10.04.2008, 08:42 Uhr
Kleine Utilities mit grossem Nutzwert
Microsoft stellt seit Kurzem die durch die Akquisition von Winternals erworbenen Sysinternal Tools wieder zum Download bereit. Die Werkzeuge erweisen sich als sehr nützlich für die Systemadministration. Und sie sind kostenlos.
Fürs Troubleshooting fast unverzichtbar: Der Active Directory Explorer liefert einen schnellen Überblick über die Informationen im Active Directory.
Microsoft bringt zurück, was Systemadministratoren lange Zeit sehr schätzten, was dann aber in der Versenkung verschwand: die Sysinternal Tools. Die kleinen Utilities für die Administration von Windows-Umgebungen konnten bereits 1996 von einer Webseite, hinter der unter anderem Mark Russinovich stand, heruntergeladen werden. Dann aber übernahm Microsoft das dahinter stehende Unternehmen Winternals - und die Tools verschwanden. Nun werden die weitgehend aktualisierten Tools unter www.microsoft.com/ germany/technet/sysinternals/default.mspx wieder angeboten - und zwar kostenlos.
Die Tools im Überblick
Die Website ist in sechs Bereiche gegliedert. Mit den dort erhältlichen Werkzeugen werden alle wichtigen Felder der Systemadministration abgedeckt:
Umgang mit Dateien und Datenträgern
1. Zu dieser Gruppe gehören etwa Tools, mit denen sich der aktuell durch unterschiedliche Verzeichnisse genutzte Plattenplatz ausgeben lässt, sowie Tools zur effizienten und übersichtlichen Ermittlung von Zugriffsberechtigungen für Dateien, Verzeichnisse und Freigaben.
Netzwerkadministration£
2. In dieser Gruppe gibt es weniger Programme, darunter jedoch eine hilfreiche Anwendung, mit der sich Objekte im Active Directory wieder herstellen lassen.
Der Active Directory Explorer gewährt einen schnellen, einfachen und tiefen Einblick in das Active Directory. Dabei geht er weit über die Standard-Administrationswerkzeuge hinaus, ist aber dennoch klar weniger komplex als etwa ADSI Edit. Zudem erlaubt das Tool auch die Betrachtung aller Informationen im Schema, ermöglicht den Zugriff auf die Liste der gelöschten Objekte und die Anzeige der Eigenschaften aller Objekte. Überdies werden einige weitere Optionen wie das Löschen, Kopieren und Verschieben unterstützt.
Natürlich ist dabei Vorsicht geboten - aber für nicht wenige zu verwaltende Aufgaben im Active Directory und insbesondere beim Troubleshooting, wenn wirklich alle Informationen eingesehen werden müssen, ist die Anwendung eine fast unverzichtbare Hilfe für den Administrator.
Prozessmanagement
3. In der dritten Gruppe von Tools gibt es sehr reichhaltige Optionen. Hier finden sich beispielsweise zahlreiche kleinere Tools, mit denen sich Prozesse etwa anhalten und wieder starten oder «abschiessen» lassen.
Daneben stösst man in diesem Bereich der Webseite aber auch auf den mit 1,5 MByte verhältnismässig grossen Process Explorer. Mit seiner Hilfe lassen sich so ziemlich alle Informationen zu den laufenden Prozessen ermitteln. Besonders interessant sind dabei die Abhängigkeiten zwischen den Prozessen. Sie können leicht eruiert werden, denn mit dem Process Explorer werden für jeden Prozess auch alle untergeordneten Prozesse angezeigt. Überdies besteht die Möglichkeit, weitere Informationen wie beispielsweise die Fenstertitel einzublenden. So können die sichtbaren Prozesse schnell und sicher identifiziert werden.£
Da sich zu jedem Prozess zusätzlich auch weitere Details wie beispielsweise die Handles auf Dateien oder die verwendeten DLLs anzeigen lassen, erhält der Systemadministrator innerhalb kürzester Zeit einen sehr detaillierten Einblick in das System.
In Summe zählt der Process Explorer damit sicherlich zu den leistungsfähigsten Tools in diesem Bereich überhaupt. Wer Troubleshooting in Systemen betreiben muss oder Anwendungen entwickelt, wird dieses Werkzeug zu schätzen wissen.
Sicherheit
4. Die vierte Gruppe macht deutlich, dass alle angebotenen Werkzeuge ursprünglich aus dem Bereich der Sicherheits-Utilities stammen. So finden sich hier Tools für die Änderung der SID, einfache Möglichkeiten zur Auflistung aktueller Sessions sowie ein Werkzeug für die Suche nach Rootkits. Was allerdings fehlt, sind die vor der Übernahme durch Microsoft noch angebotenen Werkzeuge, um die NTFS-Berechtigungen zu umgehen.
Anzeige von Systeminformationen
5. In Bereich 5 finden sich Tools mit denen Informationen zum Systemstatus in fast beliebiger Tiefe ermittelt werden können, wobei die Spanne der Werkzeuge bis zu einem Kernel-Debugger für das laufende System reicht.
Weitere Aufgaben
6. Hier stehen zahlreiche Utilities zum Download bereit, die sich nicht so einfach gruppieren lassen. Zu ihnen gehören unter anderem ein Bildschirmschoner, der Bluescreens simuliert, aber auch ein erweiterter Explorer für das Active Directory.
Die einzelnen Werkzeuge sind auf der Website jeweils gut dokumentiert, so dass ihre Nutzung meist keine besonderen Schwierigkeiten aufwirft. In einigen Fällen ist allerdings profundes Wissen über die Interna von Windows vonnöten, um mit den ausgegebenen Informationen wirklich etwas anfangen zu können.
Bedauerlich ist, dass einige wenige Werkzeuge nicht mit den aktuellsten Windows-Versionen genutzt werden können. Das ist aber die Ausnahme. Zudem zeigen einige Tools erst nach der Installation an, dass sie eigentlich längst durch ein anderes Werkzeug ersetzt wurden. Auch sind etliche der Versionsnummern auf der Website veraltet und man erhält beim Download deutlich neuere Dateien.
Fazit: Viel Nutzen, wenig Schwächen

Martin Kuppinger