Windows 11 04.10.2021, 09:28 Uhr

Wie Microsoft mit dem kostenlosen Update Geld verdient

Sechs Jahre nach dem Start von Windows 10 wagt Microsoft bei seinem Betriebssystem wieder einen Versionssprung: Windows 11 ist moderner, stabiler und für Windows-10-Nutzer sogar kostenlos. Der Konzern hat aber trotzdem einen Weg gefunden, damit Milliarden zu verdienen.
Windows 11 kommt am Dienstag
(Quelle: Microsoft)
Microsoft räumt auf und verpasst seinem Betriebssystem Windows ein modernes Design. Eigentlich hatte der Konzern vor sechs Jahren in Aussicht gestellt, bei Windows 10 für immer zu bleiben: Doch nun hat der Softwaregigant seinem runderneuerten Betriebssystem eine neue Versionsnummer verpasst. Windows 11 startet am Dienstag, dem 5. Oktober. 
Zur Premiere wird das System auf jeden Fall auf neuen PCs verfügbar sein. Darunter sind zum einen die neuen Surface-Rechner von Microsoft selbst. Mit an Bord sind aber auch die zahlreichen Hardwarepartner wie Lenovo, HP, Dell, Acer, Huawei und viele andere. 

Kostenloses Upgrade 

Windows 11 wird jedoch auch als kostenloses Upgrade schrittweise auf bestehenden Rechnern mit Windows 10 installiert. Dabei werden allerdings nur PCs zum Zuge kommen, die eine lange Liste von Voraussetzungen erfüllen. 
So wird ein vergleichsweise neuer Prozessor verlangt. Das sind die Intel-Prozessoren der achten Generation, Zen-2-Chips von AMD sowie ARM-Chips der Serien 7 und 8 von Qualcomm. Damit werden die Benutzerinnen und Benutzer älterer Systeme mit Prozessoren aus Intels sechster oder siebter Generation sowie älteren AMD-Modellen vom Wechsel zu Windows 11 ausgeschlossen. 

Fehlender Sicherheitschip

Bei vielen Modellen aus den Jahren 2017 und früher wird das Upgrade auf Windows 11 aber auch daran scheitern, dass auf der Hauptplatine der Rechner noch kein spezieller Sicherheitschip verbaut wurde. Dabei handelt es sich um das umstrittene Trusted Platform Module (TPM) 2.0. 
Ob es Microsoft gelingen wird, mit dem neuen Windows 11 in Verbindung mit der Sicherheitshardware moderner PCs die rapide wachsende Cyberkriminalität einzudämmen, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen. Klar ist: Bei der Abwehr von Schadprogrammen, die ganze Computernetzwerke erobern und komplette Datenbestände verschlüsseln, könnte die Kombination von Windows 11 und TPM eine wichtige Rolle spielen. 

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Windows-11-Übersicht

Rigides Lizenzmanagement 

Umstritten wird das TPM aber vermutlich dennoch bleiben, auch wenn die PCs dadurch sicherer werden. Schliesslich lassen sich mit dieser Architektur auch Identitäten genauer erkennen als es manchen Anwendern gefällt. Damit könnte beispielsweise ein Lizenzmanagement der installierten Programme viel rigider umgesetzt werden als bislang. 
Die recht hohen Voraussetzungen für Windows 11 lösten Kritik aus. Microsoft rechtfertigte sich Ende Juni in einem Blog-Eintrag: Windows 11 sei als komplettes Erlebnispaket konzipiert und entwickelt worden.

Keine Nachteile für ältere Versionen 

Anwenderinnen und Anwender, die mit ihren Maschinen nicht Windows 11 nutzen können, erleiden kurzfristig keine Nachteile. Die Softwareunterstützung für Windows 10 soll erst 2025 enden. Die Erfahrung bei der Ablösung von inzwischen stark veralteten Versionen wie Windows XP hat allerdings gezeigt, dass viele private Nutzer und auch gewerbliche Anwender sich vermutlich nicht rechtzeitig um einen sicheren Ersatz kümmern werden. 
Für Microsoft und seine Partner winkt mit dem geplanten Windows-10-Verfallsdatum aber ein riesiges Geschäft. Nach Expertenschätzungen sind derzeit rund 1,3 Milliarden Personal Computer mit Windows 10 im Einsatz.  

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Die Entwicklung von Windows 1 bis Windows 10 im Zeitraffer

Umsatz dank Lizenzgebühren 

Davon werden mehrere hundert Millionen Geräte beim Check mit der «PC Health App» von Microsoft kein grünes Licht für einen Umstieg auf Windows 11 anzeigen. Diese Rechner werden über kurz oder lang ersetzt werden müssen. Und Microsoft macht mit jedem neuen PC durch die Lizenzgebühr der Hersteller schätzungsweise 25 Dollar Umsatz. 
Nicht rechtzeitig fertig zum Start von Windows 11 wurde die Funktion, auch Android-Apps auf dem Windows-PC laufen zu lassen. Die Unterstützung für Android-Anwendungen soll nun erst im kommenden Jahr Einzug halten. Microsoft hat das Projekt zusammen mit Amazon entwickelt. Der Internetriese betreibt selbst einen App-Store für Android-Apps und macht damit Google Konkurrenz. 
An der Börse kamen die angekündigten Windows-11-Innovationen gut an. Seit der ersten Vorstellung des Systems Ende Juni hat der Kurs der Microsoft-Aktie um rund 10 Prozent zulegt. Dabei hat auch eine Rolle gespielt, dass Windows 11 bei den Technik-Journalisten, die bereits mit der Beta-Version gearbeitet haben, durchweg gute Noten bekam.
Von Christoph Dernbach, dpa



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