06.03.2018, 00:00 Uhr

Design Thinking alleine greift zu kurz

Von Fabian Henzler, Director Product Marketing bei Matrix42

Design Thinking ist phantastisch. Aber, damit dieser systematische Ansatz seine Vorteile optimal entfalten kann, muss er Teil eines agilen Entwicklungsprozesses sein.

Design Thinking ist in den 1990er Jahren aufgekommen und hat seitdem einen unvergleichlichen Siegeszug angetreten. Es ist ein iterativer Prozess zur Erzeugung von Innovationen, die sich am Nutzer orientieren und dessen Bedürfnisse erfüllen. Stand früher meist der rein technische Blickwinkel bei Produkt- und Serviceinnovationen im Mittelpunkt, rückt Design Thinking ganz klar den Nutzer in den Fokus. Innovationen müssen sich der menschlichen Denk- und Nutzweise anpassen, nicht die Menschen von den Tools beherrscht werden. Das Ergebnis eines Design Thinking Prozesses ist eine Idee, ein Konzept. Wird Design Thinking aber in einen agilen Entwicklungsprozess integriert, steht am Ende ein kundentaugliches, intuitiv nutzbares Produkt.
Research – Prototype – Design – Implement
Bei Matrix42 arbeitet seit über zwei Jahren der gesamte Entwicklungsbereich agil, mit flachen Hierarchien und netzwerkförmigen Strukturen. Jedes der fünfköpfigen Scrum-Teams hat einen UX-Designer. Zeitweise werden die UX-Designer auch in mehreren Teams gleichzeitig eingesetzt. Alle Produkt-Owner haben eine umfassende Ausbildung im Bereich User Experience Design. Sie sind es, die definieren, wie das Produkt funktionieren und prinzipiell aussehen soll. Daher ist es unerlässlich, dass sie die Sprache und Welt der UX-Designer verstehen und sprechen. Bei Produktentwicklungen gehen die Teams nach dem Prinzip „Reasearch – Prototype – Design – Implement“ vor. Dieser Zyklus wird wöchentlich durchlaufen, und zwar nicht nur intern, sondern in enger Zusammenarbeit mit Kunden und Partnern. Angefangen von der Idee wird in einer Woche ein Prototyp gebaut und dieser dann von Woche zu Woche verfeinert, bis der Status eines „Minimum Viable Product“ erreicht ist. Also jener Punkt, an dem ein Produkt soweit funktioniert, dass es ausreichend Mehrwert für den Kunden hergibt. Auf diese Art haben wir für unseren Produktbereich Asset- und Servicemanagement eine neue, auf Einfachheit und Übersichtlichkeit optimierte Benutzeroberfläche (UUX) im zukunftsorientierten „Material Design“ erstellt. Alle anderen Produktbereiche sind bereits in Arbeit.
Learnings
Damit Design Thinking innerhalb eines agilen Entwicklungsprozesses reibungslos funktioniert und die erwarteten Ergebnisse erzeugt, sind vor allem drei Punkte wichtig: 1) Die Kunden, zumindest einige ausgewählte, sollten direkt in den Entwicklungsprozess einbezogen werden. Damit wird der reinen Produktentwicklungssicht eine konkrete Kundensicht beigestellt. 2) Das Produkt muss so früh wie möglich produktiv von den Kunden getestet werden. Feedback für Beta-Versionen schwimmt, auch wenn sich die Tester noch so viel Mühe damit geben, immer an der Oberfläche. Der tatsächliche Änderungsbedarf wird dadurch nicht eruiert. Nur im täglichen praktischen Einsatz können Kunden und Partner feststellen, welche Bereiche des Produkts noch angepasst werden müssen und wie. 3) Geschwindigkeit ist von enormem Vorteil. Rasche Veränderungen, die schnell wieder getestet werden können, bringen ein Produkt auch schnell zur Marktreife. 4) Eine gewisse Gelassenheit das Design betreffend ist ratsam. Der größte Unterschied zwischen Designern, die ein Produkt optisch perfekt haben möchten, und UX-Designern, die das Produkt darauf ausrichten, dass Kunden effizient damit arbeiten können, zeigt sich manchmal in einem optisch nicht allen Anforderungen entsprechenden Ergebnis. Wichtig ist, dass es für die Kunden passt, auch wenn nicht die neuesten Design-Trends umgesetzt worden sind.



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