08.06.2012, 16:30 Uhr
Der Internet Explorer 10 sorgt für Ärger
Der beim Internet Explorer 10 standardmässig aktivierte Tracking-Schutz sorgt für Ärger. Microsoft dürfte gezwungen sein, Änderungen am Browser vorzunehmen.
Die standardmässig aktivierte Do-Not-Track-Funktion im Internet Explorer 10 verstösst gegen die Spezifikationen des W3C (World Wide Web Consortium). Microsoft hat kürzlich den Windows 8 Release Preview auch inklusive einer neuen Fassung des Internet Explorer 10 ausgeliefert (Computerworld.ch berichtete). Bei dieser Browser-Version hat Microsoft erstmalig die Do-Not-Track-Funktion aktiviert. Dieser Tracking-Schutz soll Endanwender vor all zu neugierigen Website-Betreiber schützen, indem den Servern beim Besuch der Seite signalisiert wird, dass sie nicht das Surfverhalten für personenbezogene Werbung analysieren dürfen. Unter den meisten Browser-Entwicklern herrscht seit langem Einigkeit darüber, dass ihre Browser die Do-Not-Tracking-Funktion unterstützen müssen. Daher wurde diese Funktion auch bereits in Firefox, Safari und beim Internet Explorer 9 integriert. Über die Website donottrack.us kann jeder Anwender überprüfen, ob der verwendete Browser Do Not Track unterstützt und ob diese Funktion eingeschaltet ist. Bei der Auslieferung der neuen Vorabversion vom Internet Explorer 10 mit Windows 8 Release Preview ist Microsoft allerdings noch einen Schritt weiter gegangen: Do Not Track wird hier nicht nur unterstützt, sondern ist auch standardmässig aktiviert. Microsoft begründet dies damit, dass User mehr Kontrolle darüber erhalten sollen, ob ihr Surfverhalten von Websites ausspioniert werden kann. Die bei der W3C zuständige Arbeitsgruppe für Do Not Track sieht dies allerdings anders und hat die Spezifikationen kürzlich geändert. Laut den aktualisierten Spezifikationen darf Do Not Track in einem Browser erst dann aktiviert werden, wenn der Anwender dem explizit zugestimmt hat. Ein möglicher Weg wäre, dass der Browser den Anwender beim allerersten Start fragt, ob die Do-Not-Track-Funktion aktiviert werden soll. Laut den Verfassern der aktualisierten Spezifikationen für Do Not Track handelt es sich vorerst um einen «Kompromiss-Vorschlag», der noch zwischen allen Beteiligten ausdiskutiert werden muss. Sollte es dabei bleiben, wäre Microsoft gezwungen, den Internet Explorer 10 wieder zu ändern. Ansonsten wäre der neue Internet Explorer nicht mehr W3C-konform. Allerdings ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, denn auch innerhalb des zuständigen W3C gibt es noch Diskussionsbedarf. Jonathan Mayer von der Stanford-Universität gehört dieser Arbeitsgruppe an und hat auch den «Kompromiss-Vorschlag» zusammen mit einem Vertreter von Mozilla und einem Vertreter der EFF (Electronic Frontier Foundation) verfasst. In einer Mitteilung auf der W3C-Mailing-Liste weist Mayer darauf hin, dass zwischen allen Akteuren noch keinerlei Einigkeit gäbe und man versucht habe, einen Kompromiss zu finden, mit dem alle leben könnten. Letztendlich geht es nämlich bei der ganzen Debatte auch darum, wessen Interessen sich am ehesten durchsetzen: Die Interessen der Online-Werbeindustrie oder die Interessen der Datenschützer. «Wenn jeder der Beteiligten ein wenig unglücklich ist, dann denke ich, dass wir einen Konsens gefunden haben», schreibt Mayer.