21.09.2017, 10:37 Uhr

Google fixiert Milliardendeal mit HTC

Nun ist die Sache geklärt: Google übernimmt für mehr als eine Milliarde US-Dollar Patente und Smartphone-Experten von HTC.
Der schwächelnde Smartphone-Anbieter HTC tritt in einem 1,1 Milliarden Dollar schweren Deal einen Teil seiner Mitarbeiter sowie Patente an Google ab. Die Vereinbarung unterstreicht einerseits die ernsten Absichten des Internet-Konzerns im Hardware-Geschäft, der serbelnde taiwanesische Smartphone-Branchenpionier erhält mit dem Milliardendeal andererseits auch dringend benötigten finanziellen Spielraum. Entgegen einigen vorherigen Spekulationen steigt HTC allerdings nicht ganz aus dem Smartphone-Geschäft aus, sondern betonte, dass das nächste Top-Modell bereits in Arbeit sei. Auch an der zweiten Säule des Geschäfts, der Brille Vive zur Darstellung virtueller Realität, hält HTC fest. Die Gerüchte um die Übernahme eines Teils des Unternehmens intensivierten sich, nachdem der Handel mit Aktien des Elektronik-Konzerns am Mittwochabend für einige Zeit ausgesetzt wurde. Der Handelsstopp sollte bis zu einer «wichtigen Ankündigung» am Donnerstag gelten, wie die Börse in Taiwan mitteilte. Bei dieser Ankündigung sollten sich die Übernahmegerüchte schliesslich bestätigen.

Google macht Ernst mit Hardware

Wie Googles Hardware-Chef Rick Osterloh in einem Blogeintrag in der Nacht zum Donnerstag schrieb, habe man mit den wechselnden HTC-Mitarbeitern bereits bei der Entwicklung der hauseigenen «Pixel»-Smartphones zusammengearbeitet. Anfang Oktober werden neue «Pixel»-Modelle erwartet, von denen zumindest ein Teil wieder von HTC kommen soll. Google betonte zuletzt immer wieder, der Konzern meine es ernst mit dem eigenen Hardware-Geschäft. Neben Smartphones gehört zum Angebot auch der smarte Lautsprecher Google Home, von dem es demnächst laut Leaks eine kleinere Version geben soll. Zugleich muss der Konzern aufpassen, nicht die vielen Hersteller von Geräten mit seinem Mobil-System Android zu verärgern.

HTC-Patente als Teil des Deals

Als Teil des Deals bekommt Google auch eine Lizenz auf HTC-Patente. Google hatte einst auf dem Höhepunkt des Patentstreits der Android-Welt mit Apple im Jahr 2012 den amerikanischen Handy-Pionier Motorola für 12,5 Milliarden Dollar gekauft. Keine zwei Jahre später wurde Motorola für 2,9 Milliarden Dollar an den chinesischen PC-Hersteller Lenovo weitergereicht, Google behielt aber einen Grossteil der Patente. Wegen Motorola soll es unter anderem Spannungen mit Samsung gegeben haben, weil der Smartphone-Marktführer über die Konkurrenz durch den Android-Entwickler Google unglücklich gewesen sei. Im Gegensatz zum Motorola-Deal übernimmt Google nun aber nicht HTCs gesamte Smartphone-Sparte. Der Hersteller aus Taiwan gehörte zu den Pionieren im Smartphone-Markt. Zuletzt sanken die Marktanteile von HTC aber drastisch unter dem Druck chinesischer Rivalen wie Huawei, ZTE oder Xiaomi sowie des Marktführers Samsung bei teuren Modellen. Das drückte die Firma immer wieder in rote Zahlen. In den vergangenen Monaten wurde deshalb bereits mehrfach spekuliert, HTC könnte den Smartphone-Bereich abspalten – oder aber auch sein VR-Geschäft. Der Milliardendeal mit Google gibt HTC nun mehr finanziellen Spielraum, um beide Geschäftsbereiche fortzuführen.



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