Zattoo und Teleboy senden SRG-Sender nur noch in HD-Qualität

Es ist (zu) kompliziert • Ist Inklusion ein Luxus? • Wie gehts weiter?

Es ist (zu) kompliziert

Die Weiterverbreiter Zattoo und Teleboy haben beide auf Anfrage vom PCtipp bestätigt, dass derzeit die Sender der SRG lediglich in HD-Qualität statt in Full-HD angeboten werden. Betroffen sind die Sender SRF1, SRF2 und SRF Info sowie die französisch- bzw. italienischsprachigen Sender RTS un, RTS deux, RSI La1 und RSI La2, so Zattoo. Da Full-HD-Sender grundsätzlich nur für das Zattoo-Ultimate-Abo verfügbar seien, betreffe dies nicht Zattoo-Premium oder das kostenlose, werbefinanzierte Angebot.
Teleboy sieht die Schuld bei der SRG und spricht von «anbieten müssen». «Die SRG hat uns informiert, dass sie ihren Partnern nur noch unter bestimmten Voraussetzungen ein TV-Signal in Full-HD bereitstellt. Die Voraussetzung bezieht sich auf die Integration von HbbTV, also die ‹Red-Button›-Funktion auf der Fernbedienung. Die Einführung ist aufwendig und nicht auf allen Geräten (Apple TV) technisch möglich. Die Vorteile von HbbTV wie Programm-Infos oder Abruf vergangener Sendungen bietet die Teleboy-App weitgehend schon lange. Wir bedauern, dass die SRG sich zu diesem Schritt entschieden hat.» Von Seiten Zattoo kommt ziemlich die gleiche Aussage, warum man die Sender nicht mehr in FHD anbieten kann. Auch hier wird von einer «aufwendigen» Einführung gesprochen und dass es nicht auf allen Geräten, auf denen man Zattoo anbiete, technisch möglich sei.
Teleboy wirft der SRG zudem Folgendes vor: «Gleichzeitig verwundert es uns, dass die SRG der Swisscom, als einziger Verbreiter, die Signale zur Verfügung stellen, obwohl die Swisscom mit ihrem Angebot Blue TV Air die Voraussetzungen gleichermassen nicht erfüllt.» Blue TV Air ist ein Zusatzangebot von Swisscom. Damit können auch Nicht-Swisscom-Kundinnen und -Kunden, die keine Swisscom TV Box besitzen, über die Swisscom Blue TV App Filme streamen.
«Stimmt nicht» kontert SRG-Sprecher Blumer den Vorwurf, dass die Swisscom der einzige Weiterverbreiter sei, der Full HD senden darf. Es seien mehrere. Auch wenn bei Blue TV Air die erwähnten Services für sinnesbehinderte Menschen nicht angeboten würden, so seien diese Services für die allermeisten Kunden der Swisscom über die Blue TV Box zugänglich und berechtigten den Telco somit dazu, das FHD-Signal der SRG zu senden.
Auch den Vorwurf, die Einführung sei aufwendig, lässt er nicht gelten. Man habe beiden Weiterverbreitern viel Zeit für die Umstellung gelassen und sogar das Angebot gemacht, ihnen dabei zu helfen, das Signal auf eine Box zu bringen.

Ist Inklusion ein Luxus?

Sind für Zattoo und Teleboy also Menschen mit Sinnesbehinderungen eine Art Mensch zweiter Klasse, für die sich der «Aufwand» nicht lohnt? Zattoo beschwichtigt: «Inklusivität liegt uns sehr am Herzen. Daher setzen wir jede technische Möglichkeit, Menschen mit körperlichen Einschränkungen unser Angebot zur Verfügung zu stellen, im Rahmen der Machbarkeit um.» Das scheinen nicht nur leere Worte zu sein, denn bei Zattoo gibts zum Beispiel seit letztem Jahr für die Senderfamilie ARD und ZDF die Funktion «klare Sprache». Diese verbessere die Verständlichkeit gesprochener Inhalte durch die Reduzierung von Hintergrundgeräuschen. Zudem biete man über die Zattoo-App die Möglichkeit von Sprachsteuerung (z. B.  Amazon Alexa) an, oder man könne sich in der App für alle Programme Untertitel anzeigen zu lassen, bei denen Zattoo diese Informationen zu den Sendern erhalte. Trotzdem: Etwa Gebärdensprache wurde nicht erwähnt.  

Wie gehts weiter?

Zattoo schreibt weiter, man arbeite intensiv daran, eine Lösung zu finden, um das Full-HD-Signal der SRG-Sender wieder anbieten zu können. Gleichzeitig baue man das eigene Angebot von TV-Sendern im Full-HD-Format aus.
Die beiden Verbreiter-Verbände Swissstream und Swiss Digital seien zu diesem Thema mit der SRG im Austausch.
Kommentar: Es ist zu hoffen, dass die SRG, Teleboy und Zattoo bald eine Lösung finden. Denn während die sich streiten, sind die Leidtragenden die Menschen mit Sinnesbehinderungen, die den SRG-Service bei diesen Weiterverbreitern nicht nutzen können – was heute eigentlich selbstverständlich sein sollte.        


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