Verschleiern für mehr Privacy

Zwei Schweizer Start-ups mischen mit

Gleich mehrere Start-ups sind derzeit dabei, Mixnets für User einzurichten. Neben Orchid und Xxnetwork, das vom Kryptospezialisten David Chaum gegründet wurde, der das Konzept hinter dem Mixnet bereits im Jahr 1981 aufzeigte, mischen auch zwei Schweizer Start-ups mit. Dabei handelt es sich einerseits um die in Neuenburg beheimatete Nym Technologies und die Zürcher Hopr. Während sich die Konzepte der beiden ähnlich sind, haben die Start-ups derzeit noch einen anderen Verwendungszweck.
Gemäss Nym – der Name ist eine Anlehnung an «anonym» – liegt derzeit der Fokus noch darauf, für Blockchain-Systeme ein anonymes Umfeld zu bieten. Mittelfristig arbeite man allerdings daran, starken Privatsphärenschutz für das ganze Internet bereitzustellen, wie es im Selbstbeschrieb der Firma heisst.
Schematische Darstellung der Nym-Plattform
Quelle: Nym
Hopr präsentiert auf seiner Webseite drei Verwendungszwecke für sein Mixnet. So wird Hopr dazu genutzt, medizinische Daten etwa eines Patientensensors oder einer Gesundheits-App sicher an Ärzte oder Krankenhäuser zu schicken. Daneben soll dank Hopr der Erwerb von Kryptowährungen wie Ethereum besser abgesichert werden. Den Betreibern zufolge würden nämlich Anwender, die sich mit einem Anbieter von Kryptowährungen verbinden, Metadaten wie ihre derzeitige IP-Adresse preisgeben. Dadurch könnten Aussenstehende auf die Identität der Käufer schliessen. Durch die Verwendung des Hopr-Mixnets soll dies verhindert werden können. Schliesslich soll Hopr für die Verschleierung der Metadaten im dezentralisierten Energiemarkt dienen. Damit könne verhindert werden, dass es zu Preismanipulationen komme.

Coins statt Idealismus

Sowohl Nym als auch Hopr setzen beim Betrieb ihrer Mixnetze auf ein ausgeklügeltes Anreizsystem, das auf eigenen Token beruht. Wer beispielsweise seinen Rechner in einen Knoten verwandelt und so zum Mixnet aktiv beiträgt, wird mit den hauseigenen Kryptomünzen belohnt. Handkehrum müssen Anwender des Netzes für die Nutzung der Dienste diese in den Jetons bezahlen. Diese sind in verbreitete Kryptowährungen konvertierbar.
Mit diesem Bezahlsystem wird idealistischen Konzepten, die rein auf die Unterstützung von Freiwilligen setzen, eine Absage erteilt. «Wir glauben nicht, dass es praktikabel ist, das Kommunikationssystem, das wir uns vorstellen, gratis zu betreiben, also ganz auf Freiwilligenbasis», schreibt Nym in einem Whitepaper. Wirtschaftliche Anreize seien nicht nur notwendig, um das Mitmachen zu fördern, sondern auch um Missbrauch zu verhindern, heisst es weiter. So könne die Verwendung von Token verhindern, dass das System für Spam-Kampagnen oder für DDoS-Attacken missbraucht werde.
Hopr betont in diesem Zusammenhang, dass Token auch dazu dienen, den Versand der Daten zu bestätigen. So erhalten die Node-Betreiber nur dann die hauseigenen Kryptomünzen, wenn ihr Rechner auch wirklich für das Mixnet etwas geleistet hat.
Schliesslich erhalte der Schutz der Privatsphäre dadurch einen Preis und einen Wert. «In der Massenüberwachungsmaschinerie, die Google und Facebook kreiert haben, erhielt die Privatsphäre den Wert null», postuliert Nym. Das hauseigene Token könne den Anwendern daher dazu dienen, des Werts der eigenen Privatsphäre wieder bewusst zu werden, lautet die Argumentation. 
Dieser Artikel ist im Rahmen der «Top 500»-Sonderausgabe von Computerworld erschienen. Das Heft einschliesslich Ranking lässt sich auf dieser Seite bestellen.



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