Déjà-vu aus der Teppichetage

Berater sollen es richten

Nach einer längeren Diskussion einigt sich das Gremium einstimmig auf folgende Diagnose: «Der Markt ist schuld!» Zu den Markteinflüssen gehören Klimawandel, Kaufkraft, epidemiologische Lage, Kundenströme und so manches mehr. Mit anderen Worten: «WIR können alle nichts dafür!» Als heilende Rezeptur wird ein schrittweises Vorgehen festgelegt. Man engagiert eine Beratungsfirma, die über einen längeren Zeitraum alles einmal gründlich durchleuchtet.
Einige Monate später treffen sich wieder die gleichen Mitglieder der Geschäftsleitung und es präsentieren – analog zu den letzten drei Malen – zwei Frauen und zwei Männer, allesamt in feines, gedeckt-anthrazitfarbenes Tuch gewandet, eine spektakuläre PowerPoint-Präsentation mit modernsten Animationen. Auf Folie 148 ist dann das Resultat der Untersuchung sichtbar: Alle relevanten Linien wie Cashflow, Ertrag, Umsatz, EBIT zeigen nach unten.
Nun gut. Eigentlich könnte man jetzt sagen, dass man das immer gewusst hat. Doch auf so schönen Folien sah man das noch nie und derart coloriert sieht die Lage irgendwie gar nicht mehr so schlimm aus. Da brauchts wohl keine Sofortmassnahmen, ausser vielleicht, die sechsstellige Rechnung für das Beratungsunternehmen zu bezahlen. Diese Gedanken sind einmal mehr der Übergang zum nächsten heissen Thema. Es ist Spätsommer. Vorhang auf, Bühne frei: the same procedure as every year …

Kosten runter ... wie jedes Jahr

Die Stellenabbaupläne in den Unternehmensgremien gleichen bald dem Tisch von Miss Sophie aus der berühmten 60er-Jahre-Fernsehproduktion «Dinner for One». Da fehlt jedes Jahr einer mehr, sodass zu hoffen ist, dass am Schluss nicht nur noch der Chef und ein Butler übrig bleiben.
Trotz überragender Qualifikation mit neuem Landesrekord war bei Salomé Kora die Enttäuschung über die verpasste Medaille nach dem Final riesig
Quelle: Keystone/Peter Klaunzer
Noch ist es aber nicht so weit und trotzdem gleichen sich gewisse Rituale gegen Jahresende: «Budgetrunde», gepaart mit dem Zusatz «Kosten runter». The same procedure. Die Nachricht trifft pünktlich vom Chef-Controller ein, dass bis zum Tag X sämtliche Divisionsleiter ihre Budgets eingereicht haben müssen. Nach etwa einer halben Stunde erfolgt im Nachgang dann die zweite E-Mail mit dem bekannten CEO-Nachsatz, dass alle heuer den Gürtel enger schnallen müssen. Hannes kennt den Spruch allzu gut und verbucht ihn unter «the same procedure as every year». Die Zeiten sind anspruchsvoll und der CEO pflegt, wie jedes Jahr, den Begriff «sportlich» zu proklamieren. Gemäss unausgesprochenem Glaubensbekenntnis der Geschäftsleitung ist nur ein gekürztes Budget ein gutes Budget. Schliesslich muss man sparen («the same procedure as every year»). Warum eigentlich? Diese Frage stellt schon längst niemand mehr.


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