Test: MacBook Pro (M1)

Der RAM und seine Folgen

Wie alle anderen M1-Geräte wird das Gerät wahlweise mit 8 GB oder 16 GB bestückt. Mehr geht zurzeit nicht. Die Intel-basierten MacBooks mit 13 Zoll lassen sich hingegen mit 32 GB bestücken, das 16-Zoll-Modell sogar mit 64 GB. Später wird es natürlich M1- oder M2-Geräte mit mehr RAM geben, doch im Jahr 2020 markieren 16 GB das Ende der Fahnenstange.
Allerdings lassen sich diese Werte nicht vergleichen, denn die «Unified Memory Architecture» ist im neuen MacBook Pro komplett anders konzipiert als der RAM in den Intel-basierten Geräten. Dabei darf der Aufbau nicht mit dem kompromissbehafteten «Shared Memory» verwechselt werden, bei dem sich meistens eine bescheidene Grafikkarte den RAM mit der CPU teilt.
Alles, was den Rechner ausmacht, befindet sich jetzt auf einem einzigen Chip (SoC, «System on Chip»). Auf ihm befinden sich die CPU, die Grafikeinheit und vieles mehr. Sie alle teilen sich einen superschnellen Speicherpool, das «Unified Memory». Was es hingegen nicht mehr gibt, sind überholte Bus-Architekturen oder Controller. Stattdessen greift jeder Rechenkern direkt auf diesen Speicherpool zu.
Eine ganzer Rechner auf einem hochverdichteten Chip (SoC)
Quelle: Apple Inc.
Daten werden also nicht länger hin und her kopiert, sondern stehen sofort jedem Baustein zur Verfügung, der sie braucht: Das kann zum Beispiel die Grafikeinheit sein, oder die Neural Engine. Dabei sind die Antwortzeiten extrem kurz, weil keine Daten von hüben nach drüben kopiert werden müssen.
Apple hat mit diesem abgekürzten Verfahren eine Menge Erfahrung, denn es kommt auch in den iPhones und iPads zur Anwendung: Dort werden die Apple-Geräte oft von der Android-Fraktion belächelt, weil sie vergleichsweise wenig RAM verbaut haben. Dass die iPhones schlussendlich doch schneller sind, wird damit erklärt, dass Apple im Gegensatz zu Google viel weniger Geräte unterstützen muss – vermutlich, weil es so bequem ist und plausibel klingt.

Energieverbrauch, Kühlung und Batterie

Das Chipdesign und die Fertigung in 5-nm-Strukturen, die eine Sensation für sich ist, sorgen auch dafür, dass der SoC sehr wenig Strom benötigt und dadurch auch sehr wenig Wärme produziert. Apple-Geräte waren seit dem ersten Macintosh schon immer extrem leise, weil Steve Jobs die Lüfter hasste. (Und wer tut das nicht?) Mit dem M1 treibt Apple die Sache auf die Spitze.
Das kleinere MacBook Air mit M1-CPU kommt ganz ohne Lüfter aus, was von einem gesunden Selbstvertrauen zeugt. Im MacBook Pro ist hingegen ein Lüfter verbaut, obwohl die CPU in beiden Modellreihen praktisch gleich schnell ist. Der Unterschied liegt darin, dass die CPU im MacBook Pro ihre Leistung über einen langen Zeitraum aufrechterhalten kann, während jene im MacBook Air irgendwann gedrosselt wird, um eine Überhitzung zu verhindern.
Allerdings ist die Sache halb so wild. Dem Vernehmen nach braucht es beim MacBook Air etwa eine halbe Stunde, bis die CPU gedrosselt werden muss. (Mir fehlen leider die technischen Mittel, um das nachzuprüfen.) Aber auch das geschieht nur dann, wenn die CPU während der ganzen Zeit unter Volllast gefordert wird, etwa bei einem umfangreichen Videoexport. Die reguläre Arbeit in einem Grafikprogramm oder einer Videoschnitt-Software (ohne Export) reicht dazu nicht aus.
Vor allem wurde das MacBook Pro im Test immer nur warm – aber nie heiss. Ich habe den Lüfter des MacBook Pro nie zu hören bekommen, sodass ich Apple einfach glauben muss, wenn sie sagen, dass einer verbaut wurde. Wenn das Gerät vor einem steht, wirkt es wie eine hochwertige Attrappe: Da ist ein Bild auf dem Monitor zu sehen, einige Fenster oder Grafiken; aber sonst geschieht nichts. Kein Säuseln. Kein Hinweis darauf, dass irgend etwas im Inneren arbeitet. Es blickt dich an wie eine stoische Hundeseele und wartet darauf, was als nächstes verlangt wird. Der Geräuschpegel ändert sich auch nicht, wenn Programme gestartet, Fotos retuschiert oder Videos geschnitten werden. In dieser Hinsicht fühlt sich das MacBook Pro wie ein iPad an, ist aber viel flexibler und wirkt manchmal ein wenig surreal.
Die Effizienz des SoC schlägt sich auf den Akkuverbrauch nieder – und hier sind die Daten einfach nur spektakulär. Voll aufgeladen, reicht die Laufzeit gemäss Apple bis zu 20 Stunden. Bei mir waren es vermutlich eher 15 Stunden, aber ich habe das Gerät nie bis zum letzten Prozent entladen.



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