Messen, um zu managen 26.06.2006, 10:59 Uhr

Chancen und Risiken von RFID

Die RFID-Technik eröffnet die Chance, Prozessdaten der Industrie in bisher nicht verfügbarer Auflösung zu erfassen. Dennoch sind die Möglichkeiten von RFID nicht unbegrenzt, der Einsatz nicht überall betriebswirtschaftlich sinnvoll.
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Professor Elgar Fleisch von der ETH Zürich diskutiert Chancen und Risiken von RFID.
Jedes physische Objekt, etwa ein Produkt imRegal eines Supermarkts, kann mit Hilfe von RFID (Radio Frequency Identifier) eindeutig identifiziert werden, zum Beispiel anhand einer weltweit nur einmal existierenden Nummer. In Zukunft liesse sich damit eine eigene Internetseite mit elementaren Informationen, wie Herkunft, Herstellungsdatum und Inhaltsstoffen sowie zusätzlichen Service- und Dienstleistungsangeboten verknüpfen. Dies ist einer der entscheidenden Vorteile gegenüber dem im Handel bisher eingesetzten Barcode, der lediglich die Identifikation von Produktgruppen zulässt.
Grundsätzlich viel versprechend ist der Einsatz von RFID überall dort, wo akkurate und konsistente Daten benötigt werden. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass der physische Lagerbestand von den Lagerbestandsdaten des Warenwirtschaftssystems teilweise im zweistelligen Prozentbereich abwich. Wie aber soll ein System beziehungsweise Unternehmen effektiv gesteuert werden, wenn die dazu erforderlichen Daten nicht korrekt sind oder gar nicht erst gemessen werden können? Durch die sinkenden Preise der RFID-Komponenten wird in Zukunft auch das Messen beziehungsweise Erfassen von Daten günstiger, das heisst es kann häufiger und vor allem feingranularer, mit höherer Auflösung, gemessen werden.
Es geht also nicht nur um RFID, sondern grundsätzlich um das «Machine Sensing» beziehungsweise die Industrialisierung des Verkaufsraumes. Eins ist aber auch klar: Der Trade-off einer RFID-Implementierung muss sorgfältig abgewogen werden. Früheren Visionen zum Trotz ist der Einsatz von RFID vor allem in Prozessen betriebswirtschaftlich sinnvoll, die heute nicht beherrscht werden, im Gegensatz zu solchen, die bereits durch eine andere Auto-ID-Technik wie dem Barcode nahezu vollständig unter Kontrolle sind.
Ein weiteres Feld, in dem RFID ein grosses Einsatzpotenzial vorausgesagt wird, ist die Vermeidung beziehungsweise Auffindung von Produktfälschungen. Schätzungen zufolge werden ca. sieben Prozent des Welthandelsvolumens durch Produktfälschungen generiert. Besonders der Zoll ist bemüht, Fälschungen aufzuspüren, allerdings stehen den Beamten lediglich bisher ihre Erfahrung, die Kenntnis von Merkmalen, die ein Originalprodukt eines Herstellers aufweisen muss, sowie das Glück zur Verfügung.
Das in den kommenden Jahren am häufigsten verkaufte Gerät mit integriertem RFID-Reader allerdings dürfte das Mobiltelefon sein.
Warum RFID gerade für Handys hochinteressant ist und welche konkreten Einsatzgebiete für RFID-Tags in nächster Zukunft Realität werden, lesen Sie im Artikel von Elgar Fleisch und Patrick Schmitt von der ETH Zürich in der kommenden Computerworld-Ausgabe vom 30. Juni.
Catharina Bujnoch



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