Scaleway 23.03.2022, 14:05 Uhr

Digital Cleanup Day: digitalen Müll entsorgen

Der digitale Sektor verbraucht rund 10 Prozent des weltweit produzierten Stroms und ist für 4 Prozent der gesamten CO2-Emissionen global verantwortlich. Das ist mehr als die Luftfahrtindustrie.
(Quelle: digitalcleanupday.org)
Der Digital Cleanup Day ist als Aufruf an alle Teilnehmer zu verstehen, ihre Ordner (in der Cloud) aufzuräumen und unnötige Daten, Anwendungen, E-Mails, Fotos, Videos und anderen digitalen Müll zu löschen. Aber Vorsicht: Selbstständige und Unternehmen sollten dabei die gesetzlichen Aufbewahrungsfristen beachten (meist 6 bis 10 Jahre).
Scaleway, nach eigener Aussage Betreiber des nachhaltigsten Rechenzentrums in Europa, listet die folgenden Schritte auf, die jeder tun kann, um beim Einsparen von Strom zu helfen:

1. Den digitalen Müll entsorgen

Wenn etwas online hochgeladen wird, wird es auf einem physischen Laufwerk in einem Rechenzentrum irgendwo auf der Welt gespeichert. Die E-Mails im Posteingang, die Videos auf dem Social-Media-Profil, die Bilder im Cloud-Konto – sie alle nehmen Platz auf Servern ein, die rund um die Uhr laufen. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die meisten dieser Dateien, E-Mails und Dokumente nie wieder aufgerufen werden, was bedeutet, dass sie dort unnötig Energie verbrauchen. Das ist so, als würde man ein Licht in einem Raum brennen lassen, den man nie benutzen wird.

2. Elektroschrott minimieren

Der Herstellungsprozess von Elektronik gehört zu den grössten Verursachern von CO2-Emissionen. Eine der besten Massnahmen, die Konsumenten ergreifen können, ist es, ihren E-Geräten ein zweites Leben zu schenken. Obsolete Hardware wird also nicht weggeworfen, sondern kann repariert, gespendet, verkauft oder für einen anderen Zweck genutzt werden. Verstaubt im eigenen Schrank noch ein alter Laptop? Das Gerät kann sich als Spende an eine Schule in der Nähe eignen, um Schüler beim Lernen zu Hause zu unterstützen. Irreparable Geräte sollten recycelt werden.

3. Sensibilisierung für digitale Umweltverschmutzung

Ein Gespräch mit Freunden und Verwandten und die Aufklärung darüber, wie das Internet und die Cloud funktionieren (es sind alles strombetriebene, wassergekühlte Server), kann helfen, die realen Auswirkungen digitalen Handelns zu verstehen. Konkret kann man Freunde zum Beispiel auffordern, zu einem datenschutzfreundlichen Messaging-Tool wie Signal zu wechseln – es verarbeitet keine persönlichen Daten und verbraucht daher weniger Energie. Privatsphäre ist grün. Es ist auch wichtig, die Botschaft über die eigenen sozialen Kreise hinaus zu verbreiten, beispielsweise über die sozialen Medien.

Warum Rechenzentren der Schlüssel sind

Das Löschen einer E-Mail ist so, als würde man beim Zähneputzen das Wasser abstellen – es ist zwar gut, seinen Teil beizutragen, aber der Einfluss des Einzelnen ist relativ gering. Diese E-Mail beansprucht nur einen winzigen Teil eines Servers, während ein Rechenzentrum Tausende von Servern beherbergt, die nicht nur Strom, sondern auch Wasser für die Kühlung verbrauchen.
Wie viel Strom genau? Rechenzentren sind für ungefähr 1 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich, und dieser Anteil wächst. Um es anders zu formulieren: Ein einziges Rechenzentrum kann so viel Strom verbrauchen wie eine Kleinstadt.
Auch beim Wasserverbrauch sind die Zahlen überwältigend. So verbrauchen Rechenzentren in den Niederlanden durchschnittlich eine Million Kubikmeter Wasser pro Jahr, was ungefähr dem jährlichen Wasserverbrauch von 20'000 Menschen entspricht.
Dementsprechend führen schon geringfügige Verbesserungen der Effizienz eines Rechenzentrums zu massiven Ressourceneinsparungen – mehr als durch das Löschen alter E-Mails jemals erreicht werden könnte.
Mangelndes öffentliches Wissen zu den Umweltauswirkungen von Rechenzentren bedeutet, dass ineffiziente Rechenzentren nicht öffentlich hinterfragt werden. Auch nicht die Unternehmen, die diese Dienste in Anspruch nehmen. Und so wird weiterhin Energie verschwendet.
Jedoch wendet sich hier zunehmend das Blatt. Immer mehr Menschen fangen an, die Rolle des digitalen Sektors punkto Energieeffizienz zu hinterfragen, was durch Veranstaltungen wie den Digital Cleanup Day beschleunigt werden soll. Schon bald wird der öffentliche Druck, gekoppelt mit gesetzgeberischen Massnahmen, die Umweltstandards für alle Rechenzentren neu gestalten.

Bernhard Lauer
Autor(in) Bernhard Lauer



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