Uni Basel 05.03.2021, 15:33 Uhr

Konzept für neues Speichermedium entwickelt

Physikerinnen und Physiker aus der Schweiz, Deutschland und der Ukraine haben einen Vorschlag für ein neuartiges Speichermedium ausgearbeitet. Der Ansatz beruht auf besonderen Eigenschaften antiferromagnetischer Materialien.
In einem antiferromagnetisches Einkristall wurden Bereiche mit unterschiedlicher Ausrichtung der antiferromagnetischen Ordnung geschaffen (blaue und rote Bereiche), die durch eine Domänenwand getrennt sind. Deren Verlauf lässt sich durch die Strukturierung der Oberfläche steuern. Das ist die Grundlage für ein neues Speichermedienkonzept.
(Quelle: Departement Physik/Universität Basel)
Einem internationalen Forschungsteam ist es gelungen, bestimmte physikalische Eigenschaften eines Antiferromagneten erstmals mithilfe von Quantensensoren auf der Nanometerskala zu untersuchen. Auf der Basis ihrer Ergebnisse stellen sie im Fachmagazin «Nature Physics» ein Konzept für ein neues Speichermedium vor. Geleitet wurde die Arbeit durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom Departement Physik und Swiss Nanoscience Institute der Universität Basel.
Antiferromagnete machen 90 Prozent aller magnetisch geordneten Materialien aus. Anders als bei Ferromagneten wie Eisen, bei denen das magnetische Moment der Atome parallel ausgerichtet ist, wechselt bei Antiferromagneten die Ausrichtung des magnetischen Moments zwischen benachbarten Atomen. Deshalb erzeugen antiferromagnetische Materialien kein äusseres magnetisches Feld und erscheinen als nicht magnetisch, da sich durch die wechselnde Ausrichtung der Momente das magnetische Moment aufhebt.
Antiferromagnete versprechen spannende Anwendungen in der Informationsverarbeitung, da die Ausrichtung ihres magnetischen Moments, im Gegensatz zu Ferromagneten in konventionellen Speichermedien, nicht versehentlich durch magnetische Felder überschrieben werden kann. Daher hat sich in den letzten Jahren das neue Forschungsgebiet der antiferromagnetischen Spintronik entwickelt, in dem weltweit zahlreiche Forschungsgruppen aktiv sind.

Quantensensoren verschaffen neue Einblicke

In Zusammenarbeit mit den Forschungsgruppen von Denys Makarov (Helmholtz-Zentrum in Dresden, Deutschland) und Denis D. Sheka (Taras Shevchenko National University of Kyiv, Ukraine) hat das Team von Patrick Maletinsky aus Basel einen Einkristall von Chrom(III)-oxid (Cr2O3) untersucht. Der Einkristall ist ein nahezu perfekt geordnetes System mit sehr wenigen Defekten, bei dem die Atome in einem regelmässigen Kristallgitter angeordnet sind. «Wir können den Einkristall so verändern, dass wir zwei Bereiche (Domänen) schaffen, die sich in der Ausrichtung der antiferromagnetischen Ordnung unterscheiden», erklärt Natascha Hedrich, Erstautorin der Studie.
Getrennt werden diese beiden Domänen durch eine Domänenwand. Solche Domänenwände in Antiferromagneten liessen sich bisher nur in Einzelfällen und nicht im Detail experimentell untersuchen. «Da unsere Quantensensoren sehr sensitiv sind und eine exzellente Auflösung besitzen, konnten wir nun experimentell zeigen, dass sich die Domänenwand ähnlich wie eine Seifenblase verhält», erklärt Maletinsky. Wie eine Seifenblase ist die Domänenwand elastisch und bestrebt ihre Spannungsenergie zu minimieren. Ihr Verlauf gibt damit Aufschluss über die antiferromagnetischen Materialeigenschaften und lässt sich präzise voraussagen, wie auch Simulationen der Forschenden aus Dresden gezeigt haben.

Autor(in) pd/ jst



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