Mobilfunktarife 06.11.2018, 14:22 Uhr

Swisscom reagiert auf Kritik zum unfreiwilligen Handy-Abo-Wechsel

Ein automatischer Abo-Wechsel von Swisscom Handykunden hat im Oktober für viel Aufregung gesorgt. Mittlerweile hat Swisscom reagiert und kommt den Betroffenen entgegen.
Viele Swisscom-Kunden mit alten Handy-Abos bekommen unfreiwillig ein neues Abo. Dass die Grundgebühr der neuen Abos höher ist als bisher und dass der Abowechsel schon nach rund 30 Tagen erfolgt, stiess auf viel Kritik. (Computerworld hat berichtet) Nun verspricht Swisscom eine verbesserte Kommunikation und eine Frist von mindestens 60 Tagen bis zum Abowechsel wie der Handy Tarifvergleich Dschungelkompass.ch informiert.

Abo akzeptieren, ändern oder kündigen

Vom Wechsel betroffene Swisscom-Kunden haben grundsätzlich drei Möglichkeiten: Akzeptieren, ändern oder kündigen. Wer nichts unternimmt, dem wird automatisch das vorgeschlagene Swisscom-Abo aufgeschaltet. Ärgerlich bei dieser Abo-Umstellung ist, dass Swisscom die Abo-Variante mit der teureren Grundgebühr vorschlägt, die einen vergünstigten Handy-Kauf ermöglichen würde. Kunden müssen sich aktiv melden, wenn sie zwar das vorgeschlagene Abo, aber ohne neues Handy wollen. Das bringt je nach Abo eine monatliche Einsparung von CHF 5.-, 6.- oder 10.-, dafür verpflichtet man sich zu einer neuen Mindestvertragsdauer von 12 Monaten.

Swisscom verbessert Kundeninformation und verlängert Frist bis zum Abowechsel

Wer bei der Swisscom bleiben will, aber das vorgeschlagene Abo ablehnt, kann sich bei der Swisscom melden, um ein anderes Abo oder einen Wechsel zu Prepaid zu beantragen. Ursprünglich galt für diesen Schritt eine Frist von 30 Tagen nach Erhalt des Informationsschreibens, nun wird Swisscom aufgrund der Kundenreaktionen die Frist auf mindestens 60 Tage erhöhen, allerdings nur für diejenigen Kunden, die bisher noch nicht über den Abowechsel informiert wurden. Man sei aber kulant, die Kunden könnten jederzeit auf ein anderes Angebot wechseln, auch wenn das neue Abo bereits aufgeschaltet sei, teilte ein Swisscom-Sprecher gegenüber dschungelkompass.ch und dem Konsumentenschutz mit.
Auf Anfrage von Computerworld bestätigte Swisscom diesen Sachverhalt und teilte weiter mit: «Das Vorgehen und die Kommunikation werden nochmals im Detail angeschaut und überarbeitet. Wir nehmen die Kundenfeedbacks sehr ernst. Klar ist bereits, dass wir die Kunden im Schreiben besser auf alternative Angebote wie Prepaid aufmerksam machen, und dass die Frist bis zur Umstellung des Abos neu mindestens 60 Tage beträgt. Auch die unterschiedlichen Konditionen für Abos mit oder ohne neues Handy werden transparenter abgebildet.»

Viele deutlich günstigere Alternativen – selbst auf dem Swisscom-Netz

Eine Analyse von dschungelkompass.ch und dem Konsumentenschutz zeigt jedoch, dass die aussortierten Abos für die wenigsten Kunden optimal waren. Verallgemeinert lässt sich sagen, dass Wenignutzer mit Prepaid-Lösungen günstiger fahren und Mittel- oder Vielnutzer von neueren Abos mit relativ vielen inkludierten Leistungen profitieren würden. Dies lässt sich am Abo «Natel liberty primo» – eines der Abos, das aussortiert wird - sehr gut zeigen: Dieses Abo hat eine monatliche Grundgebühr von 29 Franken, wobei 50 SMS und 250 MB Daten inbegriffen sind. Telefonanrufe (0 bis max. 60 min.) kosten 70 Rappen ins Swisscom- Netz, in fremde Netze (Sunrise, Salt) kostet ein Anruf (0 bis max. 60 min.) 90 Rappen.
Angenommen ein Kunde schöpft die 50 SMS und 250 MB Daten voll aus und macht zusätzlich 30 Anrufe à je 2.5 Minuten (davon 60% ins Swisscom-Netz), kostet ihn das mit dem Abo «Natel liberty primo» pro Monat 52.40 Franken (siehe Tabelle). Das Alternativ-Abo «inOne mobile light» von Swisscom ist mit CHF 49.40 günstiger, das Flatrate-Abo „inOne XS“ mit CHF 65.- teurer. Das günstigste Swisscom-Angebot für diese Nutzung wäre jedoch das Prepaid-Angebot mit dem «Kombipaket S», wofür CHF 31.- anfallen würden. Doch selbst die 31 Franken sind im Vergleich zu den Swisscom-Konkurrenten ein stolzer Preis: Die Prepaid- Angebote von Yallo und Sunrise kosten beim gleichen Nutzungsverhalten lediglich CHF 15.-, das von Aldi Mobile CHF 15.90. Wer ein Abo gegenüber einem Prepaid-Handy bevorzugt, wird bei TalkTalk (CHF 18.45) fündig. Und wer unbedingt weiterhin das Swisscom- Mobilfunknetz nutzen will, kann zu Lycamobile für CHF 19.- oder zum Abo «Mini» von M- Budget (CHF 23.20) wechseln. Auch das Abo «Fair Flat» der Swisscom Tochter Wingo kostet mit 25 Franken nur rund halb so viel wie das Swisscom Abo «inOne mobile light».

Anbieterwechsel

Nebst Akzeptanz oder Änderung des neuen Abos können Swisscom-Kunden unter Einhaltung der Kündigungsfrist selbstverständlich auch zu einem anderen Anbieter wechseln. Falls eine Migration zu einem neuen Swisscom-Abo bereits stattgefunden hat, ändert sich dadurch die Kündigungsfrist nicht, das heisst, es gilt – wenn noch nicht abgelaufen - die Mindestvertragsdauer des alten, aufzuhebenden Abo. Ist die Mindestvertragsdauer abgelaufen, beträgt die Kündigungsfrist zwei Monate. Bei einem Wechsel des Anbieters kann die Handynummer mitgenommen werden.

Fazit

«Die Art und Weise wie Swisscom die Ablösung von bestimmten Handy-Abos kommunizierte und die ursprüngliche kurze Frist von 30 Tagen für eine Aboänderung stiessen zurecht auf Kritik. Zu beachten ist jedoch, dass sich die alten Abos preislich für die wenigsten Kunden lohnten», sagt André Bähler vom Konsumentenschutz. Alternativen gibt es für die betroffenen Kunden viele, die günstigsten finden sich jedoch nicht bei Swisscom, wie Oliver Zadori von dschungelkompass.ch erläutert: «Die Annahme, mit einem älteren 12-Franken-Abo günstiger zu fahren, nur weil es eine tiefere Grundgebühr hat, dafür aber jede Aktivität zusätzlich kostet, kann sich als Trugschluss herausstellen. Den meisten Kunden, die ein günstiges Abo wünschen und weiterhin das Swisscom-Netz nutzen möchten, empfehle ich Angebote von M-Budget oder Wingo. Auf den anderen Netzen gibt es noch günstigere Alternativen.» Auf dschungelkompass.ch findet sich der grösste Tarifrechner der Schweiz, der für jede individuelle Nutzung die günstigsten Angebote berechnet.


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