03.07.2017, 14:44 Uhr

Schweizer bevorzugen lokale Cloud-Angebote

Schweizer Unternehmen bevorzugen gerade in Sachen ERP lokale Cloud-Anbieter. Diese dominieren hier den Markt, weiss die Studie «ISG Provider Lens Switzerland 2017 Cloud Transformation/Operation Services & XaaS» der Experton Group.
Die Experton Group hat die vierte Ausgabe der Studie «ISG Provider Lens Switzerland 2017 Cloud Transformation/Operation Services & XaaS» veröffentlicht. Diese lief bislang unter der Bezeichnung «Cloud Vendor Benchmark Schweiz». Dabei werden drei Hauptgebiete des Cloud-Angebots beleuchtet: Anbieter, welche Firmen bei der Cloud-Einführung beraten und begleiten, Anbieter von sogenannten «Managed Services» und schliesslich Provider von Software-as-a-Service (SaaS). In letzterem Bereich wurden zudem Anbieter von ERP- und UCS-Diensten genauer unter die Lupe genommen.
Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden von Anfang Februar bis Mitte März 2017 über 200 Anbieter identifiziert, die im Schweizer Markt Cloud-Services und -Dienstleistungen offerieren. Aus dieser Grundgesamtheit wurden letztlich 61 Anbieter als relevant für den Schweizer Markt bewertet und für eine detaillierte Analyse und Positionierung innerhalb des Benchmarks ausgewählt. Eine Liste aller bewerteten Anbieter kann hier eingesehen werden.

Verlagerung in den Service-Bereich

Generell stellt die Studie gemäss einer Mitteilung fest, dass der gesamte Markt der herkömmlichen Hardware, Software und Services - mit einem Gesamtvolumen von über 27 Milliarden Franken - sich auch in der Schweiz zunehmend in den Servicebereich verlagert. Mit Ausnahme der reinen Dienstleistungen, welche aktuell noch primär durch Menschen erbracht würden, werde gerade der Servicebereich immer mehr zum Cloud-Markt, heisst es.
Des weiteren bemerkt die Experton Group, dass die Digitalisierung ohne die Cloud nicht mehr vorstellbar sei. «Denn wenn die Cloud den Markt dominiert und als Grundstruktur gesetzt ist und nicht nur als Infrastruktur, sondern auch als Plattform (Open Ecosystem) und OnDemand Service-Prozess mit hochgradiger Standardisierung und Modularisierung sowie als Zugriff auf künstliche Intelligenz verstanden wird, wird es Zeit den bestehenden Markt aus einem völlig neuen Blickwinkel zu sehen: Alles ausserhalb der Cloud-Struktur und –Philosophie muss besonders beäugt und gekennzeichnet werden, da es den Fortschritt aufhält und nicht mehr der modernen Unternehmensführung und Angebotserstellung entspricht», so die Analyse. Die Schweiz sei schliesslich im internationalen Vergleich oftmals skeptischer und halte länger an bewährten und etablierten Methoden fest – Startups im Bereich DevOps hätten es daher auf diesem Pflaster schwerer, hätten jedoch auch mit weniger Wettbewerb zu kämpfen.

Ergebnisse in Sachen Cloud-Transformation und Managed Services

Im Segment der Cloud Transformation zählt gemäss Experton Group mehr denn je der integrierte Ansatz von Consulting und Integration respektive Implementierung. «Obwohl viele Integratoren noch stark auf die Technik und auf das Zusammenspiel von Komponenten abstellen, wiegt die Beratung und das Solution Design über IT-Architekten als vorgelagertes Element immer schwerer und wird mit fortschreitender Anzahl von verbundenen Systemen und Partnern zunehmend komplexer: Guter, unabhängiger Rat ist hierbei mittlerweile Gold wert!», so das Fazit.
Bison ITS wurde laut Studienautoren seiner letztjährigen Auszeichnung als Rising Star gerecht und hat sich in den vergangenen Monaten zum Leader avanciert, da Bison ITS weiter stark auf Innovationen setzt und sich dadurch weiter in der Portfolioattraktivität steigern konnte. In diesem Jahr überzeugt zudem vor allem Bechtle Steffen durch einen Zusammenschluss (der Steffen Informatik AG mit den IT-Systemhäusern der Bechtle Schweiz) und wird daher zum Rising Star gekürt. Innovation pur zeigt die lokale Einheit von IBM in der Schweiz und toppt alles hinsichtlich Methoden und Verständnis für Technologie und Organisation gleichermassen. Hinsichtlich Wettbewerbsstärke und somit lokalem Delivery (wie bspw. durch eigene Mitarbeiter, Niederlassungen, Partner und auch Marketing oder finanzielle Stabilität) geht in 2017 nichts an der Swisscom vorbei, die auch in diesem Jahr erneut sehr gut positioniert wurdet. Computacenter verliert in der Schweizer-Transformationsszene etwas und liegt knapp ausserhalb der Leader-Zone, wie auch UMB.

Operations – Managed Services für den Mittelstand

Wie die ISG in ihren Beratungsmandaten vermehrt festgestellt hat, sind besonders die mittelständischen Unternehmen vor Herausforderungen gestellt (z.B. Flexibilität und Kosten), für die als Lösung Cloud Services geeignet wären. Deshalb ist dieses Marktsegment auch in der Schweiz laut Studie von zunehmender Relevanz.
Gegenüber dem Vorjahr seien – wie bei allen anderen in dieser Studie betrachteten Themen – die Bewertungskriterien verschärft worden, hält die Studienautorin fest. Somit reduzierte sich auch die Gesamtzahl der bewerteten Provider. So seien Unternehmen nicht mehr vertreten, denen es im Schweizer Mittelstand am «Footprint» fehlt, wie beispielsweise CenturyLink und DXC Technology (ehemals vertreten durch die Unternehmen CSC und die HPE-Einheit Enterprise Services, die sich im Frühjahr zusammenschlossen).
Auf der anderen Seite seien mit MTF, VSHN und EveryWare drei neue Anbieter in die Analyse aufgenommen worden, die im Markt an Bedeutung gewonnen hätten. Letztgenannter Provider habe sogar aufgrund seines leistungsfähigen Angebotes und des Erfolges im Schweizer Mittelstand auf Anhieb eine bemerkenswerte Positionierung im vorderen Feld erreicht. Gegenüber dem vergangenen Jahr wurde laut der Experton Group das Spektrum an Partnerschaften mit relevanten Cloud-Providern stärker gewichtet. So seien Anbieter, die dieses Kriterium gut erfüllen, hinsichtlich der Portfolioattraktivität besser als im vergangenen Jahr positioniert. Zu nennen sind hier beispielsweise BT und Rackspace. Die ehemalige Steffen Informatik konnte durch die Übernahme durch Bechtle als Bechtle Steffen die Präsenz im Markt und somit die Wettbewerbsstärke steigern. Kunden erwarten nun aber auch geballte Kräfte von zwei Top Providern.

SaaS beliebter als On-Premise-Software

SaaS – Aus Software wird SaaS und es gibt kein Zurück mehr Traditionelle Softwareanbieter haben es gemäss der Studie zunehmend schwerer On-Premise-Software an Ihre Kunden zu verkaufen. Längst seien kundenseitig die Vorteile der Cloud – Flexibilität, Skalierbarkeit, Sicherheit - erkannt und würden dementsprechend vermehrt nachgefragt. Hier werde auch nicht vor Anwendungen mit geschäftskritischen Inhalten wie ERP haltgemacht – die Auslagerung der Software in ein professionell gemanagtes Rechenzentrum könne die eigene IT-Security sogar oftmals verbessern, wird festgehalten,
Traditionalisten wie SAP, Oracle oder aber Sage wandeln sich dabei analog zu Microsoft zu echten Cloud-Playern und suchen zunehmend Modularität, auch um mit ihren Lösungen hybride Cloud-Szenarien realisieren zu können. Dabei bieten SAP und Oracle auch PaaS bzw. IaaS (nur Oracle) im Public Cloud Modell an und versuchen somit ein neues Terrain zu betreten. Der Erfolg ausserhalb der Bestandskunden ist allerdings überschaubar.
Insgesamt untersucht die Studie zwei Felder im Bereich SaaS, die aktuell am relevantesten im Schweizer Markt sind: Enterprise Resource Planning as a Service und Unified Communications as a Service.

Cloud-ERP-Markt noch gering ausgeprägt

Laut Studie ist der Schweizer Markt für Cloud ERP-Lösungen noch äusserst gering ausgeprägt - Datenschutzbedenken und die Angst davor, seine über Jahre gewachsenen, individuellen Geschäftsprozesse nicht über Standard-Software abdecken zu können, sind unter den Anwendern weit verbreitet. Dennoch steigen offenbar die Nachfrage und das grundsätzliche Interesse an Cloud-Lösungen aufgrund von Kostenersparnissen und Modernisierungsprozessen stetig. Anbieterseitig würden die Lösungen stellenweise stark weiterentwickelt und Datenschutzthematiken entsprechend adressiert, um die Kunden von den eigenen Lösungen zu überzeugen. Grundsätzlich ist gemäss Experton Group zu beobachten, dass sich in der Schweiz enormes Marktpotential an KMUs bietet, die nach moderner und flexibler Business Software suchen.
Im Markt sind laut den Analysten etablierte Player (SAP, Oracle) ebenso wie junge, innovative Firmen (Exact, weclapp) vertreten. Besonders bexio, ABACUS und myfactory seien hierbei als lokale Anbieter äusserst interessant und führen das Feld an. «bexio befindet sich als junger, innovativer Anbieter durchaus in guter Position, um sich frühzeitig Marktanteile zu sichern. Dies ist besonders durch den modernen Public-Cloud Ansatz möglich. Als originär Schweizer Player mit Hosting in der Schweiz punktet man hier mit lokaler Nähe», urteilt die Experton Group. myfactory sei dagegen der Platzhirsch und schon seit vielen Jahren im Markt aktiv. Der Anbieter weise einen ganzheitlichen Ansatz auf, sodass sowohl (sehr) kleine, als auch mittelgrosse Unternehmen bedient werden könnten. Der modulare Aufbau mit sehr breitem und tiefem Funktionalitätsumfang sei besonders positiv hervorzuheben, heisst es. Der Kunde habe dabei die freie Wahl des Bezugsmodells: so stehe eine Public- oder Private-Cloud Möglichkeit, sowie die klassische On-Premise Version zur Auswahl.


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