26.01.2011, 17:24 Uhr

SAP mit «stärkstem Q4 der Firmengeschichte»

Der Umsatz des ERP-Weltmarktführers stieg im vierten Quartal um 27 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro. «Wir sind stärker, als wir jemals waren», sagte Co-CEO Bill McDermott der versammelten Presse.
Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe: Bestes viertes Quartal in SAPs Unternehmensgeschichte
Lange Zeit sah es so aus, als sei die SAP müde geworden und würde sich nurmehr auf ihren Lorbeeren ausruhen wollen. Kein überraschendes Phänomen bei reifen Software-Unternehmen, die über lange Jahre den Markt dominiert haben. Besonders in der Ära Apotheker liessen die Geschäftsergebnisse stark zu wünschen übrig. Mit dem neuen Führungsduo Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe aber melden sich die Walldorfer eindrucksvoll zurück. McDermott und Hagemann Snabe fühlen sich durch die jüngeren Geschäftszahlen in ihrer Strategie bestätigt, und noch besser: der Aufschwung scheint von Dauer zu sein. «Wir sind stärker, als wir jemals waren», sagte McDermott auf der Pressekonferenz am Dienstag (26. Januar 2011). SAP habe das Vertrauen in seine Produkte und in das Knowhow seiner Mitarbeiter wieder hergestellt. Die Dividende pro Aktie soll von 50 auf 60 Euro-Cent erhöht werden.

Softwareerlöse plus 35 Prozent

Wie sieht es im Einzelnen aus? Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres stieg der Umsatz um 27 Prozent auf 4,06 Milliarden Euro. Besonders stechen die Software-Erlöse (ohne softwarebezogene Services) hervor, die in Q4 um 35 Prozent auf 1,51 Milliarden Euro kletterten. Im gesamten Geschäftsjahr 2010 setzte SAP 12,4 Milliarden Euro um, 17 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Gewinn legte um vier Prozent auf 1,82 Milliarden Euro zu. Zu den Schlüsselkunden, die Walldorf in der Schweiz neu gewinnen konnte, gehört unter anderem der Pharmariese Novartis. Mehr als 15.000 Kunden hätten sich 2010 für Lösungen von SAP entschieden, betonte McDermott. Euphorisch äusserten sich beide Co-CEOs zu SAPs Cloud-ERP-Suite Business ByDesign (BbD). Erst auf Nachfrage rückte Hagemann Snabe mit konkreten Zahlen heraus. So haben sich bisher etwa 250 Unternehmen für BbD entschieden, man rechne aber 2011 mit gut und gerne 1000 Kunden, ergänzte Hagemann Snabe eilig. Mit weiteren Akquisitionen hat Walldorf zumindest zurzeit wohl eher wenig im Sinn. «Wir werden in erster Linie organisch weiterwachsen», so McDermott zu den anwesenden Journalisten.

Knatsch um 1,3 Milliarden Dollar

Ein wenig auf zukünftige Geschäftsergebnisse und Gemüter drücken die 1,3 Milliarden Dollar Schadensersatz, die SAP wegen Datenklaus an den US-amerikanischen Konkurrenten Oracle zahlen soll. Ein US-amerikanisches Gericht verurteilte Walldorf zur höchsten Schadensersatzsumme, die jemals in einem Fall von Industriespionage ausgesprochen wurde. Beobachter mutmassten eine politische Entscheidung. SAP habe grosse Hochachtung vor dem Rechtssystem der U.S.A. und den Entscheidungen des Gerichtes, sei aber der Ansicht, dass die von den Geschworenen zugesprochene Summe unverhältnismässig und falsch sei, veröffentlichte der ERP-Weltmarktführer in einer Pressemitteilung vom Dienstag (21. Januar). Demnach will Walldorf in den kommenden Wochen Anträge auf eine Reduzierung der Schadensersatzzahlung stellen oder auf einem neuen Jury-Verfahren bestehen. Je nach Bescheid werde man auch eine Berufung in Erwägung ziehen. Gleichwohl, so SAP, basierten die aktuellen Rückstellungen auf dem jetzigen Jury-Bescheid



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