24.11.2005, 19:38 Uhr

Impulsgeber für moderne Methode

Ein entscheidender Erfolgsfaktor in Software- Entwicklungsprojekten ist die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten - vom Auftraggeber über den Projektleiter und die Architekten zu den Entwicklern und Testern.
Der Autor Peter Brandt ist Senior Software Engineer bei der Ergon Informatik, Zürich, www.ergon.ch.
So hat sich heute die Erkenntnis durchgesetzt, dass eine enge zeitliche und räumliche Zusammenarbeit aller im Projekt involvierter Personen von grossem Nutzen für die erreichte Gesamt-Qualität ist. Allerdings lässt sich dieses optimale Szenario nicht immer realisieren. Häufig sind Projektteams geographisch weit verteilt, etwa bei Off-shoring- und Near-shoring-Projekten. Aber auch Inhouse-Projekte sind betroffen, an denen die beteiligten Mitarbeiter nur einen Teil ihrer Arbeitszeit mitarbeiten. In all diesen Szenarien muss optimaler Kommunikation und Interaktion besonderes Augenmerk geschenkt werden.
Auch die meisten grösseren Open-Source-Projekte sind mit den beschriebenen Schwierigkeiten konfrontiert; meist sind die Beteiligten in der Regel über die ganze Welt verteilt und gelegentliche Zusammenkünfte des Teams sind aufgrund des fehlenden kommerziellen Hintergrunds meist ausgeschlossen. Im Open-Source-Umfeld werden deshalb Entwicklungsmethoden und Werkzeuge genutzt, die die möglichst effiziente Zusammenarbeit eines verteilten Teams gewährleisten sollen. Diese Tools sind vielfach ebenfalls im Open-Source-Modell verfügbar.

Impulsgeber für moderne Methode

Der Einsatz von Versions-Verwaltungssystemen ist nicht mehr wegzudenken. Open-Source-Projekte nutzen die Ablage einer neuen Code-Version für bestimmte Aufgaben: Die vorgenommenen Änderungen werden automatisch per Mail an alle Beteiligten gesendet. Oder ein kompletter automatisierter Build-and-Test-Zyklus wird ausgeführt, um den Qualitätsstandard der neuen Version zu verifizieren (Continous Integration). So entstanden auch für die Unterstützung des Software-Build-Prozesses, für das automatisierte Testing und die Code-Analyse im Open-Source-Umfeld mächtige Hilfsmittel, die heute zum Standardrepertoire von Software-Ingenieuren gehören sollten.
Sind die Beteiligten räumlich und zeitlich verteilt, leidet die Kommunikation untereinander. Dafür wurden pragmatische Ansätze entwickelt. So kommt beispielsweise häufig ein «Wiki» zum Einsatz, das auf einfache Weise das Anlegen, Verteilen und Anpassen von projektbegleitender Dokumentation gestattet. Weitere Werkzeuge zur Kommunikationsunterstützung: zent-rale und systematische Verwaltung von Softwaredefekten in Bugtracking-Systemen, Einsatz von Instant-Messaging- und Chat-Tools, Internet-Telefonie zur schnellen und flexiblen Online-Kommunikation neben dem Medium E-Mail. Ein grosser Teil der beschriebenen Methoden und Werkzeuge sind unterdessen auch aus kommerziellen Software-Entwicklungsprojekten nicht mehr wegzudenken. Vielfach werden die vorgestellten Konzepte auch in eigene Tools integriert und unterstützen die tägliche Arbeit.
Die Open-Source-Bewegung hat durch die oft unkonventionelle Herangehensweise an tägliche Probleme die Einsetzbarkeit neuer, innovativer Methoden nachgewiesen und damit auch im Bereich der herkömmlichen Softwareentwicklung Massstäbe gesetzt und Vorbilder geschaffen, die der gesamten Softwareindustrie von Nutzen sind.



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