Die KI-Trends für 2018

Emotion AI: Wenn die KI menschliche Empfindungen analysiert

Computerworld: In Ihrer aktuellen Studie sprechen Sie von «Emotion AI». Was ist das?
Zimmermann: «Emotion AI» kann man sich am besten so vorstellen: KI nutzt viele Datenpunkte und erstellt daraus eine Regression-Analyse, auf eine bestimmte Eingabe die richtige Reaktion oder Antwort zu finden. Emotion AI nimmt einen weiteren Datenpunkt mit dazu. Dieser konzentriert sich auf die Emotionen eines Menschen. Beim Sprachassistenten also zum Beispiel auf die Stimme beziehungsweise Klangfarbe und beim Videoassistenten die Gesichtsmimik und so weiter. Das geht aber noch weiter: Im Prinzip wird nur zwischen mehreren Arten beziehungsweise Bereichen unterschieden: Computervision-Technologie, Sound-Technologie und das dritte nenne ich Behavioural. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn so etwas wie Biodaten, also EEG (eine Untersuchungsmethode für Gehirnaktivitäten), den menschlichen Puls oder auch die Galvanic-Skin-Response (dabei wird die elektrische Leitfähigkeit der Haut gemessen) mit dazu genommen werden. Hier gibt es zum Beispiel ein Wearable der Firma Empatica, das einen epileptischen Anfall erkennt und den Betreuer/Angehörigen per SMS automatisch alarmiert. Eine andere App (Audiary) des deutschen Unternehmens audEERING funktioniert wie ein Audio-Tagebuch, das über Stimmanalyse Emotionen und Stimmungsschwankungen des Patienten analysiert.
Aber auch für die Wirtschaft sind diese KI-Techniken recht nützlich. In Call-Centern zum Beispiel. Da wird inzwischen nicht mehr nur das gesprochene Wort aufgezeichnet, sondern auch die Emotionen des Kunden sowie des Agenten werden im Nachhinein analysiert. So ist es etwa möglich, im Nachgang Vorschläge zu machen, wie es hätte besser laufen können, wenn zum Beispiel die Emotionen ein bisschen hochgekocht sind. So was ist auch in Echtzeit möglich. Dann kann ein Dritter gegebenenfalls direkt während des Gesprächs eingreifen, wenn es notwendig ist. Vorwiegend kommt das Ganze aber natürlich in der Werbung zum Einsatz. Sprich, wie eine Person auf ein bestimmtes Produkt und eine bestimmte Werbung reagiert. Und das sehr detailliert. Im Fachbegriff heisst das übrigens Sentiment Analysis.
Computerworld: Gibt noch weiter Einsatzgebiete?
Zimmermann: Ja, die Spiele-Industrie. Da kommen sowohl die kleinen, als auch die grossen Kinder auf ihre Kosten. Es gibt zum Beispiel ein Lernspiel für das Tablet bei dem die Emotion AI Firma Affectiva mitgewirkt hat, Dieses Spiel ist so entwickelt, dass es auf die Emotionen des Kindes eingeht. Wenn es also zum Beispiel total frustriert ist, wenn es eine Aufgabe nicht lösen kann, wird einfach das Level ein bisschen niedriger angesetzt. Für „grosse Kinder“, also Hardcore-Spieler, ist das dann natürlich kein Lernspiel. Das Videospiel Nevermind, , wird von Level zu Level immer gruseliger und intensiver. Das Spiel reagiert über die Kamera. Je nach Gesichtsmimik des Nutzers erkennt es, wie sich die Person fühlt und passt das Geschehen auf dem Bildschirm entsprechend an. Allerdings im umgekehrten Sinne. Will der Nutzer, dass das Spiel entspannter werden soll, muss er sich erst beruhigen.

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Autobauer, Einzelhandel und sogar Tagebau Wir zeigen gelungene Beispiele für die digitale Transformation deutscher und internationaler Unternehmen (Quelle: Vectomart, Shutterstock)

Computerworld:
Wenn es um Künstliche Intelligenz geht, fällt auch früher oder später das Wort «Sicherheit». Oder anders ausgedrückt: Welche Gefahren gehen von KI aus? In Bezug auf Jobs zum Beispiel?
Zimmermann: Es gibt sicherlich eine gewisse Gefahr, die von der KI ausgeht. Für einige Jobs kann das schon gefährlich werden. Dinge, die heutzutage noch von einem Menschen gemacht werden, könnten in ein paar Jahren nur noch von Maschinen erledigt werden. Eine Vorhersage, welche Berufsgruppen genau das treffen wird, kann ich aber nur schwer treffen.
Computerworld: Aber werden durch die KI nicht auch viele Jobs geschaffen? Irgendjemand muss sich ja zum Beispiel um die KI-Verwaltung kümmern?
Zimmermann: In Zukunft werden Data Scientists absolut gefragt sein, die sich um all die KI-Technik kümmern. In diesem Bereich gibt es derzeit noch viel zu wenig gute Leute. Grundsätzlich arbeiten aber eigentlich gerade alle grossen und auch kleineren Firmen irgendwie am Thema KI. Dazu zählen, wie ich bereits schon gesagt habe, Apple, Microsoft, Google, Amazon, Microsoft und so weiter. Und auch der Markt wird wachsen.



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