04.01.2012, 11:59 Uhr

Twitter-Hashtags infiltrieren Sprache

Hashtags, mit deren Hilfe Twitter-Einträge zugeordnet werden, sind mittlerweile Teil der «Leitkultur» geworden.
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Das Twitter-Gezwitschere beeinflusst die Sprache
Durch ein vorangestelltes Rautezeichen werden Wörter im sozialen Netzwerk Twitter zu Hashtags. Diese werden automatisch zu Links, was die Navigation durch die enorme Informationsmenge auf der Mikrobloggingseite vereinfacht. Diese Besonderheit funktioniert nur bei Twitter. Trotzdem haben User begonnen, auch auf anderen sozialen Netzwerken Hashtags zu verwenden. Die Menschen haben sich offenbar so sehr an die Organisation durch die Kennzeichnungen gewöhnt, dass sie die Rauten auch dann verwenden, wenn sie nichts zur Strukturierung von Inhalten beiträgt. «Ich nutze Hashtags ab und zu ausserhalb von Twitter. Sie bieten eine Möglichkeit, meinen Status zusammenzufassen und anderen in einem Wort zu zeigen, wie ich mich fühle», sagt ein US-User.

Einige Blogger sind bereits sehr genervt von der sich unkontrolliert verbreitenden Hashtag-Epidemie. «Ausserhalb von Twitter, auf Plattformen, wo Hashtags keinen vordergründigen Nutzen haben, sind die Verweise eher eine Konvention für Online-Verständigung als ein nützliches Werkzeug», sagt Dave Coustan. Das ändert nichts an der Popularität. Dazu die US-Schülerin Emma Kaplan: «Ich verwende sie im Scherz oder sarkastisch. Ich nutze Hashtags wenn ich mich beschwere und ab und an streue ich sie auch in meine SMS. Am häufigsten verwende ich momentan 'hashtag: sorrynotsorry'».

Keine ganzen Sätze

Neben den Hashtags beeinflussen auch andere Besonderheiten der Social-Media-Kommunikation die Alltagssprache. Die Wächter der Hochsprache machen sich wegen der allgemeinen Tendenz zur Kürze Sorgen. «Unsere Zeit ist so schnelllebig geworden. Da müssen Sie sich nur die Twitter-Literatur ansehen, in der es keine ganzen Sätze mehr gibt», so Hans Zehetmair, Vorsitzender des Rats für deutsche Rechtschreibung. Das führt laut dem Sprachexperten zu sinkender Qualität bei akademischen Abschlussarbeiten. Auch die erschreckende Statistik, nach der 20 Prozent der deutschen 15-Jährigen als Analphabeten eingestuft werden müssten, führt Zehetmair teilweise auf den Einfluss des Internets zurück. Die Kritik am angeblichen Sprachverfall der Jugend gab es allerdings auch schon zu Zeiten von Goethe. (www.pressetext.com)



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