10.12.2012, 15:24 Uhr

Das ist neu bei Ubuntu

Das aktuelle Ubuntu ist eine Version ohne Langzeitsupport und wartet deshalb wieder mit grösseren Änderungen auf. Die wichtigsten Neuerungen finden sich aber unter der Oberfläche.
Die wichtigsten Neuerungen von Ubuntu 12.10.
Während Versionen mit Langzeitsupport wie Ubuntu 12.04 LTS mit Neuigkeiten eher geizen, machen die Zwischenversionen immer einen grösseren Satz nach vorn. Die Distribution hat einen neuen Installer bekommen und sprengt bei der Grösse des Live-Systems zum ersten Mal die Grenze von 700 MB – damit passt Ubuntu ab jetzt nicht mehr auf eine CD. Das ist nicht die einzige kontroverse Änderung.

Desktop: Kosmetik für Unity

Auf der Arbeitsoberfläche behebt das neue Unity 6.8.0 zahlreiche Bugs der letzten Versionen und trägt frisches Make-up auf: Statt dezenten Erdfarben wählt Ubuntu erstmals ein farbenfrohes Farbschema. Es gibt neue Animationen für Vorschaubilder und für das Minimieren von Fenstern. Letztes war nötig, da viele Anwender ihre minimierten Programme und Dokumente nicht gleich im seitlichen Launcher gefunden haben. Mit der neuen extra langsamen Animation soll es nun klarer sein, wohin minimierte Fenster wandern.
Fortgeschrittene Anwender und Admins, die sich zumeist im Terminal-Fenster aufhalten, dürfen sich freuen, dass ein lästiger Bug beim Betätigen der F10-Taste behoben wurde: Über «Bearbeiten ? Tastenkombinationen» lässt sich die F10-Taste jetzt freigeben, damit sie für Anwendungen im Terminal bereitsteht, etwa für htop und den Midnight Commander. Auf Unity 2D, das ohne Hardware-beschleunigte Grafik auskommt, verzichtet die neue Ubuntu-Version. Es gibt nur noch Unity 3D. Damit der Desktop auf Grafikkarten läuft, die keine 3D-Fähigkeiten bieten, übernimmt Unity einen Trick von Fedora: Der Software-Renderer Llvmpipe berechnet die Grafikeffekte über die CPU, wenn es keinen geeigneten Grafikchip gibt. Die Leistung kann dann nicht mit der einer geeigneten GPU konkurrieren, reicht aber für die Darstellung der Desktop-Effekte aus. Dabei ist dann allerdings eine CPU ab mindestens ein GHz zu empfehlen.

Ubuntu mit Amazon

Die Dash-Übersichtsseite von Unity übernimmt weitere Eigenschaften eines Dateimanagers: In der Suche nach Dateien ist ein Vorschaumodus verfügbar – es genügt ein Rechtsklick auf eine Datei, um diese zu öffnen. Die Vorschau funktioniert für Bilder, Musik, Videos und PDFs, allerdings noch nicht für alle Dateitypen, die das System öffnen kann. In der Suche sind neue Filter (Lenses) hinzugekommen: Eine Lens des Microblogging-Clients Gwibber ist jetzt fest in die Dash integriert, um Suchergebnisse aus sozialen Netzwerken anzuzeigen.
Die allgemeine Suche zeigt nun kommerzielle Inhalte aus dem Ubuntu One Music Store und von Amazon als zusätzlichen Vorschlag an. Zu dieser Zusammenarbeit mit Amazon hat sich Mark Shuttleworth entschieden, um eine neue Geldquelle aufzutun. Die Dash blendet Suchergebnisse von www.amazon.com als Vorschlag ein. Diese Partnerschaft hat schon vor der Veröffentlichung für Wirbel gesorgt: Adware lautete der Aufschrei der Ubuntu-Gemeinde während der Betaphase. Weil Suchanfragen von Ubuntu ohne Zutun des Anwenders an externe Server weitergeleitet werden, gab es Bedenken bezüglich der Datensicherheit. Mike Shuttleworth musste die Notbremse ziehen: Alle Anfragen werden anonymisiert, und in der Systemsteuerung unter «Privatsphäre ? Online-Suchergebnisse anzeigen» gibt es eine leicht erreichbare Option, um die Online-Suche abzuschalten. Um die Online-Suchen systemweit für alle Anwender zu beenden, können Sie den Suchfilter für Amazon und Ubuntu One auch komplett deinstallieren:
sudo apt-get remove unity-lens-shopping Lesen Sie auf der nächsten Seite: Ubuntu greift nach der Cloud

Ubuntu greift nach der Cloud

Die Verknüpfung des Desktops mit Webseiten über die «Web-Apps» und die Integration von Amazon in der Suche sind nicht die einzigen Berührungspunkte mit Online-Diensten. Am Anmeldebildschirm gibt es den neuen Punkt «Fernzugriff»: Hier verbinden Sie sich mit anderen Computern, sofern diese für den Zugriff eingerichtet sind. Dabei handelt sich aber einfach um den Fernzugriff mit RDP (Remote Desktop Protokoll) – unverschlüsselt übrigens. Da es an RDP-Clients für Linux keinen Mangel gibt, ist der Nutzen dieser Funktion eher gering und aus Geschwindigkeits- und Sicherheitsgründen eher für das lokale Netzwerk geeignet.

Installer mit neuen Funktionen

Die alternative Installations-CD mit textbasiertem Installer gibt es ab Ubuntu 12.10 nicht mehr. Stattdessen übernimmt das Live-System deren Funktionen. Im neuen Installer finden Sie deshalb jetzt die Option «Die neue Ubuntu-Installation zur Sicherheit verschlüsseln», um das gesamte System mit LUKS («Linux Unified Key Setup») zu verschlüsseln.
Wird diese Option gewählt, dann ist die stets Eingabe eines Passworts noch vor dem Systemstart nötig, um die Festplatten zu entsperren. Ansonsten bleibt der gesamte Inhalt verschlüsselt – mit AES (256 Bit). Bootmanager Grub 2.0 ist nun für UEFI-BIOS und für den Dual-Boot mit Windows 8 vorbereitet. Ubuntu 12.10 übernimmt hier den Vorschlag von Red Hat und nutzt für PCs mit «Secure Boot» einen von Microsoft signierten Schlüssel.

Fazit: solide Zwischenversion

Ubuntu 12.10 markiert die Anfang einer Entwicklungsphase zwischen zwei Ubuntu-Versionen mit Langzeitsupport und geizt deshalb nicht mit Neuerungen. Die Änderungen betreffen hauptsächlich den Installer, der jetzt das Live-System und die alternative Installations-CD zusammenführt. Um den neuen 3D-Desktop mit Software-Renderer in Aktion zu sehen, sollten Anwender ohne 3D-fähige Grafikchips erst einen Blick auf das Live-System werfen. Installiert braucht Ubuntu 12.10 mindestens 4,8 GB auf der Festplatte.



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