Schweizerische Post 06.05.2021, 09:09 Uhr

Mit Offenlegung und Bug-Bounty zum neuen E-Voting-System

Die Schweizerische Post ist daran, ein neues E-Voting-System zu entwickeln. Über die Fortschritte und die Offenlegung der Systemteile hat der Gelbe Riese in einem Pressegespräch informiert.
Denis Morel, Leiter des E-Government-Bereichs der Schweizerischen Post, gibt Auskunft darüber, wie die Post das neue E-Voting-System entwickeln will.
(Quelle: Videostill: jst/nmgz)
Vor Kurzem hat der Bundesrat das Vernehmlassungsverfahren für die Neuausrichtung des Versuchsbetriebs mit der elektronischen Stimmabgabe (E-Voting) eröffnet. Die Vorlage sieht unter anderem vor, dass die Kantone in begrenztem Umfang wieder E-Voting-Versuche durchführen können. Damit diesen auch ein den Vorgaben entsprechendes System zur Verfügung gestellt werden kann, entwickelt die Schweizerische Post derzeit ein entsprechendes System.
Wie Denis Morel, Leiter des E-Government-Bereichs der Post, in einem Mediengespräch meinte, sei man seit Mitte 2020 an der Entwicklung des neuen Systems. Dieses weise keinen Code mehr von Scytl auf, erklärte er. Das System der spanischen Firma bildete die Grundlage des ersten, gescheiterten Versuchs der Post ein E-Voting-System in einigen Schweizer Kantonen zu etablieren.
Vielmehr setzt die Post nun auf vollständige «Swissness». So wird die Software nun intern in Neuenburg entwickelt. Dadurch erhalte man ein «System in der Schweiz, aus der Schweiz und für die Schweiz», wie Morel betonte.
Neu am neuen E-Voting-System der Post ist, dass die Stimmabgabe vollständig verifizierbar sein muss, was auch eine Vorgabe des Bundes ist. Bislang seien die Verfahren nur individuell verifizierbar gewesen, das heisst, nur die Stimmbürgerin und der Stimmbürger habe nachvollziehen können, dass die eigene Stimme tatsächlich in der elektronischen Urne gelandet sei. Mit der universellen Verifizierbarkeit könne nun auch die Wahlkommission nachkontrollieren, ob mit der elektronischen Stimmabgabe alles in Ordnung war.

Sukzesive Offenlegung der Systemteile

Unterdessen hat die Post damit begonnen, die Teile des Systems schrittweise zu veröffentlichen und einer «Community» aus nationalen und internationalen Fachleuten zur Begutachtung vorzulegen. So wurden Anfang Jahr das kryptografische Protokoll und eine Open Source-Library mit zentralen kryptografischen Algorithmen offengelegt.
Und die Post erhält erste Rückmeldungen aus der Community. So seien seit dem Start der Offenlegung 13 Meldungen eingegangen, berichtet Morel. Zumindest eine der Medlungen habe einen Befund mit hohem Stellenwert gehabt. Um auch bei den Meldungen für eine gewisse Transparenz zu sorgen, veröffentlicht die Post die eingehenden Meldungen auf GitLab.
Basierend auf den eingegangenen Meldungen hat die Post eigenen Angaben zufolge verschiedene Verbesserungen der in der Open Source-Library veröffentlichten Algorithmen identifiziert. Die neue Version des kryptografischen Protokolls, die nun veröffentlicht werde, enthalte unter anderem eine Korrektur bezüglich der individuellen Verifizierbarkeit, die im Rahmen der Offenlegung gemeldet wurde.

Veröffentlichung der Spezifikation und des Quellcodes

In einem weiteren Schritt veröffentlicht die Post nun auch die Spezifikation des Systems. Diese entspricht einer detaillierten Beschreibung des kryptografischen Protokolls. Es sei sozusagen die Bauanleitung des E-Voting-Systems und erkläre alle Bestandteile für dessen Zusammensetzung, heisst es seitens der Post. So beschreibe die Spezifikation den Ablauf von der Konfiguration des elektronischen Urnengangs, über die Phase der Stimmabgabe bis zur Auszählung. Sie enthalte sogenannte Pseudo-Codes, die zur Veranschaulichung von Algorithmen dienen. Die Spezifikation beschreibt schliesslich die allgemeineren Algorithmen und einige der ihnen zugrundeliegenden Bausteine.
Doch damit nicht genug: In den nächsten Monaten will die Post eigenen Angaben zufolge auch den Quellcode des Systems und der separaten Verifizierungssoftware veröffentlichen.

Bug-Bounty-Programm geplant

Bug-Bounty-Programme haben es der Post angetan. So lässt sich der Gelbe Riese seit gut einem Jahr Teile seiner Programme von ethischen Hackern auf Herz und Nieren testen. Erst vor Kurzem hat die Post ein öffentliches Bug-Bounty-Programm gestartet und damit auch Private eingeladen, ihre Systeme nach Schwachstellen zu durchforsten.
Auch das E-Voting-System soll bald den Softwarefehler-Jägern als Revier zur Verfügung gestellt werden. So startet die Post in der zweiten Jahreshälfte 2021 das öffentliche Bug-Bounty-Programm zu E-Voting. Interessierte können sich aber bereits heute bei der Post melden, um informiert zu werden, sobald das Programm startet.
Läuft alles nach Plan, sollen 2022 wieder erste E-Voting-Versuche stattfinden können. «Unser Ziel ist es, dass interessierte Kantone das System im Verlauf von 2022 einsetzen können», hofft Morel.



Das könnte Sie auch interessieren