27.04.2009, 04:02 Uhr

Forscher entwickeln Suche fürs Web 3.0

Im Web 3.0 können Informationen anhand von semantischen Kriterien gefunden werden. Fraunhofer-Forscher und das Industrieunternehmen Bilfinger Berger haben die semantische Suchtechnologie «tore» zur Marktreife entwickelt.
Die Suche von Bilfinger Berger findet auch Daten zu den CERN-Dipolmagneten.
Das Bohren des Gotthard-Basistunnels, dem derzeit grössten Tunnelprojekt der Alpen, oder die Herstellung Dipolmagnete für den grössten Teilchenbeschleuniger der Welt am CERN in Genf - an diesen und anderen Infrastrukturprojekten in der Schweiz und weltweit arbeiten die circa 60'000 Mitarbeiter des Industrieunternehmens Bilfinger Berger. Um das Wissen aus den verschiedenen Projekten für alle Unternehmensangestellten verfügbar zu machen, kooperiert Bilfinger Berger mit dem deutschen Fraunhofer-Institut.
Intuitiv wie die Google-Suche
Ziel war die Entwicklung einer einheitlichen Plattform, die eine übergreifende Suche in 16 Datenbanken ermöglicht, darunter Lotus Notes und SQL-Datenquellen. Die Anforderung skizziert Thomas Kamps vom Darmstädter Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD): «Egal wie gut die Technologie ist, solange sie sich nicht so einfach nutzen lässt wie Google, hat sie im Unternehmensalltag keine Chance. Anders als bei Google sollten die Ergebnisse nicht als unübersichtliche Liste, sondern klar strukturiert sein.»
Ergebnis der Kooperation ist ein Wissensnetz und die semantische Suche «tore» (technical operational research engine). Das Netz wird aus den Inhalten der 16 Datenbanken gespeist. Alle Einträge wurden automatisch analysiert, mithilfe von statistischen sowie linguistischen Verfahren umgewandelt, ins Deutsche und Englische übersetzt und verknüpft. Bilfinger Berger definierte Workflows für diese Prozesse, um «tore» an die Anforderungen des Geschäftsalltages anzupassen.
Informationen und Experten finden
Mittlerweile ist «tore» bei Bilfinger Berger weltweit produktiv im Einsatz. «Sucht ein Ingenieur heute nach Brandschutz im Tunnelbau, findet tore auch alle Experten hierzu. Dabei weiss das System nicht nur, dass fire protection und tunneling die Übersetzung von Brandschutz und Tunnelbau ist, sondern erkennt das Wort auch in Berichten, die Projekten zugeordnet sind. Da Projekt, Bericht und Projektleiter in der Datenbank gespeichert sind, kann auch der Projektleiter als Experte vorgeschlagen werden», erklärt Kamps die semantische Suche.
«Dass verschiedene Bezeichnungen für dieselbe Sache bei der Anfrage berücksichtigt werden und nicht jeder Begriff extra recherchiert werden muss, erleichtert unseren Mitarbeitern die Suche ungemein und spart viel Zeit», berichtet Beate Kögel, Projektleiterin Technisches Wissensmanagement bei der Bilfinger Berger. «Durch das semantische Wissensnetz nehmen wir eine verbesserte Position gegenüber unserem Wettbewerb ein», lautet ihr Resümee.

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