Drehkreuze der Bildung

IT-Ausbildung grundsätzlich auf gutem Weg

An vielen Fachhochschulen gibt es keinen Drang zu bestimmten Modulen oder Fachrichtungen. «Alles, was mit der Transformation zu tun hat, ist ein Träger», sagt Yves Rey, Vizedirektor von der HES-SO in Delémont. In Rapperswil sind vor allem Data Engineering und Machine Intelligence sehr gefragt. «Viele lassen sich dann allerdings davon abschrecken, dass Machine Intelligence fast ausschliesslich Mathematik ist», sagt Stefan Richter. Andere Hochschulen berichten dasselbe.
Einig sind sich die Hochschulvertreter auch bei der Frage, ob die IT-Ausbildung hierzulande auf einem guten Weg ist. Yves Rey: «Insgesamt ist sie das. Mit Initiativen wie Digital Switzerland, der starken Einbindung der Unternehmen und der Öffentlichkeit im Allgemeinen, denke ich, dass das Potenzial gross ist, um nun etwa auch über die IT-Berufsfelder hinaus eine digitale Kultur zu entwickeln.» Denn da habe die Schweiz noch Nachholbedarf. Das habe man etwa jüngst in der Diskussion um E-Voting gesehen.
Verschiedentlich wird auch darauf hingewiesen, dass es wichtig ist, dass Lehrpersonen ein gutes Berufsbild vermitteln, um beim Nachwuchs punkten zu können. Gerade, weil viele immer noch das Bild des allein arbeitenden Informatikers hätten, das gerade Frauen abschrecken könne. Dabei wird heute längst in grossen Teams gearbeitet, in denen Kommunikationstalent gefragt ist. Hier bereits angesetzt hat die Fachhochschule Nordwestschweiz. «Das Interesse für Informatik sollte möglichst früh geweckt werden. Aus diesem Grund ist das breite Themenspektrum der Informatik an der Pädagogischen Hochschule FHNW heute schon Gegenstand verschiedener Ausbildungsangebote der Lehrpersonenbildung», sagt deren Sprecher Dominik Lehmann.

Berufsakademien nach deutschem Vorbild?

Dem Ausland etwas voraus hätten die Schweizer Fachhochschulen etwa bei den Weiterbildungen, sagt Martin Zimmermann, Vizedirektor und Leiter Ausbildung an der Hochschule Luzern. «Da sind wir weit voraus. In Deutschland wird dieses wichtige und zukunftsträchtige Feld erst gerade entdeckt.» Doch, was hierzulande Nachholbedarf habe, sei die gezielte Förderung wichtiger Technologien wie etwa der künstlichen Intelligenz. So hätten Deutschland und Frankreich beide milliardenschwere Programme aufgegleist, um in diesem Bereich zu führenden Standorten zu werden. Etwas, bei dem die Schweiz ebenfalls näher hinsehen könnte, sind die Berufsakademien in Deutschland, findet Olaf Stern von der Abteilung Informatik, Elektrotechnik und Mecha­tronik an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). «Dort können Studierende die erforder­liche Berufserfahrung während des Studiums erwerben und direkt mit dem Studium beginnen», sagt Stern. In diese Richtung zielt das Praxisintegrierte Studium PiBS, ein Pilotprojekt, an dem die ZHAW beteiligt ist. Es ermöglicht Gymnasiasten den Zugang zur FH, wenn sie einen vierjährigen Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen vorweisen können. «Davon erhoffen wir uns viel», sagt Olaf Stern. Denn die ZHAW wachse aktuell hauptsächlich durch Gymnasiasten und Quereinsteiger. «Ein ähnliches Programm sollte es deshalb auch für Quereinsteiger geben», sagt Stern.
Autor
Michael Küng
ist freier Wirtschafts- und Technologiejournalist.



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