Konferenz «Finance 2.0» 21.03.2018, 16:30 Uhr

Kunden nehmen das Banking selbst in die Hand

Bis anhin dienen die Schweizer Banken den Konsumenten ihre Banking-Produkte an. Die Kunden wollen das Banking aber selbst in die Hand nehmen – zum Beispiel mit ICOs.
Marc Bernegger, Andrea-Franco Stöhr, Ralf Glabischnig, Rasoul Jalali und Yassin Hankir (von links) an der «Finance 2.0»
(Quelle: computerworld.ch)
Die Schweizer Banken investieren Millionen in neue Kundenschnittstellen. Allerdings ist das Banking für die Konsumenten weiterhin vergleichsweise umständlich. Trotz modernisierter Technologie ist kaum echte Innovation zu sehen. Die Konferenz «Finance 2.0» in Zürich wollte Denkanstösse liefern für mehr kundenzentrierte Banking-Lösungen.
Die wohl grösste Kundenzentrierung findet zurzeit zwar im Finanzbereich, aber abseits der Schweizer Banken statt. Im Crypto Valley Zug lancieren quasi wöchentlich neue Start-ups Anwendungen für Konsumenten. Und die Konsumenten finanzieren die neuen Ideen mit ihrem eigenen Geld. Die Initial Coin Offerings (ICO) waren Thema einer Diskussionsrunde an der «Finance 2.0».

Konsumenten als Investoren

Die ICOs werden von den Jungunternehmern im Crypto Valley und auch anderswo genutzt, um von hunderten oder tausenden Investoren (oder auch Konsumenten) Geld einzusammeln für die Weiterentwicklung ihrer Produkte. Dafür bietet der Standort offenbar beste Voraussetzungen. «Die Schweiz und Liechtenstein haben mit der Regulierung von ICOs einen grossartigen Job gemacht», sagte Yassin Hankir, der Gründer von Savedroid. Sein Firmensitz Deutschland hinke in diesem Bereich um Jahre hinterher. Auch Ralf Glabischnig, Mitgründer von Lakeside Partners, sah in ICOs eine grosse Chance für die Schweiz. Die Finanzierung mit Venture Capital funktioniere bis anhin hauptsächlich im Silicon Valley in den USA. Nun positioniere sich die Schweiz mit der neuen Art der Kapitalbeschaffung über Kryptowährungen. Und zieht die Aufmerksamkeit der Welt auf sich: Glabischnig berichtete, dass die Geschäftsleitung des Zahlungsdienstleisters PayPal für einen Erfahrungsaustausch mit dem Privatjet in Zug eingeflogen sei.
Für die Konsumenten bietet die Kryptowährungsverkauf die Möglichkeit, ihr Geld auch in Tiefzinsphasen anzulegen. Dabei bevorzugen die Investoren offenbar eher kleinere Beträge, um das Risiko zu streuen. «Kleine Summen bei den ICOs ermöglichen höhere prozentuale Gewinne», sagte Rasoul Jalali, COO von Tend Technologies. Nach seinen Worten möchten die User nicht 10-Prozent-Aktien kaufen, sondern eher 0,001-Prozent-Anteilsscheine.
Für den Herausgeber der Kryptowährungen wird die grosse Anzahl der Anteilseigner zu einer Herausforderung. «Wir haben eine Telegram-Gruppe für Investor Relations mit über 40'000 Mitgliedern», sagte Savedroids Hankir. Er und seine Gründerkollegen haben bei ihrem ICO über 35 Millionen Euro eingesammelt. Allerdings ist die Kapitalbeschaffung nicht gratis: «Ein ICO kostet ab 500'000 Franken für unter anderem Anwälte und Genehmigungen», sagte Glabischnig. Mit einem Juristen wie Andrea-Franco Stöhr als Head of Legal dürfte es für Crypto Real Estate beim ICO im April etwas günstiger werden, scherzte Moderator und Fintech-Investor Marc Bernegger.



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