23.03.2010, 08:24 Uhr
Google fordert China heraus
Google zensuriert auf seiner chinesischen Seite die Suchresultate nicht mehr.
Google legt sich mit der chinesischen Regierung an, indem es Suchabfragen aus dem Reich der Mitte via Server in Hongkong beantwortet.
Dies berichtet der Chief Legal Officer von Google, David Drummond, in einem Blog. "Anwender, die Google.cn ansurfen werden auf die Seite Google.com.hk umgeleitet", erklärt er. Dabei handelt es sich um die Webpräsenz des Suchmaschinengiganten in Hongkong. "Von den Servern in Hongkong bieten wir nun unzensurierte Suche in vereinfachtem chinesisch an", fährt er fort. In der ehemaligen britischen Kronkolonie gelten nicht die gleichen Informationsrestriktionen wie im Rest von China.
Auch wenn Drummond findet, dass diese Umleitung der Suchseite auf Server in Hongkong "völlig legal" sei, ist ihm auch klar, dass China Google komplett abhängen kann.
China ist denn auch nicht erfreut über den Schritt des Suchmaschinisten. Das Verhalten Googles sei "total falsch" wird ein Regierungssprecher von der offiziellen Nachrichtenargentur Xinhua zitiert. Google habe sich beim Eintritt in den chinesischen Markt dazu verpflichtet, Inhalte zu filtern. Nun politisiere das Unternehmen kommerzielle Probleme, heisst es von offizieller Seite.
Derweil hat Google bekräftigt, es wolle sich keineswegs aus dem chinesischen Markt zurückziehen. So hält die Firma am dortigen Forschungslabor fest.
Analysten urteilen, dass der Schachzug, der chinesischen Regierung die Stirn zu bieten, aufgehen könnte. "Längerfristig gedacht gewinnt Google so die Herzen und Köpfe der nächsten Generation in China", meint Ben Sargent, Analyst von Common Sense Advisory. "Bislang war nämlich der Suchmaschinenriese im Reich der Mitte nicht sonderlich erfolgreich und ist dort keinesfalls wie andernorts der Marktführer", führt er aus. Die oppositionelle Haltung könnte der US-Firma somit in der Zukunft chinesische User bringen, ist er überzeugt.