Das richtige Colocation-Zentrum finden 27.03.2023, 06:15 Uhr

Worauf es bei der Auswahl ankommt

Rechenzentrum ist nicht gleich Rechenzentrum. Unternehmen sollten ­deshalb bei der Auswahl ihres Colocation-Anbieters sorgfältig abklären, ob er auch wirklich der richtige für sie ist.
Firmen lagern ihre IT-Infrastrukturen zunehmend in externe Rechen­zentren aus
(Quelle: Shutterstock/Stock image)
Das Hosten der Infrastruktur in einem Colocation-Rechenzentrum ist sinnvoll für Unternehmen, die ihre IT sicher und performant betreiben möchten. Nicht alle Anbieter sind gleich. Was ist also bei der Auswahl eines Rechenzentrums zu beachten?

Verfügbarkeit und Performance im Zentrum

In erster Linie haben Verfügbarkeit und Performance des infrage kommenden Rechenzentrums massgeblichen Einfluss auf die Qualitätsbewertung. Wichtig ist, dass das Rechenzentrum kontinuierliche und belastbare Services bereitstellt, die verschiedensten Unterbrechungs- und Ausfallrisiken standhalten können. Konkret heisst das: SLA-garantierte Connectivity und Uptime mit geringer Latenz, tiefer Jitter und grosser Bandbreite. Unabhängige Portale wie PeeringDB oder Cloudscene bieten einen guten Überblick bezüglich der verfügbaren Connectivity in den einzelnen Rechenzentren.
Um die Verfügbarkeit und Ausfallsicherheit von Rechenzentren zu klassifizieren, hilft der sogenannte «Tier-Standard». Rechenzentren, die eine Verfügbarkeit von 99,995 Prozent (Tier-IV-Klassifikation) garantieren, müssen in den Bereichen Stromversorgung, Kühlung und Netzwerk vollständig redundant aufgebaut sein. Einzelne Rechenzentren bieten sogar 99,999 Prozent Verfügbarkeit – also nochmals mehr, als Tier IV verlangt.

Auf den richtigen Standort kommts an

Die Nähe zum eigenen Standort kann ein entscheidender Faktor sein. Durch eine geringe Distanz zwischen Server- und Unternehmensstandort kann nämlich die Latenz weiter verringert werden. Ausserdem entsteht so der Vorteil, dass Arbeiten am eigenen Server für das IT-Personal geringere Zeit in Anspruch nehmen, da man zum Beispiel von Zürich City aus nicht durch den Gubrist muss. Idealer­weise sind die Anlagen des Anbieters verkehrsgünstig in städtischen Umgebungen positioniert – und nicht abseits der Ballungs- und Wirtschaftszentren.

Zugang zu einer dynamischen Community

Wie man so schön sagt: «Colocation führt Sie ins Herz Ihrer Community» – ein gut vernetztes Rechenzentrum bringt eine Firma näher zu ihren Lieferanten und Partnern. Wenn das Unternehmen IT-geografisch näher bei der IT seiner Kunden liegt, dann kann auch ein einfacher Austausch auf operativer oder kommerzieller Ebene stattfinden. Es muss zudem darauf geachtet werden, dass eine gute Auswahl von unterschiedlichen Connectivity-Anbietern gegeben ist. So ist eine schnelle Anbindung garantiert. Bietet das Rechenzentrum Zugang zu den richtigen Netzwerken, ISPs, CDNs und InternetExchanges? Auch wichtig: Verfügt es über direkte Verbindungen zu den öffentlichen Clouds, um die Möglichkeit privater Verbindungen sicherzustellen, wenn Hybrid Cloud eingeführt wird?
Aktuelle Zahlen der Cloud Trends 2023 Studie von Research in Action (Veröffentlichung im Mai 2023) zeigt, dass der generelle Trend der letzten Jahre hin zu hybriden Multi-Cloud-Modellen weiter anhält. Colocation ist die Basis einer gut funktionierenden Hybrid Cloud.

Sicher, sicherer, am sichersten

Colocation-Rechenzentren investieren jeden Tag in die ­Sicherheit der Infrastruktur: physisch, virtuell, mit Menschen, Systemen und Compliance-Standards.
Ein gutes Rechenzentrum befasst sich mit allen Sicherheitsfragen, die zum Schutz der Kunden-Assets erforderlich sind. Dazu gehören 24/7-Security, Rauchmelder und Brandschutz, Videoüberwachung und mehrstufige physische Sicherheitskonzepte. Es baut auch auf redundante Sicherheitsvorkehrungen im Standby für Strom und Kühlung. Zertifizierungen geben allgemein einen guten Überblick über die Qualität und dienen somit als Orientierung. Dazu gehören auch Akkreditierungen für Datensicherheit und andere für den Sektor wesentliche Security wie die Finma-Zertifizierung. Service Level Agreements klären alle Verantwortungsfragen.

Skalierbarkeit und Flexibilität gefragt

Die Datenmengen, die heute überall auf der Welt erzeugt werden, nehmen weiter zu und sammeln sich an globalen Hotspots – grösstenteils angetrieben durch Data Gravity. Zürich ist beispielsweise ein globales Gravitationszentrum für Finanz- und Versicherungsdaten. Das rasante Anwachsen der Datenmengen stellt auch ganz neue Ansprüche an die physische Infrastruktur.
Wenn ein Unternehmen seine Server-Kapazitäten im Rechenzentrum ausbauen will, bedeutet dies zusätzliche Fläche, Strom und Kühlung. In vielen Colocation-Rechenzentren ist der Kunde viel flexibler als im eigenen Rechenzentrum. Es muss deshalb im Vorfeld geklärt werden, ob die Kapazitäten flexibel erweitert oder abgebaut werden können, und ob die Möglichkeit besteht, die IT-Ressourcen schnell anzupassen, um den sich ändernden Kunden- oder Betriebsanforderungen gerecht zu werden.
Gerade für international tätige Firmen ist dabei der Zugang zu einer globalen Plattform, die sich weltweit über Länder und Kontinente erstreckt, wo Daten sowohl auf lokaler als auch zunehmend auf globaler Ebene effizient ausgetauscht werden können, von Vorteil. Manche Colocation-Anbieter bieten zusätzlich für alle globalen Bedürfnisse eine zentrale Ansprechperson.

Nachhaltigkeit durch maximale Effizienz

Nachhaltigkeit ist für Unternehmen längst kein «Zukunftsprojekt» mehr. Und auch bei der Wahl eines geeigneten Rechenzentrums spielen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz eine entscheidende Rolle.  Die Strommangellage hat gezeigt, dass ein kontinuierliches Energie-Monitoring ein absolutes Muss ist. Bei Grossrechenzentren führen ökonomische Ziele wie die Steigerung der Effizienz häufig gleichzeitig auch zum Erreichen der ökologischen Ziele, da ein reduzierter Energieverbrauch direkt zu geringeren Emissionen führt. Viele Anbieter nutzen bereits zu 100 Prozent erneuerbare Energien. Im Folgeschritt wird nun auch vermehrt die Abwärme der Rechenzentren für Fernwärmenetze genutzt.
Eine der bekanntesten Kennzahlen ist die Power Usage Effectiveness (PUE), die als globaler Leitwert für die Energieeffizienz gilt. Je höher der PUE-Wert, desto ineffizienter ist der Energieverbrauch des Rechenzentrums. Um­gekehrt gilt: Je näher der PUE-Wert bei 1 liegt, desto effizienter ist die Energienutzung. Effiziente Rechenzentren erreichen PUE-Werte kleiner als 1,2. Der CO₂-Offset durch Fernwärmenutzung kann sogar zu einem rechnerischen PUE unter 1,1 führen.

Lokale Support Services machen den Unterschied

Ein deutliches Zeichen für die Professionalität des Anbieters sind hervorragende Support Services. Alle Interaktionen mit dem möglichen Betreiber des Rechenzentrums vor Vertragsabschluss dienen als Möglichkeit, den Kundenservice des Unternehmens kennenzulernen. Im Qualifikationsniveau des technischen Personals gibt es teilweise deutliche Unterschiede, was sich im Innovationsgrad und in der Servicequalität äussert.
Wie auch in anderen Branchen ist es hilfreich, wenn der Support Service unterstützendes Know-how vor Ort in den Landessprachen bietet, um Supportzeiten und Kosten überschaubar zu halten.
Der Autor
Thomas Kreser
ist Marketing Manager Schweiz bei Digital Realty. www.digitalrealty.com


Das könnte Sie auch interessieren