IT-Messe 11.06.2018, 07:06 Uhr

Das bietet die Cebit 2018

Ab heute bis 15. Juni erwartet die Besucher in Hannover ein Tech-Event mit Konferenzen und Networking. Computerworld stellt die Highlights der ersten Sommer-Cebit vor.
(Quelle: cebit)
Dieses Jahr soll auf der Cebit in Hannover alles anders werden. Weil die einst gefeierte IT-Messe zuletzt nur noch im Schatten anderer grosser IT-Events wie dem Mobile World Congress in Barcelona vor sich hin dümpelte und Besucher­rekorde oder schillernde Messepartys schon lange der Vergangenheit angehören, wagen die Messeveranstalter nun einen kompletten Neuanfang.
CEBIT 2018: Erstmals findet die Messe als „Innovationsfestival für Digitalfans“ statt.
Quelle: Deutsche Messe
Erstmals seit 1986 findet die Cebit nicht im regnerisch-kühlen März, sondern im Sommer statt und will damit für die Besucher attraktiver werden. Doch der neue Termin ist die kleinste Veränderung: Die Veranstalter bewerben die Cebit nicht mehr als klassische Messe, sondern als «Innovationsfestival für Digitalfans».
“Die Cebit 2018 verbindet ­bekannte Messe-Elemente mit inspirierenden Konferenz-­Formaten, innovativen Netzwerk-Plattformen und ­kreativen, künstlerischen Festival-­Elementen.„
Oliver Frese
Cebit-Vorstand bei der Deutschen Messe AG,
Hannover
Von heute an bis zum 15. Juni erwartet die Besucher ein sogenanntes New-Tech-Event mit Konferenzen und Networking in neuen Formaten. «Die Cebit 2018 verbindet bekannte Messe-Elemente mit inspirierenden Konferenz-Formaten, innovativen Netzwerk-Plattformen und kreativen, künstlerischen Festival-Elementen», fasst Oliver Frese, Cebit-Vorstand bei der Deutschen Messe, das neue Konzept zusammen.
Die Digitalisierung verändere mit innovativer Technologie die Unternehmen, das gesamte Wirtschaftsgefüge, das Nutzerverhalten und auch die Art und Weise, wie wir zusammenleben. Diese unterschiedlichen Perspektiven bildeten die Leitidee für das neue Konzept. «Nur die Cebit mit ihrer Geschichte und ihrer tiefen Verwurzelung in der digitalen Wirtschaft kann diese Elemente glaubhaft zusammenführen», so Frese weiter.

Open-Air-Campus

Die neue CEBIT besteht aus vier Elementen: d!conomy greift das Messemotto der letzten Jahre auf und will Raum für die Digitalisierung schaffen. Internationale Unternehmen der digitalen Wirtschaft präsentieren konkrete Lösungen und Technologien, mit denen die Unternehmen die Transformation erfolgreich umsetzen.
Das zweite Element, d!tec, wirft einen Blick in die digitale Zukunft. Innovative Technologien, die an der Schwelle zur Markteinführung stehen, und disruptive Geschäftsmodelle sollen verdeutlichen, was zukünftig machbar sein wird. d!tec will Forschung und Start-ups, innovative Technologie und Kreati­vität zu neuen Geschäftsmodellen zusammenführen.
“Die Unternehmen und die internationale Messelandschaft haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Als international führende Plattform für die digitale Transformation muss sich auch die Cebit neu aufstellen.„
Dr. Bernhard Rohleder
Hauptgeschäftsführer des Digitalverbands Bitkom
Das Konferenzformat d!talk bietet den Veranstaltern zufolge Platz für den notwendigen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Diskurs. Mit einer zentralen Keynote-Bühne und etlichen kleineren Bühnen soll d!talk die Drehscheibe für Know-how und Visionen sein.
Das Herz der neuen Cebit soll der d!campus unter dem Expo-Dach bilden – und als Rahmen für Networking und Interaktion bis in die Abendstunden dienen.
Trotz aller Neuerungen und hippem Festival-Charakter: Auch weiterhin soll die Messe die altbekannten Themen der Digitalisierung abdecken – von Blockchain und Drohnen über Internet of Things bis hin zu Robotern, Security und Virtual Reality. «Um ein Beispiel zu nennen: Bei d!conomy präsentieren die Unternehmen konkrete Einsatzbereiche für Künstliche Intelligenz in Form von Chat-Bots oder in der Datenanalyse. Bei d!tec erleben die Besucher neueste Forschungsergebnisse und Start-ups, die sich mit Hilfe von KI mit neuen Geschäftsmodellen am Markt etablieren wollen, sei es rund um das autonome Fahren oder mit einem Serviceroboter im Gesundheitswesen», so Cebit-Chef Oliver Frese.
Man werde zusammen mit bisherigen und neuen Partnern alle wesentlichen Trends der Digitalisierung nach diesem Prinzip noch stärker ausarbeiten, erlebbar machen und deren Geschäftspotenziale genauso diskutieren wie die wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Take-off Monday

Während die Messehallen erst am Dienstag, 12. Juni, ihre Tore öffnen, startet die Cebit bereits am Montag, 11. Juni, mit dem sogenannten Take-off Monday. Auf dem Konferenztag dreht sich alles um das Thema Digitalisierung.
IBM-Chefin Ginni Rometty: Mit ihrer Keynote über Künstliche Intelligenz eröffnet sie die CEBIT 2018.
Quelle: IBM
Den Auftakt bildet ein Vor­­-trag von Jaron Lanier. Der US-ame­rikanische Informatiker und Autor, der als Wissenschaftler bei Microsoft Research ar­beitet, gilt als Ikone der Virtual-Reality-Bewegung, ist aber gleichzeitig auch einer der kritischsten Beobachter des Internets. Lanier wurde aufgrund seiner fundamentalen Kritik an den Geschäftsmodellen der grossen Internetunternehmen 2014 mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Zu den weiteren Sprechern auf dem Take-off Monday ge­hören unter anderem Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Indus­trie, und Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft.
Die Cebit Welcome Night in Halle 11, für die man eine persönliche Einladung braucht, soll das inhaltlich dichte Programm des ersten Messetags abrunden. Auf der Welcome Night eröffnet Ginni Rometty, President und CEO von IBM, mit ihrer Keynote dann offiziell die neue Cebit. In ihrer Rede wird sie unter anderem erläutern, wie Künstliche Intelligenz Unternehmen und Kunden hilft.

scale11

Die neue Messe soll vor allem für junge, aufstrebende Unternehmen das ideale Umfeld sein, um sich dem internationalen Markt vorzustellen und neue Geschäftspartner zu finden.
In dem bereits aus früheren Jahren bekannten Ausstellungsbereich scale11 präsentieren sich Start-ups, Kapitalgeber und etablierte Unternehmen unter dem Motto «Ready – steady – go» in Halle 27 innerhalb der Plattform d!tec.
Wichtigster Partner bei der Entwicklung und Gestaltung von scale11 ist dabei der Bundesverband Deutsche Startups. Er wird an mehreren Tagen Informations- und Diskussionsveranstaltungen mit Vertretern von Start-ups, Politikern und Investoren durchführen.
Neu ist das Start-up-TV. Erstmals wird es täglich eine Fernsehsendung geben, die jeweils am frühen Nachmittag rund eine Stunde lang über neue Unternehmen sowie Themen und Hintergründe rund um die Start-up-Szene berichtet.

Hauseigene Konkurrenz

Nachdem der Software-Riese Microsoft bereits auf der letztjährigen Cebit ohne eigenen Stand, sondern nur bei Partnern vertreten war, zieht sich in diesem Jahr die Deutsche Telekom ein Stück weit von der
Cebit zurück. Auf einen klassischen Stand verzichtet das Unternehmen. Stattdessen steht auf dem d!campus der Open-Telekom-Cloud-Truck und man richtet am 14. Juni auf der Grand Central Stage in Halle 27 einen Digitalisierungstag aus.
Damit verstärkt sich der Trend, dass immer mehr klassische IT-Anbieter zwar weiterhin in Hannover ausstellen, aber der Cebit die Industriemesse Hannover Messe vorziehen – auf der im April sowohl Micro­soft als auch die Deutsche Telekom präsent waren.
Dasselbe gilt für die Cloud-Giganten Amazon und Google. Sowohl Amazon Web Services als auch die Goo­gle Cloud haben auf der Hannover Messe aus­gestellt – auf der Cebit fehlen beide.

Jahrmarkt mit Riesenrad

Klotzen, nicht kleckern heisst es dagegen in diesem Jahr beim Walldorfer Software-Unternehmen SAP. Es lädt auf insgesamt 2300 Quadratmetern zum Jahrmarkt der Innovationen. Herzstück des Messeauftritts ist ein 60 Meter hohes Riesenrad auf dem d!campus. In 40 Kabinen erleben Besucher Showcases und Expertengespräche rund um die Themen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Internet of Things.
Software-Unternehmen SAP: Lädt auf 2300 Quadratmetern zum „Jahrmarkt der Innovationen“.
Quelle: SAP
HPE, die Unternehmenssparte von Hewlett-Packard, zeigt in Halle 12 zahlreiche Anwendungsbeispiele der digitalen Transformation.
Dazu gehören unter anderem Produktionsmaschinen, die sich selbst reparieren, intelligente Räume, die Menschen leiten, Rechenzentren, die bevorstehende Engpässe selbstständig beheben, sowie neuartige Computer, die Millionen von Krankheitssymptomen vergleichen, um genau die richtige Medikation zu finden.
Volkswagen plant auf der Messe einen Erlebnisraum für Interessierte, Fachleute, Start-ups und Nachwuchskräfte. Zu den Themen des Autobauers gehören auf der Cebit vernetzte Fahrzeuge, autonomes Fahren, Quanten-Computing, Künstliche Intelligenz im Unternehmen, Blockchain und Virtual Reality. Zudem verspricht Volkswagen eine nicht nähere bezeichnete Weltpremiere.
Zu finden ist der Volkswagen-Konzern in Halle 25. Am Dienstag, 12. Juni, findet mit dem «Volkswagen Summit» zudem ein ganztägiger Talk in Halle 27 statt. Spezialisten aus dem Unternehmen sprechen gemeinsam mit Experten aus Wissenschaft und Politik über die Zukunft in all ihren Facetten.
Nicht nur eröffnet die IBM-Chefin Ginni Rometty die Cebit mit ihrer Keynote, IBM präsentiert sich auch mit zwei Pavillons im neuen d!campus. Das Unternehmen lädt Besucher zu einer digitalen Reise ein, die in die vernetzte Welt aus Cloud, und Künstlicher Intelligenz führt.

App-Spektroskop

Auch Europas grösste Organisation für anwendungsorientierte Forschung, die Fraunhofer-Gesellschaft, ist mit mehreren Instituten auf der Cebit vertreten.
Smartphone als Spektro­skop: Die App HawkSpex Mobile soll zum Beispiel das Aufdecken vertuschter Karosseriereparaturen ermöglichen.
Quelle: Fraunhofer-Institut IFF
Hier spielen die Trendthemen Künstliche Intelligenz, kognitive Systeme und lernende Maschinen auf dem Messestand in Halle 27 ebenfalls eine zentrale Rolle. So zeigt etwa das Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik (HHI) die neuesten Entwicklungen im Bereich Mensch-Technik-Interaktion.
In einem sogenannten Virtualizer lassen sich zum Beispiel Objekte in Echtzeit und mit hoher Auflösung dreidimensional erfassen und direkt in virtuellen Szenen, etwa mittels VR-Brillen, anzeigen.
Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung (IFF) zeigt HawkSpex Mobile. Dabei handelt es sich um eine Smartphone-App, mit der sich das Mobilgerät als Spektroskop nutzen lässt. Hierzu blinken auf der gesamten Display-Fläche des Smartphones verschiedene Farben schnell hintereinander. Synchron dazu nimmt die Frontkamera das Licht auf, das das auf diese Weise beleuchtete Messobjekt reflektiert.
Mögliche Einsatzfelder sind zum Beispiel das Prüfen von Lebensmitteln auf Frische und Behandlung oder von Karosserieteilen zur Aufdeckung vertuschter Reparaturen. Auch das Testen der Echtheit von Medikamenten könnte ein Einsatzgebiet sein.

Mobiler Türöffner

SpotMini: Der knapp ein Meter kleine ­Roboter ist am Messe-Dienstag live zu ­erleben.
Quelle: Boston Dynamics
SpotMini heisst ein ungefähr 80 Zentimeter kleiner und 30 Kilogramm schwerer Roboter von Boston Dynamics. Der Tech-Vierbeiner zeichnet sich durch seine einzigartige Beweglichkeit aus und ist seit Kurzem sogar in der Lage, selbstständig Türen zu öffnen.
Am Dienstag, 12. Juni, kommt der Gründer von Boston Dynamics, Marc Raibert, im Rahmen des d!talks mit seinem Roboter nach Hannover.

VDE Tec Summit

Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informa­tionstechnik (VDE), einer der grössten technischen Zusammenschlüsse Europas, präsentiert sich am Donnerstag und Freitag auf dem Messegelände in Hannover mit dem Tec Innovation Tank und mit Tec Meets Science zu allen Themen rund um die digitalen Technologien.
Der Tec Innovation Tank richtet sich in erster Linie an Studierende und junge Professionals und bietet ihnen die Möglichkeit, mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen, die auf der Suche nach ihren Mitarbeitern von morgen sind.
Bei Tec Meets Science treffen Forscher und Wissenschaftler aus Hochschulen, Instituten und Unternehmen zusammen, um gemeinsam einen visionären Blick in eine immer komplexer werdende Zukunft zu wagen.


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