Gastbeitrag 15.10.2021, 07:45 Uhr

Handelt, liebe Unternehmen!

Technologien wie künstliche Intelligenz und Blockchain bieten ein enormes wirtschaftliches Potenzial. Ihr Einsatz geht jedoch mit einer grossen Verantwortung einher. Wie sollen Unternehmen den ethischen Herausforderungen der digitalen Transformation begegnen?
Der Autor: Christoph Bräunlich ist Head of BSI AI beim Softwarehersteller BSI. www.bsi-software.com
(Quelle: BSI)
Algorithmen, die Fake News generieren und auf den sozialen Medien verbreiten, medizinische Studien, deren Datenbasis bestimmte Bevölkerungsgruppen ausschliesst, oder ein Google-Maps-Algorithmus, der entscheidet, wie viele Sterne bei der Bewertung angezeigt werden und welche Rezensionen berücksichtigt werden. Da drängt sich die Frage auf: Wer stellt sicher, dass Programme faire Entscheidungen fällen?
Was es braucht, um die dadurch entstehende Verun­sicherung der Menschen zu minimieren, sind Transparenz und Vertrauen – sowie auch Regeln zur digitalen Ethik. Unternehmen müssen deshalb Strategien entwickeln, wie sie das Thema angehen wollen. Ich möchte Ihnen dafür drei Handlungsempfehlungen an die Hand geben, wie Unternehmen den verantwortungsvollen Umgang mit Daten und Technologien regeln können.

1. Schaffen Sie Transparenz

Um das Vertrauen von Mitarbeitenden, Kunden, Partnern und auch der Gesellschaft zu erlangen, ist es wichtig, dass Unternehmen gegenüber ihrer Belegschaft wie auch Personen ausserhalb der Organisation transparent sind hinsichtlich der Nutzung von Daten, Modellen und Algorithmen. Ausgenommen sind natürlich unternehmensinterne und vertrauliche Informationen.

2. Überprüfen Sie die Datenbasis

Die Qualität von Algorithmen ist nur so gut wie die Daten und Informationen, auf die sie angesetzt werden. Unternehmen sollten daher die Datenbasis ihrer Analysen stets kritisch auf mögliche Verzerrungen überprüfen.
Texte mit rassistischer Färbung führen beispielsweise dazu, dass auch die darauf basierenden Analysen eine entsprechende Tendenz aufweisen. Oder wenn Datengrund­lagen, die für das Recruiting in Unternehmen eingesetzt werden, bestimmte Bevölkerungsgruppen vernachlässigen, dann beschränkt sich das Unternehmen damit in der Personalauswahl – und manche Kandidatinnen und Kandidaten werden von vornherein ausgeschlossen.
“Mit der digitalen Ethik verhält es sich ähnlich wie mit dem Umweltschutz: Wenn wir uns nicht damit beschäftigen, hat das verheerende Folgen für die Menschen„
Christoph Bräunlich
Das zeigt deutlich: Beim Thema Datenethik geht es um mehr als «nur» um Datenschutz – und es betrifft Unternehmen und Organisationen aller Branchen. Für diese bedeutet das in der Konsequenz: Wenn Modelle ein Bias erkennen lassen, ist im Zweifelsfall hinterher zu prüfen, ob dieser bereits in der Datengrundlage angelegt war, auf Basis derer die Modelle trainiert wurden.

3. Definieren von digitalen Werten

Unternehmen, die den digitalen Wandel aktiv vorantreiben wollen, sollten Werte für die digitale Welt definieren und sicherstellen, dass diese auch gelebt werden. Das wiede­rum stärkt das Vertrauen in das Unternehmen und verbessert die Beziehungen nach innen und aussen.
Ein Label wie das Data Fairness Label von Swiss Insights kann dabei helfen, sich strukturiert mit digitaler Ethik zu befassen. Das Label kann auf der Unternehmens-Website aufgeführt und kommunikativ genutzt werden, um sich beim Thema Datenethik klar zu positionieren und das Vertrauen der Stakeholder zu festigen.

Fazit: Es geht nicht nur um Datenschutz

Mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) versucht der Gesetzgeber zwar bereits, regulierend in das digitale Marktgeschehen einzugreifen. Allerdings ist das Thema Datenethik sehr umfassend. Hier geht es nicht nur um Datenschutz, sondern um die faire Behandlung von Per­sonen, Marken und Objekten sowie darum, die Objektivität von Datenanalysen zu gewährleisten.
Die Umsetzung entsprechender Massnahmen ist zwar aufwendig, bietet aber auch Chancen. Wer als Unternehmen zu einer positiven Kultur im Kontext digitaler Geschäftsmodelle beiträgt, wird nicht nur als innovativ wahrgenommen, sondern auch als eine Organisation, die gesellschaftliche Verantwortung übernimmt.



Das könnte Sie auch interessieren