Zensur-Browser «Dragonfly» 17.08.2018, 19:21 Uhr

Google-Chef verspricht Transparenz in Streit zu China-Suchmaschine

Google soll mit dem Gedanken spielen, eine zensierte Suchmaschine für den chinesischen Markt zu entwickeln. Dafür erntete die Konzernleitung Kritik aus den eigenen Reihen. CEO Sundar Pichai beschwichtigt und verspricht Transparenz.
(Quelle: Google)
Google-Chef Sundar Pichai hat im Streit über umstrittene Pläne für eine chinesische Suchmaschine seinen Mitarbeitern Transparenz zugesagt. Es sei «sehr unklar», ob der US-Konzern überhaupt einen solchen Dienst in China anbieten könne oder werde, sagte Pichai am vor den Mitarbeitern. Das zuständige Team prüfe seit einiger Zeit die Möglichkeiten und er «glaube, sie prüfen viele Optionen», sagte Pichai bei der Mitarbeiterinformation laut einer Mitschrift, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt. Zu Forderungen nach mehr Transparenz sagte er: «Wir werden auf jeden Fall transparent vorgehen, je näher wir einem tatsächlichen Plan kommen.» Der Konzern behandle die Informationen über einige Projekte vertraulich, wenn eine zu frühe Bekanntgabe «Probleme bereiten» könnte.

Belegschaft fordert Transparenz

Medienberichten zufolge arbeitet Google an einer Suchmaschine für den chinesischen Markt, die die Zensurvorgaben der kommunistischen Regierung erfüllen soll. Demnach ist das Projekt «Dragonfly» (dt. Libelle) seit Frühling 2017 in Arbeit. Es filtere Suchbegriffe mit einem Bezug zu Menschenrechten, Demokratie, Religion und friedlichen Protesten heraus und sei den chinesischen Behörden bereits vorgeführt worden. In der Google-Belegschaft führten diese Meldungen zu Unruhe.
Mehr als 1000 Mitarbeiter haben in einem Brief Bedenken gegen die Rückkehr des Suchmaschinen-Giganten nach China angemeldet. Die zensierte Suchmaschine werfe «dringende moralische und ethische Fragen auf», zitierte das US-Portal «The Intercept» aus dem Schreiben an die Konzernführung, in dem eben auch mehr Informationen zu den Plänen gefordert werden. Die Angestellten argumentierten weiter, dass es unklar sei, ob das Projekt gegen die Ethik-Regeln des Unternehmens verstosse. Diese besagen, dass Google keine Dienste anbietet, die zu Verletzungen von Menschenrechten führen.

Chinesischen Medien dementieren Berichte

Die chinesischen Staatsmedien haben Berichte über eine Rückkehr von Google bislang zurückgewiesen. Der Internetgigant hatte sich 2010 unter anderem wegen der Zensurvorschriften aus China zurückgezogen. Die Behörden dort haben zahlreiche Dienste der Amerikaner blockiert, darunter die zentrale Suchmaschine, die Videotochter YouTube oder der E-Mail-Dienst Gmail. China sperrt allerdings nicht nur Google und seine Dienste. Auch soziale Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube und WhatsApp sind geblockt – ebenso Nachrichtenseiten der «New York Times», des «Wall Street Journals» und politisch heikle oder chinakritische Webseiten.



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