Quanten-Computing 27.07.2018, 08:28 Uhr

Starke Kopplung durch Spin-Trio

Um Qubits für Quantencomputer weniger störanfällig zu machen, benutzt man vorzugsweise den Spin zum Beispiel eines Elektrons. ETH-Forscher haben nun eine Methode entwickelt, mit der ein solches Spin-Qubit stark an Mikrowellen-Photonen gekoppelt werden kann.
Ein Spin-Trio aus in Quantenpunkten gefangenen Elektronen (rot). Durch quantenmechanisches Tunneln zwischen den Quantenpunkten entsteht ein Dipolmoment, das stark an die elektromagnetische Welle eines Resonators (gelb) koppelt
(Quelle: Andreas Landig / ETHZ)
Quantencomputer rechnen mit Quanten-Bits oder «Qubits», also Quantenzuständen beispielsweise von Atomen oder Elektronen, die gleichzeitig die logischen Werte «0» und «1» annehmen können. Um viele solcher Qubits zu einem leistungsstarken Quantenrechner zusammenzuschliessen, muss man sie über Entfernungen von Millimetern oder gar mehreren Metern miteinander koppeln. Dies kann zum Beispiel, ganz ähnlich wie bei einer Radioantenne, über die Ladungsverschiebung durch eine elektromagnetische Welle erreicht werden. Allerdings setzt eine solche Kopplung das Qubit auch störenden Einflüssen von unerwünschten elektrischen Feldern aus, worunter die Qualität der logischen Qubit-Operationen stark leidet.
Forschende mehrerer Professuren der ETH Zürich haben nun mit Unterstützung durch theoretische Physiker der Universität von Sherbrooke in Kanada gezeigt, wie man dieses Problem umgehen kann. Dazu fanden sie einen Weg, um ein Mikrowellen-Photon an ein Spin-Qubit in einem Quantenpunkt zu koppeln.

Qubits mit Ladung oder Spin

In Quantenpunkten fängt man zunächst Elektronen in nur wenige Nanometer grossen Halbleiterstrukturen ein, die auf weniger als ein Grad über dem absoluten Nullpunkt abgekühlt werden. Die logischen Werte 0 und 1 können nun auf zweierlei Weise realisiert werden. Entweder man definiert ein Qubit dadurch, dass sich das Elektron auf der linken oder rechten Seite eines doppelten Quantenpunktes befindet, oder über den Spin des Elektrons, der nach oben oder unten zeigen kann.

Im ersten Fall spricht man von einem Ladungs-Qubit, das durch die elektrische Ladungsverschiebung stark an elektromagnetische Wellen koppelt. Ein Spin-Qubit dagegen kann man sich als winzige Kompassnadel vorstellen, die nach oben oder unten zeigt. Wie eine Kompassnadel ist der Spin magnetisch und koppelt daher nicht an elektrische, sondern an magnetische Felder. Die Kopplung des Spin-Qubits an den magnetischen Anteil von elektromagnetischen Wellen ist dabei viel schwächer als diejenige eines Ladungs-Qubits an den elektrischen Anteil.

Drei Spins für stärkere Kopplung

Dadurch ist ein Spin-Qubit zwar einerseits weniger störanfällig und behält seine Kohärenz (auf der die Funktionsweise des Quantencomputers basiert) über einen längeren Zeitraum. Andererseits ist es aber auch deutlich schwieriger, Spin-Qubits mittels Photonen über lange Distanzen aneinander zu koppeln. Um dies trotzdem möglich zu machen, benutzt die Arbeitsgruppe einen Trick, wie Jonne Koski, Postdoktorand in der Gruppe von ETH-Professor Klaus Ensslin, erklärt: «Indem wir für die Realisierung des Qubits nicht einen, sondern gleich drei Spins verwenden, können wir die Vorteile eines Spin-Qubits mit denen eines Ladungs-Qubits verbinden.»
In der Praxis werden dafür auf einem Halbleiterchip drei Quantenpunkte hergestellt, die nahe beieinander liegen und mittels winziger Drähte durch angelegte Spannungen kontrolliert werden können. In jedem der Quantenpunkte können Elektronen mit nach oben oder unten ausgerichtetem Spin gefangen werden. Durch einen der Drähte ist das Spin-Trio zudem mit einem Mikrowellenresonator verbunden. Die Spannungen an den Quantenpunkten stellt man nun so ein, dass sich auf jedem der Quantenpunkte jeweils ein Elektron befindet und die Spins von zwei der Elektronen in die gleiche, der dritte dagegen in die entgegengesetzte Richtung zeigt.

Autor(in) Oliver Morsch, ETH News



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