KI treibt neue Geschäftsmodelle

KI als Enabler

Am anderen Ende des Spektrums stehen Geschäftsmodelle, die ausschliesslich auf KI basieren oder ihre Kernidee KI verdanken. Beispielsweise kann eine von einem klassischen Kreditinstitut ausgelagerte oder ganz neu gegründete Direktbank ihr Kerngeschäft, die Vergabe-Entscheidung über Kredite, komplett mit KI-Technik automatisieren. Die KI wäre für das Unternehmen damit eine Schlüsselressource, mit der der Erfolg des Instituts steht und fällt und mit der neue Kundensegmente erschlossen werden.
Solche disruptiven Innovationen, die mit dem Althergebrachten brechen, sind vor allem bei KI-Start-ups zu finden. Sie gründen ihre Geschäftsidee komplett auf KI-Technologien und sind wichtige Treiber für Veränderungen. Im Vergleich zu den eher evolutionär ausgerichteten Etablierten gelten die Start-ups als Revolutionäre, die wichtige KI-Neuerungen in die Tat umsetzen.
Dutzende von Beispielen zeugen von der Innovationskraft der kleinen Betriebe. Predictive Maintenance etwa gehört zu denjenigen Use-Cases, wo es besonders viele Geschäftsideen gibt. Laut mehrerer Studien weist KI in der Fertigung ein besonders hohes Potenzial auf, die Wertschöpfung zu erhöhen. Das Start-up Tvarit beispielsweise hat eine industrielle KI-Plattform mit über 100 algorithmischen Modulen für Anwendungsfälle wie Prozessoptimierung oder Predictive Analytics in der Fertigungsindustrie entwickelt.
Viele Start-ups beschäftigen sich mit fortgeschrittener Bild- und Gesichtserkennung. IDNow zum Beispiel hat ein kommerziell recht erfolgreiches KI-gestütztes Videoident-System auf den Markt gebracht. Mit dem technischen Verfahren, das 2016 durch die EU patentiert wurde, können Banken ihre Kunden identifizieren und Verträge rechtssicher am Bildschirm abschliessen.

As-a-Service-Modelle

Der disruptive Charakter vieler daten- und KI-basierter Geschäftsmodelle äussert sich auch in einer Hinwendung zum As-a-Service-Vertrieb. Dabei werden mit KI ausgestattete Produkte nicht als physische Waren, sondern als Dienstleistung vermarktet. Solche As-a-Service-Modelle können bisherige Wertschöpfungssysteme grundlegend verändern.
Branchenführer: In Gesundheit, verarbeitendem Gewerbe und Mobilität/Logistik wird KI bereits häufig eingesetzt.
Quelle: Plattform Lernende Systeme
Im KI-Umfeld dominieren besonders Smart Services – intelligente Dienste auf der Basis von internetfähigen Produkten, die mit Sensoren ausgestattet sind wie vernetzte Autos, Häuser oder Drucker. Smart Services lassen sich grob gesprochen in zwei Formen bereitstellen. Erstens lässt sich ein bestehendes Produkt um Services ergänzen. Bei diesen «digital aufgeladenen» Objekten wird ein physisches Produkt mit digitalen Services zu einem hybriden Bündel verknüpft. Dies ist zum Beispiel beim Remote Monitoring der Fall, also der intelligenten Fernwartung, die mit dem industriellen Internet der Dinge (IIoT) möglich geworden ist, und beim sogenannten Object Self Service, wenn sich Produkte eigenständig Nachschub bestellen.
Ein zweiter Hauptpfeiler von Smart Services sind rein servicezentrierte Dienste. Hierbei wird ein bestimmtes Produkt in einen puren Service transformiert. Der Kunde erwirbt kein physisches Produkt, sondern stattdessen eine gewünschte Leistung. Würde ein Maschinenbauer im ersten Fall datenbasierte Zusatzdienste anbieten, bedeutet der zweite Fall, das komplette Produkt als Service bereitzustellen, zum Beispiel als störungsfreie Maschinenstunden.
Solche Business-Ansätze brauchen angepasste Bezahlmodelle – hier bieten sich etablierte Verfahren an wie Freemium-, Abo- oder Razor-Blade-Modelle. Beim Freemium-Modell ist die Basisversion eines Produkts kostenlos, aber für Premiumfunktionen wird bezahlt. Beim Abomodell werden Angebote, die zuvor als Produkt verkauft wurden, über regelmässige Subskriptionsgebühren monetarisiert. Beim Razor-Blade-Modell wird eine Grundkomponente günstig verkauft (Drucker), aber die komplementären Komponenten (Druckerpatronen) verhältnismässig teuer.



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