Wenn Algorithmen entscheiden

Data Mining in der Schweiz

Bei der Zürcher Dynelytics nutzt man den SPSS Modeler unter anderem zur Optimierung von Marketing und Services einer langen Liste von Klienten. Sie umfasst bekannte Firmen aus dem Finanz- und Gesundheitswesen, Detail­handel, ICT, aber auch Bundesämter, Non-Profit-Organisationen, Hochschulen, Marktforschung und weitere.
So wollte die Basler Versicherung mehr über die eigene Kundschaft erfahren und nutzt bereits seit 2004 entsprechende Werkzeuge. Für eine Versicherung ist es essenziell, die Prämien jeweils dem Risiko entsprechend zu berechnen sowie genügend Rücklagen für allfällige Schadensfälle zu bilden. Dank des SPSS Modelers kennt man nun den Wert eines Kunden, etwa wer mehrere Verträge hat und nur wenige Schäden meldet (höchster Kundenwert) und wer – am anderen Ende der Werteskala – häufig oder gar immer dieselben Schadensfälle meldet (unter 1 % der Kunden).
Derartige Daten sind auch für den Aussendienst des Versicherers nützlich, erleichtert es doch das Eingehen auf Kundenbedürfnisse. Neben dem Kundenwert und dem Wechselpotenzial wird auch der Entwicklungswert berechnet, ein Mass für Cross Selling. Data Mining trägt bei der Basler Versicherung zu einer günstigeren Kundenstruktur und mehr Gewinn bei und soll auch im Geschäftskundenbereich zum Einsatz kommen.
Für Geschäftskunden der Helsana-Gruppe, dem grössten Krankenversicherer der Schweiz, entwickelte Dynelytics ein Gesundheitsportal. Darüber initialisiert und verwaltet Helsana statistische Online-Erhebungen in unterschied­lichen Abteilungen und auf diversen Stufen ihrer Geschäftskunden. Nach Schadensabwicklung bei Krankentaggeld- sowie Unfall-Schadenfällen werden über das Portal zudem monatliche Befragungen zur Zufriedenheit der Firmen­kunden durchgeführt. Zur Lösung gehört auch ein mass­geschneidertes, voll automatisiertes Online-Reporting.
Dynelytics wertete mit dem SPSS Modeler aber auch von ihnen durchgeführte Mitarbeiterbefragungen aus, so bei Coop oder bei der Kantonspolizei Zürich, was für das Mana­gement wertvolle Hinweise lieferte. Auch Studenten der Fernuni Schweiz verwenden im Statistikunterricht den SPSS Modeler, um im Fernstudium die Erhebung und systematische Aus­wertung von Daten zu erlernen.
Infobox
Robotic Process Automation (RPA)
RPA beschreibt die automatisierte Bearbeitung strukturierter Geschäftsprozesse. Software-Roboter (sogenannte RPA Bots) bilden den Kern dieser populären Technologie. Diese verarbeiten regelbasierte, strukturierte Daten in wiederkehrenden Prozessen und Aufgaben. RPA Bots arbeiten auf GUI-Ebene und können nahezu jeden Prozess automatisiert ausführen. Dazu sind weder Prozessände­rungen noch spezialisierte Schnittstellen erforderlich. Die RPA Bots übernehmen dabei die Rollen und Aufgaben von Anwendern und interagieren mit anderen Software-Systemen. RPA ist nicht Teil der klassischen Unternehmens-IT und verändert die bestehende Infrastruktur und Systeme nicht. Vielmehr befindet sie sich eine Ebene darüber und ermöglicht eine effiziente Implementierung, ohne bestehende Anwendungen zu verändern oder zu ersetzen. Das geschah – ebenfalls im Kanton Zürich – auch bei der Erfassung der unzähligen Gesuche auf finanzielle Unterstützung der wegen Covid-19 ruhenden Firmen. Die ausgefüllten Formulare wurden elektronisch erfasst und in einer Triage dem jeweiligen Team zugeordnet, um den Ansturm zu bewältigen. Auch wenn RPA bisher nur einfache Daten erfassen und auswerten kann, so ist es doch ein gutes Beispiel für die automatisierte Erfassung und Verarbeitung von Daten.



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