Smarte Entwicklung 03.08.2018, 14:30 Uhr

Gebrauchtwagen auf der Blockchain

Mit einer Blockchain-Lösung wollen Schweizer Firmen den Handel mit Occasions-Autos perfektionieren. Aber die Herausforderungen sind gross, nicht nur für die Entwickler.
(Quelle: AGVS)
Die Schweiz ist ein Land der Gebrauchtwagen. Im Durchschnitt werden dreimal mehr Occasions- Autos umgesetzt als Neuwagen. Gemäss den Marktforschern von Eurotax wechselten im letzten Jahr rund 873 000 Fahrzeuge ihren Besitzer. Auch für 2018 gehen die Experten von einem stabilen Gebrauchtwagenmarkt aus.
Bis heute werden die entlang des Lebenszyklus eines Autos anfallenden Informationen von den involvierten Parteien – sprich Hersteller, Händler, Strassenverkehrsämter und Versicherungen – jeweils lokal gehalten. Jede dieser Parteien hat eine eigene Informationsbasis zu ein und demselben Fahrzeug. Divergierende Datenformate, Dateninkonsistenzen und daraus resultierende schwerfällige Prozesse sind die Konsequenzen. Ein weiteres Problem ist die volatile Datenqualität und damit das geringe Vertrauen in die Informationen zu einem Fahrzeug. Sehr gut illustrieren lässt sich dies am Beispiel des Gebrauchtwagenkaufs: Wie kann ich als potenzieller Käufer eines Gebrauchtfahrzeugs sicher sein, dass der Wagen tatsächlich unfallfrei ist und der ausgewiesene auch dem wirklichen Kilometerstand entspricht?
Für Tom Sprenger, CTO des Schweizer Software-Unternehmens AdNovum, lautet die Antwort: Mit einer Plattform, die das Vertrauen zwischen den verschiedenen involvierten Parteien sicherstellt. Genau dies leisten Blockchain-Lösungen. Das dezentrale Datenbanksystem, in dem Daten oder Events fälschungssicher dokumentiert werden, ist perfekt geeignet für Geschäfte, bei denen Vertrauen zwischen vielen Teilnehmern etabliert werden muss. Ein Blockchain-Dossier, in dem alle relevanten Daten über den ganzen Lebenszyklus eines Autos transparent, unveränderbar und sicher gespeichert werden, bietet direkten Mehrwert.

Das «Car Dossier»

Gemeinsam mit der Universität Zürich und unterstützt durch KTI/Innosuisse lancierte AdNovum im vergangenen Jahr das Entwicklungsprojekt «Car Dossier». Auf der Plattform sollen in Zukunft alle Informationen über den Lebenszyklus eines Autos hinweg gesammelt werden. In das Dossier fliessen die Daten von Herstellern, Händlern, Versicherungen, Regulatoren, Garagen, Autoverwertern und natürlich vom Fahrer selbst ein. Dank der Blockchain-Technologie lassen sich kritische Geschäftslogiken mit Smart Contracts weitgehend automatisiert umsetzen. Der Clou am «Car Dossier»: Wenn alle Vorgänge an einem Auto unveränderlich auf der Blockchain fest­geschrieben werden, kann es keine Zweifel am Zustand des Fahrzeugs geben. Reparaturen würden erleichtert und der Handel vereinfacht. Für die Versicherung hat «Car Dossier» ebenfalls viel Potenzial: Waren bis anhin Dutzende Verträge mit allen Beteiligten in der Autobranche notwendig, müsste künftig nur noch eine Police ausgestellt werden.



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