09.02.2007, 08:27 Uhr

Unbezahlbarer Fehlerjäger

Die Logging-Software Appsight würde wohl jeder Entwickler gern haben. Aber kaum ein Finanzchef wird sie bewilligen.
Appsight führt Buch über Transaktionen der überwachten Systeme und visualisiert die Events auf seiner Konsole.
Eins gleich vorneweg: Appsight 6.0 ist ein aussergewöhnlich taugliches Tool, um Bugs im Programmcode auf die Spur zu kommen. Denn die Software, ursprünglich entwickelt von der Anbieterin Identity, die mittlerweile BMC gehört, zeichnet akribisch sämtliche Vorfälle beim Ablaufen von Programmcode auf. Hakt es irgendwo, greift man auf die Aufzeichnung zurück und kann haarscharf rekapitulieren, in welcher Codezeile der Bug begraben liegt. Dass das wirklich funktioniert, zeigte sich im Praxistext im Computerworld-Labor.
Das Monitoring eines Systems geschieht mithilfe so genannter Black Boxes. Diese bietet BMC fixfertig und kostenfrei zum Download an. Die schwarzen Schachteln beobachten unter anderem Transaktionen im Netzwerk, Dateizugriffe, das Hochladen von DLL, den Zugriff auf einzelne Komponenten, sie zeichnen Mausbewegungen und -klicks auf und registrieren Schwankungen der Performance. Die Koordination der Black-Box-Daten geschieht in der Serversoftware, die als Repository für alle Logs und als Remote-Konfigurationstool fungiert.
Bei Systemen, die mit Microsofts PDB-Dateien arbeiten, lassen sich aussergewöhnliche Ereignisse bis zur einzelnen Codezeile hinunter lokalisieren. Bei J2EE-Systemen funktioniert das Logging bis zur Klassen-Ebene. Die aufgezeichneten Daten werden in einem Puffer gelagert, dessen Grösse man individuell festlegen kann. Ist der Speicher voll, wird er automatisch überschrieben. Ein weiterer, positiver Aspekt: Das Logging-Prozedere beansprucht nur wenig Kapazität der System-Performance.
Damit verdient sich die Software das Testurteil «sehr gut» und qualifiziert sich klar als überaus taugliche Test- und Debugging-Hilfe für interne Entwicklungsabteilungen. Wenn da nur eins nicht wäre: BMC kassiert für Appsight 6.0 die atemberaubende Lizenzsumme von knapp 190000 Franken - wohlgemerkt, das ist der Einstiegspreis für eine Basiskonfiguration. Damit dürfte sich die Software für sehr viele potenzielle Anwenderunternehmen gleich wieder disqualifizieren. Zumindest aber wird vor so einer gepfefferten Investition eine genaue Return-on-Investment-Kalkulation erfolgen.
Einen weiteren, diesmal technischen, Minuspunkt kassiert Appsight für seine magere Plattformauswahl. Die Software arbeitet auf Windows- und auf J2EE-Servern. Das wars auch schon. Unix und Linux müssen aussen vor bleiben.
Ein dritter Stolperstein ist die Konfiguration der Black Boxes. BMC bietet wie erwähnt zwar zahlreiche vorkonfigurierte Boxes an. Doch wer andere Systeme unterstützen will, muss selbst ran. Das wird schnell dermassen kniffelig, dass man dann am besten gleich auf BMCs einschlägige Beratungsleistungen zurückgreift.
Catharina Bujnoch



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