«Mit Nokia wollen wir schlussendlich da sein, wo der Konsument ist»

Was ist aus der Zeit bei Microsoft haften geblieben?

Computerworld: HMD besteht noch aus vielen ehemaligen Nokia-Mitarbeitern. Sie waren selber sowohl bei Nokia als auch bei Microsoft tätig. Sind gute Strategien oder auch negative Erkenntnisse haften geblieben? Unser Eindruck ist es, dass Microsofts Marketing beim Lumia-Brand zuletzt versagt hat, weil mit der Zeit zu viele verschiedenartige Modelle auf den Markt kamen, die kaum noch überschaubar waren. Aus der Zeit der Lumia 950/1030 war uns manchmal nicht greifbar, welche Modelle als Premium- und welche als Entry-Geräte vermarktet wurden. Wir verstehen natürlich, dass Sie nicht kommentieren können oder wollen, was Microsoft zuletzt aus unserer Sicht falsch gemacht hat.

Ulrich: Ohne jetzt einmal über Microsoft zu sprechen: Wir haben ein sehr klares Naming. Hier haben wir beispielsweise das Nokia 3, das wir ja vermutlich nicht über zehn Jahre hinweg produzieren wollen. Irgendwann kommt wahrscheinlich mal ein neues Nokia 3. Viel einfacher geht es eigentlich kaum, als das mit Zahlen zu illustrieren. Das Nokia 3 ist ein ideales Einstiegsgerät. Das Nokia 5 ist dagegen eine Art Allround-Produkt. Das Nokia 6 überzeugt mit starken Audio-Features und einem unverwechselbaren Design.

Computerworld: In anderen Interviews hat HMD Global immer wieder betont, dass man die Marke Nokia wieder zu den «Top 3» der führenden Smartphone-Anbieter machen wolle.

Ulrich: Lacht. Dann kennen Sie ja jetzt auch meine Zielvorgabe …

Computerworld: Nun, die Rückkehr von BlackBerry ist mit Android schliesslich gescheitert. Huawei gelang dagegen das Kunststück, das Feld von hinten aufzurollen und ist bereits in den Top 3 (hinter Apple) als einer der grössten Smartphone-Hersteller vertreten. Allerdings dauerte das etwas länger als die von HMD Global angepeilten drei Jahre.

Ulrich: Huawei hat signifikant länger als drei Jahre gebraucht. Für mich entscheidet sich das immer im Laden. Sie nehmen das Produkt im Laden in die Hand und sind zufrieden. Das ist das wichtigste Ziel, das wir uns setzen. Schlecht wäre es, wenn wir hier ein viel zu dickes Produkt mit ganz viel Plastik hätten. Ich glaube, dass wir mit dem Brand, der Verarbeitungsqualität und zusammen mit unseren Partnern erfolgreich sein werden. Die Vorteile mit Pure Android und der langen Akkulaufzeit sind Merkmale, die das Ganze erst ermöglichen.

Computerworld: Der Rückkauf-Deal mit Microsoft beinhaltete den ganzen Brand rund um Nokia, inklusive Designs und Rechten bis 2024 inklusive Tablets. Was ist eigentlich mit Tablets? Ist da etwas Neues in der Mache? Ich gehe davon aus, dass wahrscheinlich beim Wiedereinstieg der Fokus nun primär auf Smartphones liegt.

Ulrich: Ganz offen: Wir schauen uns den Markt an. Wir haben das Unternehmen am 1. Dezember letzten Jahres gegründet – ein halbes Jahr später sitzen wir in Barcelona und haben schon vier neue Produkte. Das ist für ein Start-up eine bemerkenswerte Leistung! Natürlich schauen wir uns auch andere Produkte an. Wichtig ist uns, dass wir mit jedem Produkt dem Konsumenten einen Mehrwert bieten können, sodass dieser den Eindruck hat, dass er genau dieses Produkt anderswo nicht bekommt. Wir glauben schon, dass wir das mit den Smartphones können.

Computerworld: Noch eine Frage zum Support in der Schweiz. Wie ist zum Beispiel die Reparaturdienstleistung geregelt? Stehen da schon alle Kanäle?

Ulrich: Der RMA-Partner ist verhandelt und wir werden sogar eine eigene Care-App auf dem Smartphone vorinstallieren. Diese fragt Sie nach zwei bis drei Wochen, wie zufrieden Sie mit dem Gerät sind. Natürlich werden wir auch die Kontaktmöglichkeiten übers Online-Formular anbieten, falls das Telefon einmal auf den Stein fällt. Selbstverständlich sind wir da schon bestens darauf vorbereitet und werden die Online-Tools sukzessive ausbauen.

Computerworld: Herr Ulrich, herzlichen Dank für das Interview.


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