Interview 10.03.2011, 14:37 Uhr

Was halten Schweizer Kunden von SAP?

Was halten Schweizer Kunden von SAPs neuen Produkten? Sind Schweizer SAP-Systeme besser oder schlechter als die in Deutschland und Österreich? CW sprach mit DSAG-Vorstand Marco Lenck.
Dr. Marco Lenck, DSAG-Vorstand für das Fachressort Technologien
On-premise, on-demand und on-device heissen die drei strategischen Säulen der SAP. Die Walldorfer kommen mit neuen Produkten auf den Markt: die "High Performance Analytical Appliance" HANA, die Riesendatenvolumina in Echtzeit analysiert. Die ERP-On-Demand-Lösung Business ByDesign ist seit einigen Wochen in der Schweiz auf dem Markt, Sales On-Demand wurde auf der CeBIT erstmals präsentiert. Was halten Schweizer Kunden von den neuen Produkten? CW sprach mit Dr. Marco Lenck, Vorstand für das Fachressort Technologie bei der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). CW: Herr Dr. Lenck, laut der aktuellen DSAG-Investitionsumfrage 2011, an der 350 SAP-Kunden aus der Schweiz, Deutschland und Österreich teilgenommen haben, investieren nur zwei Unternehmen in SAPs Top-Analytical-Appliance HANA, die doch Riesen-Wettbewerbsvorteile bringen soll. Wie erklären Sie sich diese Zurückhaltung? Lenck: Zurzeit fehlt noch ein konkreter Business Case für HANA. SAPs "High Analytical Appliance" ersetzt ja nicht das Business Data Warehouse, mit der Unternehmen bisher ihre Datenbestände analysiert und ausgewertet haben. HANA ist eine zusätzliche Investition, und HANA läuft parallel zur bisherigen Business-Intelligence-Lösung - zumindest derzeit noch. CW: Ein ähnliches Bild zeigt sich bei SAPs On-Demand-Lösung Business ByDesign. 250 Kunden nutzen weltweit die Cloud-Suite, die seit Sommer letzten Jahres auf dem Markt ist - nicht gerade viel. SAP sagt, das sei bei einem neuen Produkt ganz normal. Lenck: Die grosse Vermarktungsinitiative hat bei SAP noch nicht eingesetzt. DSAG-Mitglieder sind schon an Business ByDesign interessiert. Aktuell fehlen bei SAP und ihren Partnern noch die Erfahrungswerte aus dem Massengeschäft. Ich glaube aber, dass On-Demand-Lösungen in Zukunft bei SAP einen festen Platz einnehmen werden. CW: Wo setzen DSAG-Mitglieder zurzeit ihre Prioritäten? Was brennt SAP-Kunden in der Schweiz, Österreich und Deutschland zurzeit unter den Nägeln? Lenck: Stark investiert wird im laufenden Jahr in den Bereichen Business Intelligence und Business Data Warehouse. Ein Nachholeffekt, denn dort hat sich in der Vergangenheit wenig bewegt, der Produkt-Outcome stagnierte in den letzten zwei Jahren. Die neue Version 4 der Business-Intelligence-Suite Business Objects ist das erste Release, das auf SAPs Business Data Warehouse optimiert, also besser integriert ist. Auch das BW-Frontend ist bedienfreundlicher geworden. Nächste Seite: Was unterscheidet SAP-Kunden in der Schweiz und Deutschland? CW: Die DSAG hat gerade ihre aktuelle Investitionsumfrage 2011 abgeschlossen. Gibt es Unterschiede zwischen den Ländern, zwischen Deutschland, der Schweiz und Österreich? Lenck: Keine grossen, die Länder sind sich sehr ähnlich. SAP-Kunden in der Schweiz und Deutschland sind sehr technologieaffin und auch bereit, massiv in neue Technologien zu investieren. Für die Schweiz gilt das eher noch stärker als für Deutschland. Schweizer SAP-Systeme sind tendenziell noch moderner als die in Deutschland. CW: SAPs dritte strategische Säule heisst On-Device. Es gibt Marktbeobachter, die den ganzen Rummel rund ums mobile iPad und iPhone für einen Riesenhype halten. BI auf dem iPad tauge allenfalls für Vertriebler, die damit etwas eitel ihre Kunden beeindrucken wollen. Was denken Sie? Lenck: Der Nutzen differiert von Branche zu Branche. Sales people wollen vielleicht in erster Linie ihre Kundschaft damit beeindrucken, das mag stimmen. Aber Unternehmen, die ihr Geschäft mobil verrichten (Beispiel: Vor-Ort-Wartung) können einen geschäftlichen Mehrwert aus mobilen Anwendungen ziehen. Mobilität wird in Zukunft zunehmen. Je weniger Zeit Mitarbeiter an ihrem festen Büroarbeitsplatz verbringen, desto grösser wird das Bedürfnis nach mobilen Informationen. Basisbedürfnisse wie E-Mails oder Unified Communications werden bereits heute durch Blackberrys oder iPhones bedient. Geräte wie das iPad erlauben es aber, sehr interaktiv über abstrakte, erklärungsbedürftige Produkte zu sprechen oder grosse Events zu planen. Solche Killer-Applikationen werden mobile Devices und Apps stark antreiben.



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