08.10.2015, 13:41 Uhr

Das iPhone 6s Plus im ersten Computerworld-Test

Das neue iPhone 6s und iPhone 6s Plus warten mit einigen neuen Features auf. Doch lohnt sich das neue S-Modell auch für Besitzer des Vormodells? Hier unser Ersteindruck.
Bei Apple steht wieder einmal die jährliche Modellpflege bei der S-Serie an. «3D Touch» nennt sich das neuste Feature des Tech-Konzerns. Ausserdem hat Apple dem neuen iPhone eine Reihe an Verbesserungen spendiert: einen stärkeren Prozessor, mehr Arbeitsspeicher und sogar eine nachgeschärfte Kamera. Obwohl sich jedes iPhone meist als Kassenschlager erweist, warten viele potenzielle Käufer in der Regel auf die S-Reihe. Grund: Die nachgebesserten Apple-Telefone haben erwartungsgemäss die Kinderkrankheiten der Vormodelle bereinigt. Aber kann man sich sogar als Besitzer des Vormodells einen Umstieg überlegen? Im Folgenden eine erste Feature-Bilanz der Neuauflage. Etwas schwerer, aber auch fester Wohl nicht zuletzt, um einem weiteren Bendgate-Horrorzenario vorzubeugen, hat Apple diesmal das Gehäuse mit einer neuen Aluminiumlegierung stabiler gemacht. Das iPhone 6s wiegt jetzt 143 statt 129 Gramm, das iPhone 6s Plus ist mit 192 Gramm ebenfalls rund 20 Gramm schwerer geworden, aber nicht auffällig dicker. Nach eifriger Erstbefühlung waren wir uns redaktionsintern jedoch einig: Die Gewichtszunahme stört kaum und man gewöhnt sich schnell daran.  Skalare Pixelebenen Beim Bildschirm hat sich von der Auflösung her nichts geändert: Das 5,5-Zoll-Display (13,97 Zentimeter) des iPhone 6s Plus löst nach wie vor mit 1980 x 1080 Pixeln auf. Schärfe und Helligkeit überzeugen wieder auf ganzer Linie. Wie Apple immer wieder eindrücklich unter Beweis stellt: Die Auflösung muss nicht zwingend höher als Full HD sein, wenn andere Aspekte wie Blickwinkelstärke und Helligkeit zusätzlich beeindrucken. 4K-Videos, zu deren Aufnahme die neue Kamera befähigt, wirken aufgrund der speziellen Pixelskalierung des Retina-HD-Displays nun, als würde man beim Betrachten von 4K-Videos sogar einzelne Tiefenebenen wahrnehmen: wirklich eindrücklich. Es bleibt nicht viel zu sagen: Der iPhone-6s-Bildschirm steht anderen Top-Displays wie dem eines Galaxy S6 in nichts nach.  Nächste Seite: 3D Touch, schärfere Kamera 3D Touch Die leichte Gewichtszunahme der beiden iPhone-Modelle ist darüber hinaus einem technischen Extra-Feature zuzuschulden: der neuen Taptic Engine. Speziell: Die neuen iPhones registrieren nun auch verschieden starken Druck auf dem Display. Daraus ergibt sich eine Reihe an neuen Bedienungsfunktionen. Man kann sich das etwa so vorstellen, als rufe man in einer Mac- oder Windows-Applikation per Rechtsklick weitere Programmfunktionen auf. 3D Touch vereint je nach Druckstärke sogar zwei neue Bedienaspekte: Bei einem festen Druck auf die Mail-App gelangt man direkt zu einzelnen Postfächern. Drückt man für einen Moment stärker auf die Kamera-App, lässt sich direkt aus Shortcut-Funktionen wählen, ob man gleich ein Selfie knipsen oder eine Videoaufnahme anstossen will. Besonders praktisch ist das bei der Maps-App. Ein starkes Drücken auf die Kartenanwendung bringt auch hier die häufig genutzten Basisfunktionen der App hervor: zum Beispiel die direkte Navigation nach Hause oder die Teilenfunktion des Standorts.  Bei leichtem Druck wird meistens eine Vorschau von Inhalten geöffnet. Beispiel: Befindet man sich innerhalb der Mail-App, drückt man nur leicht auf eine Nachricht, um quasi als Vorschau die Nachricht zu öffnen. Wischt man bei Gedrückthalten der Nachricht nach oben, stehen die wichtigsten Mail-Interaktionsfunktionen wie Antworten und Markieren griffbereit.  Allgemein ist 3D Touch sicher eine willkommene Neuerung, auch wenn bislang erst System-Apps darauf ausgelegt sind. Die sogenannte «Peek and Pop»-Funktion mit dem leichten Drücken ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, bis man den richtigen Drücker raushat. Zu fest drücken kann man nicht: Sobald man zu lange auf eine nicht 3D-Touch-fähige App presst, spürt man eine feine haptische Resonanz am Daumen. Schärfere Kamera Die Auflösung der Kamera hat Apple sogar verbessert. Der Sensor der Hauptkamera wurde in beiden Modellen von 8 auf 12 Megapixel angehoben. Insgesamt werden die Fotos durch den 12-Mpx-Sensor noch einen Tupf rauscharmer, besonders bei schlechten Lichtbedingungen. Im direkten Vergleich konnten wir keine Unterschiede bei der Fotoqualität ausmachen. Ausserdem filmt die Kamera nun in 4K. Der optische Bildstabilisator kommt weiterhin nur beim 6s Plus zum Einsatz. Durch die grössere Pixeldichte werden Videos besser zoombar und erhalten mehr Tiefe beim Betrachten auf dem Full-HD-Bildschirm. Mehr Qualitätsunterschiede würden sich erst in der professionellen Fotobearbeitung zeigen. Ein weiteres neues Feature ist Live-Photos: Durch den alternativen Auslösemodus werden ein paar Momente vor und nach der Aufnahme eingefangen. Auch hier kommt wieder 3D Touch zum Zuge: Drückt man danach auf das Foto, werden zusätzliche Frames des animierten Bilds angezeigt. Ausserdem wurde der Frontkamera mit «Retina Flash» ein neuer Blitz verpasst: Knipst man jetzt im Dunkeln ein Selfie, fungiert die ganze Display-Beleuchtung als Blitz. Das Front-Display erhellt sich dabei kurz für einen Moment. Die Selbstaufnahmen wirken jedenfalls wirklich solide und heller.  Nächste Seite: Leistung, Akkulaufzeit, Fazit Leistung und Akkulaufzeit Was die Akkulaufzeit betrifft, haben wir trotz stärkerer Hardware bis jetzt keine merkliche Verschlechterung gegenüber dem Vormodell bemerkt. Sie beträgt beim Dauersurfen über 8 Stunden und bleibt damit eine der Schwachpunkte des Apple-Handys. Allerdings muss man dazu sagen, dass Apple im Gegensatz zu Samsung viel weniger App-Ballast vorinstalliert und iOS 9 wirklich erstaunlich gute Standby-Akkulaufzeiten mit sich bringt. Im ersten Leistungstest (AnTuTu) kommt das iPhone 6s Plus auf 59'159 Punkte und ist nach diesem Benchmark das zweitstärkste Smartphone hinter dem Galaxy S6 Edge mit 70'029 Punkten.  Der ausführliche Erfahrungsbericht folgt in Kürze. Fazit Das iPhone 6s ist nach unserem Ersteindruck mehr als eine aufgewärmte Neuauflage. Ob man 3D Touch wirklich im Alltag viel nutzen wird, wird sich erst langfristig zeigen. Bislang beschränkt sich der Funktionsumfang auf nützliche Abkürzungen wichtiger System-Apps. Die API wurde eben erst für die iOS-Entwickler freigegeben, langsam kommen die ersten Apps, die 3D Touch integrieren. Jüngste Beispiele dafür sind etwa Instagram, Dropbox und Facebook mit Live Photos.  Kurz: Auf Hardware- und Software-Ebene überzeugt das iPhone 6s (Plus) schon jetzt auf höchstem Niveau. Tipp: Auch wenn Apple die iCloud-Preise reduziert hat und das 16-GB-Modell vom Einstiegspreis her lockt, empfehlen wir eher das 64-GB-Modell. Dieses kostet wie letztes Jahr (leider) 120 Franken mehr, bietet dafür aber ausreichend Speicher. Zwar mag sich ein Cloud-Anwender auch mit der kleinen Speicherversion begnügen. Grössere iCloud-Backups muss man aber immer einkalkulieren, wenn man einmal eine Ladung Apps von einem anderen iOS-Gerät auf das neue iPhone zurückspult. Zudem erweckt die 16-GB-Variante angesichts der 4K-Fähigkeit der Kamera einen eher kosmetischen Eindruck. Wer sich erst kürzlich ein neues iPhone 6 gekauft hat: Die Apple-Geräte entwerten sich preislich nicht so schnell. Gute Chancen hat, wer sein altes Apple-Device auf Auktionsportalen wie ricardo.ch verkauft. Das bestätigt auch eine aktuelle Verkaufsstatistik des Auktionsportals.