Kaspersky-Studie 20.01.2022, 14:00 Uhr

Telemedizin: Patientendaten in Gefahr

Fast ein Viertel der Patientendaten bei Telemedizin-Sitzungen werden kompromittiert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Security-Spezialisten Kaspersky.
Telemedizin ist bequem. Aber nicht immer ist garantiert, dass die Patientendaten auch gut geschützt sind
(Quelle: Illu: Kaspersky)
Wer via Telemedizin-App eine Ärztin oder einen Arzt konsultiert, muss sich darüber im Klaren sein, dass seine Patientendaten in falsche Hände geraten könnten. Denn gemäss einer Studie des Cybersecurity-Unternehmens Kaspersky haben bereits 24 Prozent der europäischen Gesundheitsdienstleister Fälle erlebt, in denen durch ihre Mitarbeiter bei Diagnosestellungen aus der Ferne persönliche Patientendaten kompromittiert wurden.
Darüber hinaus glaubt fast über ein Drittel der Anbieter (36 Prozent), dass ihr medizinisches Personal nicht genau weiss, wie die Daten von Patienten geschützt werden sollten. Dieses Ergebnis führt auch direkt zum Kern des Problems. Denn Datenschutzverletzungen seien nicht immer auf externe Akteure zurückzuführen, heisst es bei Kaspersky. Häufig können sensible Informationen auch durch internes Personal kompromittiert werden.
Die Studie zeigt auch, dass lediglich 26 Prozent der Gesundheitsdienstleister in Europa sicher sind, dass die Mehrheit ihres medizinisch-beratenden Personals bei Fernbehandlungen weiss, wie die Daten ihrer Patienten geschützt werden. Dabei führen 67 Prozent der europäischen Gesundheitseinrichtungen spezielle Schulungen zum IT-Sicherheitsbewusstsein durch. Diese Zahlen könnten als Indikator dafür gewertet werden, dass viele der durchgeführten Cybersicherheitsschulungen nicht die nötige Realitätsnähe hätten, um dem medizinischen Personal die für sie nötigen Cybersecurity-Fähigkeiten an die Hand zu geben, mutmassen die Studienautoren.

Medizinische Konsultation via WhatsApp

Tatsächlich stiessen die Studienautoren auf abenteuerliche Praktiken. So stellten sie fest, dass über ein Drittel der in Europa Befragten (36 Prozent) zugaben, dass ihr medizinisches Personal teilweise Fernsitzungen mithilfe von Apps anbietet, die nicht speziell für die Telemedizin entwickelt wurden - etwa FaceTime, Facebook Messenger, WhatsApp oder Zoom.
Die Verwendung von nicht spezialisierten Apps im Gesundheitsbereich birgt jedoch ein Risiko, wie Peter Zeggel, Geschäftsführer des deutschen Telemedizin-Anbieters Arztkonsultation.de, betont. «Telemedizinische Anwendungen sind speziell für den Schutz sensibler persönlicher Daten konzipiert und zertifiziert. Wer dieses hohe Schutzniveau umgeht, riskiert den Verlust von Vertrauen, juristische Konsequenzen und hohe Bussgelder», gibt Zeggel zu bedenken. «Wer unzulässige Tools einsetzt, könnte auch gegen Abrechnungsvorschriften der Telemedizin verstossen und Funktionen wie die Integration von Patientenakten oder den sicheren Austausch von Vitaldaten verpassen», fügt er an.

Datensammlungen wichtiger Bestandteil der Medizin der Zukunft

Trotz der Sicherheitsrisiken: Das medizinische Personal ist der Meinung, dass die Datenerfassung einer der wichtigsten Aspekte bei der Entwicklung von Medizintechnik ist - trotz der bekannten Schwierigkeiten hinsichtlich Datensicherheit. Über die Hälfte der Befragten (53 Prozent) in Europa gaben in der Kaspersky-Studie nämlich an, dass die Branche mehr persönliche Daten sammeln muss, als sie derzeit besitzt, um die dafür eingesetzte Künstliche Intelligenz (KI) entsprechend mit Informationen anzureichern und eine zuverlässige Diagnose zu gewährleisten. Das bedeutet natürlich, dass Gesundheitsdienstleister ihre Cybersicherheitsmassnahmen verstärken müssen, um sich auf eine neue Ära der digitalen Medizin vorzubereiten.
Die Studie «Telehealth take-up: the risks and opportunities» kann unter diesem Link heruntergeladen werden.



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