Nach Urteil 10.12.2021, 13:10 Uhr

Sunrise UPC unterstützt Glasfaserausbau der Swisscom – und kritisiert die Weko

Sunrise UPC stellt sich hinter die Glasfaserausbaupläne der Swisscom. Der Chef des zweitgrössten Schweizer Telkos kritisiert die Weko, welche die Netzerweiterung der Swisscom nach dem Einfasermodell gestoppt hat.
Der Sunrise UPC-Chef André Krause zeigt sich unzufrieden mit dem Entscheid der Weko zum Glasfaserausbau
(Quelle: Sunrise)
Die Swisscom erhält Unterstützung von Sunrise UPC: Die beiden grössten Konkurrenten schlagen sich bei den Glasfaser-Ausbauplänen auf die Seite des «Blauen Riesen». Gleichzeitig stellen sie sich gegen die Wettbewerbshüter, die sie mit ihrem Urteil von Anfang Oktober eigentlich vor Wettbewerbsverstössen der Ex-Monopolistin beschützen wollten (Computerworld berichtete).
Das von der Swisscom gewählte Ausbaumodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht vor den Häusern sei für die dünner besiedelten Gebiete der Schweiz ökonomisch gesehen die richtige Netzarchitektur, sagt Sunrise UPC-Chef André Krause nun im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Es helfe niemandem, wenn die Swisscom bei ihrem Glasfasernetzausbau auf ein Vierfasermodell umsteige. Dies treibe nur die Kosten deutlich in die Höhe und verlängere den Ausbau der ultraschnellen Datenleitungen markant, sagt Krause und stösst damit ins selbe Horn wie unlängst Salt.

Swisscom vor Gerichten abgeblitzt

Die Swisscom will bekanntlich die Zahl der Glasfaseranschlüsse bis 2025 von einem Drittel der Haushalte und Geschäfte auf rund 60 Prozent erhöhen. Dabei legt sie nur noch eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht, was wesentlich billiger und schneller sei als das bisherige Ausbaumodell mit vier Fasern. Dagegen hatte der Telekomanbieter Init7 vor der Eidgenössischen Wettbewerbskommission (Weko) geklagt, da Swisscom den Wettbewerb dadurch verunmögliche.
In der Folge erliess die Weko vorsorgliche Massnahmen gegen die Swisscom, womit der weitere Ausbau mit dem Einfasermodell gestoppt ist. Einen Rekurs der Swisscom gegen die Weko hatte das Bundesverwaltungsgericht Anfang Oktober abgewiesen. Auch vor Bundesgericht blitzte die Swisscom Anfang Woche ab (Computerworld berichtete).

Sunrise UPC-Chef: Kein grosser Vorteil für Endkunden

Wenn die Swisscom jetzt zum Vierfasermodell übergehe, müsste sie mehrere Leitungen bis zu den Quartierkästen legen, die sie heute schon mit Glasfaser erschlossen habe, sagte Krause: Vielleicht müsse die Swisscom dafür auch noch die Strassen aufreissen, wenn es keinen Platz für die zusätzlichen Leitungen in den Kabelschächten mehr gebe. «Das kostet Zeit und Geld», sagte der Sunrise UPC-Chef. Damit werde das Weiterverbreitungsangebot der Swisscom (im Branchenjargon Wholesale) für die Konkurrenten teurer, welche die Glasfasern des grössten Schweizer Telkos benutzen. Dafür müssten schliesslich die Endnutzer tiefer in die Tasche greifen. «Und für den Endkunden ist es von der Produktqualität her kein grosser Vorteil.»
Der einzige Vorteil sei, dass es ein durchgehendes Layer-1-Produkt gebe, sagt Krause. Bei einem Layer-1-Produkt stellen die Wettbewerber der Swisscom ihre eigenen technischen Anlagen in die Telefonzentralen der Swisscom. Damit können sie eigene Angebote lancieren, die sich von den Produkten der Marktführerin abheben. Dies ist der Unterschied zum Wiederverkaufsangebot der Swisscom (Layer-3), wo die Konkurrenten nur die Vorleistungen des «Blauen Riesen» weiterverkaufen können und somit von ihm abhängig sind. Die Weko sieht darin einen Wettbewerbsverstoss durch die Monopolstellung der Swisscom.



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