18.03.2011, 11:56 Uhr

Smartphones sind «Stalins Traum»

Open-Source-Ikone Richard Stallman nennt den derzeit grössten Feind für unsere Freiheit beim Namen: Smartphones.
Für Richard Stallman sind Smartphones mit proprietärem Code des Teufels (Bild: Victor Powell)
«Ich habe kein Mobiltelefon und ich werde nie eins mit mir herumtragen», sagt Stallman, Gründer der Freien-Software-Bewegung und Entwickler des Betriebssystems GNU (GNU is Not Unix) in einem Gespräch mit unserem Kollegen Jon Brodkin von der US-Schwesterzeitschrift Network World. Die Begründung für die Smartphone-Abstinenz des Open-Source-Gurus ist denn auch deren Datensammelwut. «Mobiltelefone sind Stalins Traum, sie sind die perfekten Werkzeuge für Big Brother», spitzt er zu. «Ich werde deshalb nicht ein Gerät mit mir führen, das jederzeit jeden Schritt von mir aufzeichnet, das mich ständig überwacht und das angeschaltet werden kann, um mich abzuhören», fährt Stallman in seiner Standpauke fort.
Was schlägt der Gründer der Free Software Foundation also vor? Der einzige Weg, um uns vor unserer Technik zu schützen, sei die konsequente Nutzung von freier Software - auch auf Smartphones, ist Stallman überzeugt. Dabei sei frei nicht wie in «Freibier» zu verstehen, also gratis, sondern wie in «Freiheit». Freie Software müsse von jedem gebraucht, verändert und verbreitet werden können, ist Stallmans Credo.
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###BILD_32317_left###So nennt Stallman Android als gutes Beispiel - allerdings nicht Googles Ausgabe von Android, sondern die Version des mobilen Betriebssystems eines Drittherstellers, aus der alle proprietären Codeschnipsel entfernt worden seien. «Erst vor Kurzem ist es möglich geworden, einige Smartphones mit dieser Version von Android, genannt Replicant, zu betreiben», berichtet Stallman. So könne das freie OS auf den HTC-Dream-Mobilgeräten installiert werden.
Laut Stallman könnten eigentlich nur Smartphones, die mit freier Software laufen, davor bewart werden, dass sie zu Wanzen mutierten. Denn nur wenn absolute transparente Software zum Einsatz komme, könne man entsprechende Schutzmechanismen einbauen, ist er überzeugt.
Andere Implementationen auch von Android seien dagegen weniger geeignet. «Obwohl Android an sich offen ist, können die Smartphone-Hersteller ihre Geräte mit nicht-freien ausführbaren Dateien ausliefern, die die Anwender nicht ersetzen können», argumentiert er. «Wenn also nur der Hersteller diese Dateien auswechseln kann, dann wird das Produkt zum Gefängnis», ist Stallman überzeugt.



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