Das Büro verändert sich im Turbo-Modus

Hybride Arbeitsmodelle setzen sich durch

Gemischtes Arbeiten – teils im Büro, teils im Home Office – war 2022 oft schon selbstverständlich. Für Arbeitswissenschaftler kommt es auf Branche und Standort an, wie schnell weitere Veränderungen nun in Bürowelten einziehen. Die Pandemie war für sie nur Beschleuniger einer Entwicklung, die in der IT-Branche und bei grossen Industrieunternehmen schon vor rund zehn Jahren begonnen hat.
Für Soziologin Radmanesch vom Tübinger Forschungsinstitut für Arbeit, Technik und Kultur geht es dabei um das Aufbrechen angestammter Arbeitsstrukturen – weg vom Herrschaftswissen Einzelner, hin zu Teams. Hinzu kommen ihren Worten zufolge klare und kleinteiligere Arbeitsaufteilung, Transparenz, viel dichter getaktete Effizienz-Nachweise und eine laufende Fehleranalyse. Das Tempo bestimme vor allem der ökonomische Druck, der auf Unternehmen laste: Optimierung, Rationalisierung, Wettbewerb.
Nicht alle Beschäftigten kommen bei der Vielzahl der technischen und sozialen Neuerungen in immer kürzeren Abständen mit, wie die Wissenschaftlerin sagt. Radmanesch promoviert gerade zum Thema Ingenieure in der neuen Arbeitswelt. Zweifel kämen manchmal nicht nur den Älteren, sondern auch Berufseinsteigern, berichtet sie. «Ein Ingenieur fand zum Beispiel seine Einarbeitungszeit cool. Doch sein ganzes Berufsleben wollte er nicht unter diesem permanenten Effizienzdruck stehen.»
Radmanesch ist Mitte 30. Sie fiel selbst aus allen Wolken, als sie von Berlin nach Tübingen zog und dort damals kein Fahrrad mit ihrem Handy ausleihen konnte. Sie traf auf Uni-Institute, die Digitalisierung kritisch sahen und es jetzt mit künstlicher Intelligenz wie dem Schreib- und Rechercheprogramm ChatGPT zu tun bekommen. Für Radmanesch ist Digitalisierung in der Stadt Hegels und Hölderlins kein Widerspruch. Sie sieht in ihnen Vordenker einer geistigen Welt, in der Wissen vom einzelnen Menschen unabhängig gemacht wird. Es gehe darum zu lernen, neue Wissensquellen klug anzuzapfen.



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