay-TV-Funktion an, die jeder vierte Swisscom-TV-Kunde nutzt. Das ist ein Schwachpunkt der Kabelnetze. Dass die Cablecom kein Replay-TV anbietet, ist kein Zufall. Ihr fehlt die nötige Infrastruktur.  …warum Cablecom plötzlich ein Handynetz bauen sollte Durch den Aufkauf von Virgin Media durch Liberty Global kann die Cablecom internationale Inhalte potentiell noch günstiger einkaufen. Auf der anderen Seite stellt sich die Frage, ob Cablecom und Liberty irgendwann in eine eigene Mobilfunkinfrastruktur investieren müssen. In diesem Fall würde die geografische Breite des Konzerns zur Herausforderung. Sie können auch bestehende Netze übernehmen. In zehn Jahren wird es in Europa pro Land zwei, maximal drei integrierte Infrastrukturanbieter geben. Mehr verträgt es aufgrund der anstehenden Investitionen nicht. Auch die Integration von Fest- und Mobilnetz wird wichtig.  …die Zukunft reiner Mobilfunkanbieter Die haben keine Zukunft. Höchstens in einer Nische. Das bedeutet aber nicht, dass Orange verschwindet. Wie die Zukunft aussieht, ist auch eine politische Frage.  ..über den Erfolg der neu eingefhrten Handytarife Heute wechseln viermal mehr Kunden von Sunrise und Orange zu uns als umgekehrt. Vorher war das Verhältnis ausgeglichen. Darum gehe ich davon aus, dass unser Marktanteil weiter wächst. Ich habe aber die Zahlen der Konkurrenz noch nicht. 



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