Studie 09.03.2022, 14:40 Uhr

Schweizer Konsumenten kaufen weniger in ausländischen Onlineshops

Mit einem Wachstum von 10 Prozent im letzten Jahr floriert der Online-Handel in der Schweiz. Interessanterweise wurde 2021 weniger bei ausländischen Billigportalen geshoppt, dafür mehr bei helvetischen E-Läden.
Schweizerinnen und Schweizer haben 2021 vermehrt online geshoppt – hauptsächlich bei inländischen Händlern
(Quelle: Megan-Rexazin/Pixabay)
Gute Nachricht für Schweizer Onlinehändler: Die Konsumenten in der Schweiz kaufen nicht mehr so gerne bei ausländischen Billig-Onlineportalen ein. Die Einkäufe bei Online-Shops wie Alibaba oder Wish haben im vergangenen Jahr nicht mehr zugenommen, jene bei Schweizer Anbietern wie Galaxus oder Microspot hingegen schon.
Während die Onlineeinkäufe in der Schweiz 2021 insgesamt um fast 10 Prozent zugelegt haben, stagnierten die Zahlen für die Einkäufe bei ausländischen Anbietern. Das geht aus einer Studie des Marktforschungsinstitutes GFK in Zusammenarbeit mit dem Handelsverband Schweiz und der Post hervor. «Der scheinbar unaufhaltsame Wachstumstrend getrieben von asiatischen Angeboten in den Jahren 2015 bis 2019 ist endgültig gebrochen», heisst dazu in der Medienmitteilung. 
Dafür sieht Handelsverband-Geschäftsführer Patrick Kessler drei Hauptgründe, wie er an einer Medienkonferenz am Mittwoch erklärte: Erstens seien Pakete aus asiatischen Ländern teurer geworden. 
«Zweitens haben wohl manche Konsumenten die Erfahrung gemacht, dass man dort nicht immer die beste Warenqualität erhält», sagte Kessler. Und drittens haben die Konsumenten gerade während der Coronakrise und den Lockdowns das Bedürfnis entwickelt, ihre Ware sehr schnell zu erhalten. Bei vielen ausländischen Shops müsse man jedoch teils wochenlang auf die Ware warten. «Es wird nun interessant sein, ob die Auslandseinkäufe weiterhin stagnieren», sagte Kessler.

Euro-Franken-Parität treibt Auslands-Onlineshopping an

Die jüngsten geopolitischen Ereignisse könnten jedoch dazu führen, dass hierzulande der ausländische Onlinehandel wieder mehr Bedeutung gewinnt. Grund dafür ist die Abschwächung des Eurokurses. Denn wenn der Euro gleich viel kostet wie der Franken, lohnt sich der Einkauf im Euroraum wieder mehr. «Die Konsumenten werden wahrscheinlich wieder eher Preisvergleiche über die Grenze anstellen», sagte Kessler. 
Er hoffe aber, dass sich die Schweizer inzwischen an den guten Service und die Qualität gewöhnt hätten, die sie bei Schweizer Onlinehändlern bekommen, so Kessler. «Es wäre schön, wenn es nicht immer um zwei bis fünf Prozent ginge», sagte er. 

Onlinehandel bei 14,4 Milliarden Franken 

Insgesamt kam der Schweizer Onlinehandel im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 14,4 Milliarden Franken. Das sind 9,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen, gaben die Schweizer im Berichtsjahr für gesamthaft 102,3 Milliarden Franken eingekauft haben. Damit liegt der Anteil des Onlinehandels inzwischen bei rund 14 Prozent. 
Besonders gerne kaufen Schweizer Konsumenten im Internet Heimelektronik. In diesem Segment wird bereits die Hälfte der Produkte online bestellt. «Inzwischen gibt es fast keine Kategorie mehr, die nicht gerne online bestellt wird», sagte Kessler. Produkte, die angepasst werden müssen - wie etwa Sehbrillen - oder solche, die besonders gross seien oder massangefertigt würden, hätten es jedoch tendenziell schwerer, über Onlinekanäle verkauft zu werden. 

2022 Rückgang im Onlinehandel 

Nach einem Rekordwachstum von 27 Prozent im ersten Coronajahr 2020 sei man beim Verband etwas überrascht gewesen über die erneut hohe Wachstumsrate im Jahr 2021. Viele Menschen hätten in dieser Zeit das Onlineshopping für sich entdeckt und würden nun auch daran festhalten.
Für 2022 geht der Verband nun allerdings wieder von einem deutlich geringeren Wachstum aus. Im Januar habe man gegenüber dem Vorjahresmonat bereits 8 Prozent eingebüsst. «Im Vergleich mit 2020, als die Pandemie die Schweiz noch nicht erreicht hatte, ist das aber immer noch sehr hoch», sagte Kessler. 
2022 werde sich der Gesamtmarkt im Non-Food-Bereich nun seitwärts bewegen. Nächstes Jahr und in den Jahren darauf dürfte der Onlinehandel nach Einschätzung des Handelsverbands Schweiz dann aber wieder auf die vor der Krise gewohnten Wachstumsraten von 8 bis 10 Prozent im Jahr einpendeln.



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