Firmenfachbeitrag 30.06.2025, 07:45 Uhr

Ein neues Frontend für Versicherer und Versicherte

In Zusammenarbeit mit dem österreichischen Frontend-Spezialisten Diamir hat die Centris eine maximal individualisierbare Frontend-Applikation und eine Vertriebsplattform entwickelt. Ein KI-Modul für die automatisierte Leistungsabrechnung folgt bald.
Versicherung per App: Die neue Centris-Frontend-Lösung verbindet intuitive Nutzerführung mit leistungsstarker IT im Hintergrund.
(Quelle: Adobe Stock/Juan Camilo)
Mit einem umfassenden Portfolio an IT-Lösungen unterstützt die Centris schweizerische Kranken- und Unfallversicherer bei der Digitalisierung und der Umsetzung innovativer Geschäftsmodelle. Dabei spielen die Backend- und Kernsysteme, wie sie in Centris’ Swiss Health Cloud zusammengefasst werden, eine zentrale Rolle. Genauso wichtig ist aber auch die User-Experience (UX) der Frontend-Lösung als essenzieller Baustein in der Schnittstelle zu den Endkunden, den Versicherten. Eine App mit durchdachter UX führt zu mehr Verwendung durch die User, was bei einem intakten Business-Case zu einer höheren Wertschöpfung durch die Versicherung führt. Schliesslich sind zufriedene Kunden treu und wechseln weniger oft.

Softwareentwicklung zwischen Solothurn und Wien

Um das Mobile-App-Angebot der Centris an den Grundsatz «UX first» anzupassen, entschied die Geschäftsleitung 2022, das bestehende Frontend mit einer komplett neuen Lösung abzulösen. Den idealen Partner für diese Neuentwicklung fand die Centris in Diamir, einem Wiener Unternehmen, das sich auf die Entwicklung massgeschneiderter Software spezialisiert hat. Krankenversicherung war für Diamir kein unbekanntes Thema, da das Unternehmen schon seit acht Jahren für Uniqa tätig ist, der mit 17 Millionen Kunden grössten Versicherung in Österreich und Osteuropa.
In einer zweimonatigen Konzeptionsphase ab Januar 2023 erfasste das gemeinsame Projektteam von Diamir und der Centris zunächst die Anforderungen an die Lösung und die UX. Dabei, und auch im weiteren Projektverlauf, standen der enge Austausch mit Versicherungen sowie die Durchführung von Nutzerinterviews im Fokus.
Um beim Betrieb der neuen Applikation höchste Flexibilität und Verfügbarkeit sicherzustellen, wurde das Frontend vollständig von den Backend-Systemen entkoppelt. Zu diesem Zweck entwickelten die Experten der Centris eine Integrationsschicht, bestehend aus einer Data-Streaming-Plattform auf Basis von Apache Kafka sowie den darauf aufbauenden Backend-for-Frontend-APIs. Diese stellen den angebundenen Frontend-Applikationen flexible APIs für den Bezug von Personen-, Vertrags- oder Dokumentendaten aus dem ERP- und Archivsystem der Centris zur Verfügung.

Individuelles Frontend bei gleicher Codebasis

Das Ergebnis ist eine hochflexible Applikation, die die Centris ihren Kunden als native App für iOS und Android sowie über eine Website in unterschiedlichen Stufen der Individualisierung anbietet. Dafür wurde ein integriertes Content-Management-System (CMS) geschaffen, das es den Versicherern ermöglicht, eigenständig Logos und CI-Elemente anzupassen, Funktionen zu aktivieren oder zu deaktivieren sowie spezifische Einstellungen für Verträge und Produkte vorzunehmen. So lassen sich neue Botschaften und Angebote im Frontend rasch und unabhängig umsetzen.
«Die grösste Herausforderung bestand für uns darin, eine Whitelabel-Applikation zu entwickeln, die für den Endkunden wie eine individuelle Softwarelösung erscheint, im Hintergrund aber auf einer einheitlichen Codebasis basiert und dadurch enorme Vorteile bei den Kosten und der Geschwindigkeit der Weiterentwicklung aufweist», erklärt ­Maximilian Nimmervoll, Geschäftsführer von Diamir. Mit der einheitlichen Codebasis folgt das Projekt dem Shared-Cost-Prinzip, einem zentralen Pfeiler der Centris-Philosophie.

Einsparungen dank durchgehender Prozesse

Die neue Frontend-Applikation der Centris ist seit Mai 2024 im Einsatz bei ÖKK, EGK, Aquilana und Innova. «Unsere Kunden sind begeistert von der App», erzählt Patrick Tanner, Leiter ICT und Mitglied der Geschäftsleitung von EGK-Gesundheitskasse.
Die Versicherten erhalten eine einfache und schnelle Schnittstelle zu ihrem Versicherer, die ihr jederzeit und überall gewünschte Informationen zu Leistungen und Abrechnungen per Fingertipp anzeigt und die wichtigsten Transaktionen wie das Einreichen von Rechnungen ermöglicht. «Dank der durchgehenden Prozessdigitalisierung im Privatkundengeschäft erlaubt uns das neue Frontend, zeitgemässe Prozesse mit dem Potenzial zur Reduktion von Aufwand und Kosten anzubieten», so Innova-CEO, Sergio Pradera.

KI-Lösungen als nächster Schritt

Diamir und die Centris arbeiten bereits an der Weiterentwicklung der Applikation. In ihrer aktuellen Version verfügt die App über ein extern lizenziertes Scan-Plug-in für die Erfassung von Leistungsbelegen. Die Digitalisierung und Strukturierung der Belegdaten erfolgt dabei über externe Scandienstleister, was mit hohen Kosten verbunden ist. Deshalb wurde im Dezember 2024 gemeinsam die Entwicklung eines nativen Scan-SDK gestartet. Ziel ist es, Endkunden mit einem vollständig automatisierten End-to-End-Prozess ein benutzerfreundliches Scanerlebnis von der Erfassung des Belegs bis hin zur Leistungsabrechnung zu bieten. Versicherte erhalten so nahezu in Echtzeit Rückmeldung über den Status ihrer eingereichten Leistungen.
Das SDK unterstützt bereits den ab Januar 2026 gültigen neuen Standard für Grundversicherungsbelege. Dadurch reicht es künftig aus, lediglich den auf dem Beleg enthaltenen QR-Code zu scannen – die strukturierten Daten stehen sofort zur digitalen Weiterverarbeitung bereit. Der Go-live des neuen Scan-SDK ist für das zweite Halbjahr 2025 geplant.
Für die heterogene Vielfalt an Zusatzversicherungsbelegen wird parallel ein KI-gestützter Digitalisierungsservice entwickelt, der auch komplexe oder unstrukturierte Dokumente – von standardisierten Zahnarztrechnungen bis hin zu handschriftlichen Belegen – in strukturierte Datenformate überführen soll. Der Go-live einer Minimalversion des Digitalisierungsservices ist für das erste Halbjahr 2026 vorgesehen.

Eine neue Vertriebsplattform und weitere Ideen

Daneben haben Diamir und die Centris im letzten Dreivierteljahr aber auch eine Vertriebsplattform für das Privatkundengeschäft entwickelt, die im März für den ersten Kunden live ging. Sie liefert die Grundlage für erweiterte Selfservice-Portale der Versicherer mit zusätzlichen Upselling-Möglichkeiten. Damit können Endkunden ihre Ver­sicherungen selbstständig ändern, neue Dienstleistungen kaufen und auch Verträge abschliessen, während ihnen der Versicherer eine Unfallversicherung für den Urlaub verkauft. Die Auftragsbearbeitung erfolgt automatisiert.
Weitere gemeinsame Projekte im Gesundheitsbereich sind bereits geplant. Man darf gespannt sein.
Zum Autor
Markus Pörschke ist Business Owner CX Solutions bei der Centris AG.
Zum Unter­nehmen: Mit dem grössten Health-Insurance-Ökosystem der Schweiz unterstützt die Centris die schweizerischen Kranken- und Unfallversicherer bei der Digitalisierung ihres Geschäfts. Das Angebot umfasst effiziente und sichere IT-Lösungen von der Einzelapplikation bis zum umfassenden Gesamtsystem für das Firmen- und Privatkundengeschäft. An ihrem Standort in Solothurn beschäftigt die Centris rund 330 Fachkräfte aus der IT- und Versicherungsbranche.
Mehr Informationen: www.centrisag.ch
Dieser Beitrag wurde von der Centris AG zur Verfügung gestellt und stellt die Sicht des Unternehmens dar. Computerworld übernimmt für dessen Inhalt keine Verantwortung.



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